0479 - Der Blutjäger
so bald wieder aufhören zu grübeln.
***
Der dunkle Rolls-Royce Silver Cloud stoppte in einer Feuerwehrzufahrt; in den Abendstunden waren die Parkplätze vor den Häusern naturgemäß recht rar geworden. Von Parkverbotszonen hatte Brian allerdings noch nie viel gehalten; er vertrat die Ansicht, daß, wer ein so teures Auto fuhr, sich ruhig über Vorschriften und Gesetze hinwegsetzen konnte. Eine Ansicht, die er mit zahlreichen wesentlich profanere Angeberfahrzeuge bewegenden Verkehrsrüpeln teilte - was diese Ansicht keineswegs legitimer erscheinen ließ.
Sir Ronald kümmerte sich nicht darum. Für ihn war nur wichtig, daß Brian den Rolls-Royce fuhr. Der Vampir sah durch das Autofenster an der Hausfassade empor; diesmal brannte oben im 7. Stock Licht. Aber das war nicht das einzige Zeichen. »Sie ist wieder da«, flüsterte er. »Und sie ist nicht allein.«
»Was werdet Ihr jetzt unternehmen, Herr?« fragte Brian lauernd.
»Dem Bobby davonfahren, der sich zielstrebig nähert, um uns einen Strafzettel wegen verbotswidrigen Parkens zu verabfolgen«, sagte Sir Ronald, der den Polizisten bemerkt hatte. »Fahr los, du Trottel, ehe wir auffallen.«
Brian startete den Rolls-Royce wieder und fuhr die nächste Runde ums Stadtviertel.
Sir Ronald lehnte sich zurück. Er überlegte; hoffentlich wirkten die Mittel, die er angewandt hatte. Er mußte das Fotomädchen Rhiannon für sich gewinnen, und er mußte den unbekannten Konkurrenten ausschalten.
Aber er hatte noch ein weiteres Problem.
Es wurde dunkel. Und in ihm erwachte der Durst nach Blut.
***
Sid Amos spannte Daumen, Zeige-und Mittelfinger seiner künstlichen rechten Hand auf zum Fingerspitzendreieck. Er konzentrierte sich auf Professor Zamorra und sah ihn wieder in einem Flugzeug. Es war in nördlicher Richtung unterwegs.
»Narr«, murmelte Sid Amos. »Warum hat er nicht auf mich gehört? Warum hat er nicht verstanden, was ich ihm sagen wollte? Bei Put Satanachias Ziegengehörn - muß man denn wirklich alles selber machen? Als ob ich nicht auch so schon genug zu tun hätte.«
Immerhin - nicht nur dem großen Zauberer Merlin war es gegeben, katastrophale Fehler zu begehen, die andere dann wieder ausbügeln durften. [1]
Auch Zamorra hatte, indem er nicht auf den Hinweis hörte, einen Fehler begangen. Allerdings keinen derart elementaren.
»Na schön«, knurrte Sid Amos. »Kümmere also ich mich darum aber erst, wenn ich mein Geschäft unter Dach und Fach gebracht und diese Drogenhändler hereingelegt habe.«
Er kicherte und rieb sich halbwegs zufrieden die Hände.
***
Rhiannon hatte die Weingläser gefüllt. »Auf dein Wohl«, sagte der Druide und hob sein Glas. Sie tranken. Gryf kam ins Grübeln. Er nahm einen weiteren, kleinen Schluck und schüttelte dann den Kopf. »Darf ich die Flasche mal sehen?« bat er.
Rhiannon reichte sie ihm. Er studierte das Etikett und runzelte die Stirn. Wiederum nahm er einen kleinen, prüfenden Schluck, bewegte ihn im Mund hin und her und schluckte ihn schließlich - wenn auch mittlerweile sichtbar widerwillig.
»Schmeckt er dir nicht?« fragte Rhiannon.
Gryf verzog das Gesicht. »Ich kenne diesen Wein«, sagte er. »Ich habe ihn schon getrunken. Vom gleichen Jahrgang. Und das ist noch gar nicht lange her. Aber damals schmeckte er wesentlich anders.«
»Was meinst du damit?«
Gryf zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht genau sagen. Aber -erstens schmeckt er nicht so wie damals, und zweitens hat er dafür, daß es sich um Rotwein handelt, eine doch recht seltsame Geschmackskomponente. Die ist es wohl, die mich stört, dabei kann ich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, wonach dieses Störende schmeckt.«
»Du mußt dich irren«, erwiderte sie. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dir einen gepanschten Wein vorsetze. Oder Etikettenschwindel betreibe -billiges ›Pennerglück‹ in hochwertiger Flasche?«
»Wo hast du denn den Fachausdruck her?« schmunzelte Gryf. »Doch bestimmt nicht aus der Zeitung!«
Sie winkte ab. »Komm, Druide. Was soll nun mit dem Wein los sein?«
»Ich kann’s nicht definieren«, gestand er erneut. »Es ist nur irgendwie -anders. Ich glaube, ich sollte nichts mehr von dieser Flasche trinken.«
»Vielleicht ist sie schlecht geworden«, überlegte Rhiannon. »Warte, ich hole die andere aus dem Keller.«
Ein paar Minuten später war sie wieder da und öffnete die neue Flasche, um in frische Gläser einzuschenken. Gryf probierte.
»Der schmeckt richtig«, stellte er fest.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher