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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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interessierte. Rhiannon mußte gewarnt werden.
    Francine hoffte, daß Rhiannon möglichst sofort heimfuhr und dann auch den Anrufbeantworter sofort abhörte, statt mit ihrem sogenannten Verlobten erst noch das Nachtleben Londons -oder Gloucesters - auszukosten.
    Überhaupt, dieser »Verlobte«! Das war doch ein recht seltsamer Auftritt gewesen, den er hier vollzogen hatte, und Rhiannon hatte sich in seiner Gegenwart nicht gerade so verhalten, als verbände die beiden ungetrübtes Glück. Da stimmte etwas nicht.
    Francine beschloß, die Polizei zumindest darauf hinzuweisen. Es paßte nicht zu Rhiannon, daß sie sich Hals über Kopf verlobte - vor ein paar Tagen war noch nicht die Rede davon gewesen, daß sie neuerdings mit einem Mann zusammen war. Francine war sicher, eine exakte Personenbeschreibung dieses »Verlobten« geben zu können.
    Vielleicht steckte er mit dem Fotodieb unter einer Decke.
    Aber ein Komplott gegen ein Fotomodell?
    Einen klaren Sinn ergab das zumindest nicht.
    ***
    Der Vampir besann sich alter okkulter Kräfte und präparierte die Wohnung mit einigen magischen Zeichen, von denen er hoffte, daß sie ihre Wirkung auf das Mädchen nicht verfehlen würden. Plötzlich sah er seinen Diener, der gerade dabei war, sich an der Hausbar zu bedienen. Brian war vorsichtig genug, keine verschmutzten Gläser zu hinterlassen; er trank aus der Flasche und wischte den Flaschenkopf dann sorgfältig wieder ab.
    Sir Ronald zerrte ihn schwungvoll von der in die Wohnzimmerschrankwand eingebauten Hausbar weg. Er warf einen Blick auf die Vorräte - und plötzlich kam ihm eine Idee.
    Er sah eine Rotweinflasche, die nur noch zur Hälfte voll war, und er sah die eigenartig etikettierte Flasche mit dem Kräuterlikör namens »Dracula«. Sir Ronald schüttelte den Kopf; die Geschmacklosigkeit der Sterblichen schien unüberbietbar zu sein. Den ehrwürdigen Namen Dracula zu schänden, indem man einen Rachenputzer nach ihm benannte, schien dem 4. Earl of Teltow der Gipfel der Frechheit. Aber - beide Flaschen waren schon einmal geöffnet worden, und beider Flaschen Inhalt war rot.
    Es war anzunehmen, daß Rhiannon - und vielleicht auch ihr derzeitiger männlicher Begleiter - in Kürze wieder von den beiden Flaschen trinken würden. Der Vampir lächelte; warum sollte er sich dieser Gewohnheit nicht bedienen und einmal einen etwas unkonventionellen Weg einschlagen?
    Er öffnete beide Flaschen. Dann ließ er sich von Brian dessen Taschenmesser reichen und ritzte damit seinen linken Daumen auf. Ein Dutzend Tropfen Vampirblut in jede Flasche mußte reichen. Der Earl verkorkte und verschraubte die Flaschen wieder und ließ sie von Brian lange und ausgiebig schütteln, damit sich das Vampirblut mit dem Alkohol gut vermischte.
    »Gehen wir nun«, sagte er, nachdem er seine Arbeit als erledigt ansah. Als Brian die Wohnung bereits verließ, kam dem Vampir eine weitere Idee; er griff in die Innentasche seines dunklen Blazers und fischte eines der Fotos heraus. Er legte es in der Nähe der Hausbar ab; dann folgte er seinem Diener.
    »Wir werden ein wenig in der Stadt herumfahren«, befahl er dann, »und etwa jede Stunde einmal wieder hierher kommen und anhalten. Ich denke, es wird mir nicht entgehen, wenn jene Rhiannon wieder in ihrer Wohnung ist. Dann sehen wir weiter.«
    ***
    Professor Zamorra und seine Gefährtin verließen das Taxi, dessen Fahrer sofort wieder dem nächsten Auftrag entgegeneilte, und näherten sich dem Reihenhaus am Stadtrand, in dem Babs Crawford wohnte. Zamorra drückte auf den Klingelknopf und malte sich schon die Überraschung der Sekretärin aus, die immer noch bei Scotland Yard arbeitete. Offenbar verkraftete sie das; Zamorra war nicht sicher, ob er damit fertig werden würde, in einem Betrieb zu arbeiten, in welchem ihn alles jederzeit an den toten Lebensgefährten erinnerte. Aber Babs Crawford war eine starke Frau.
    Er klingelte noch einige Male. Niemand öffnete. Nicole sah auf ihre Armbanduhr.
    »Seit über einer Stunde müßte sie eigentlich Feierabend haben. Sie müßte längst hier sein.«
    »Es sei denn, sie macht noch Einkäufe und verspätet sich dadurch«, wandte Zamorra ein. »Na schön, machen wir es uns auf den Treppenstufen gemütlich.«
    »Das wird nicht nicht nötig sein«, sagte eine fremde Frauenstimme. Verblüfft wandten Zamorra und Nicole sich um. »Es sei denn, Sie haben die Absicht, rund zwei Wochen zu warten« fuhr die Nachbarin fort. »Miß Crawford ist in Urlaub; irgendwo in der Südsee.

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