Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Ich kümmere mich derweil ein wenig um ihr Haus. Ich glaube, ich kenne Sie - Sie sind doch dieser Gespensterprofessor, nicht wahr?«
    »Ich habe Sie einige Male gesehen, wenn Sie kamen oder gingen« fuhr die freundliche Nachbarin fort. »Und Miß Crawford hat mir viel von Ihnen erzählt; sie schwärmt regelrecht von Ihnen. Ist es sehr wichtig?«
    »Was, bitte?« warf Nicole ein.
    »Nun, Ihr Besuch. Ist es etwas Dringendes? Miß Crawford hat mir die Telefonnummer ihrer Hotelanlage mitgeteilt. Ich könnte sie also anrufen und…«
    Zamorra und Nicole schüttelten synchron die Köpfe. »Ein reiner Freundschaftsbesuch. Wir waren gerade mal in der Nähe. Schade, aber das ist nun mal unser Risiko, wenn wir uns nicht vorher anmelden. Haben Sie vielen Dank.«
    »Wofür? - Möchten Sie noch auf eine Tasse Tee hereinkommen? Oder soll ich Ihnen ein Taxi rufen? Ich sehe, daß Sie ohne fahrbaren Untersatz hier sind.«
    »Das wäre äußerst nett, Mylady«, lobte Zamorra, der an einer Plauderstunde bei Tee und knochentrockenem Zuckergebäck nicht brennend interessiert war. Immerhin - es war gut, zu wissen, daß es in der Nachbarschaft jemanden gab, der sich um Babs kümmerte.
    »Nun gut, Fehlanzeige«, sagte Zamorra, als sie zwanzig Minuten später wieder in einem Taxi saßen. »Vielleicht bekommen wir noch eine Abendmaschine nach Edinburgh. Ich habe nämlich keine Lust, von London bis ins hohe Schottland hinauf mit dem Auto zu fahren.« Letzteres wäre organisatorisch kein Problem gewesen; in der Londoner Niederlassung des international tätigen Möbius-Konzerns, mit dessen Senior- und Juniorchefs Zamorra und Nicole eng befreundet waren, wurde Zamorras Mercedes 560 SEL ständig gewartet und bereitgehalten; sobald er in London war, wurde ihm der Wagen auf Wunsch zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Heathrow-Airport gebracht. Für die Fahrten zu seinem Landsitz in der Grafschaft Dorset, dem Beaminster-Cottage, war das recht nützlich. Doch eine Autofahrt in die schottischen Highlands war eine andere Sache.
    »Erfahrung macht schlau«, sagte Nicole. »Diesmal rufen wir vorher an. Nicht, daß wir nach Schottland fliegen und Sir Bryont befindet sich gerade hier in London in einer Parlamentssitzung…«
    Er befand sich nicht, und sie bekamen noch Tickets für die Abendmaschine nach Edinburgh.
    ***
    Im zeitlosen Sprung war Gryf mit Rhiannon wieder in ihre Wohnung nach Gloucester zurückgekehrt. Rhiannon verdrehte die Augen und steuerte die Hausbar an. »Jetzt brauche ich erst mal etwas, das die Seele kräftigt«, sagte sie und öffnete die »Dracula«-Flasche. »Für dich auch, verlobter Druide?«
    Gryf schüttelte sich. »Um Himmels Willen! Aber wenn du einen schwarzgebrannten schottischen oder irischen Whisky hast, sage ich nicht nein.«
    »Schwarzgebrannt nicht, nur legal gekauft. ›Tullamore Dew‹ oder ›Glenfiddich‹?«
    »Letzterer«, entschied Gryf.
    Rhiannon füllte zwei Gläser fast bis zum Rand. Ihren »Dracula« trank sie trotzdem erst noch, ehe sie mit Gryf anstieß. Der Druide schüttelte den Kopf; man konnte über Rhiannon sagen, was man wollte - aber von Spirituosen verstand sie wenig. Okay, sie hatte da ein paar gute Whiskymarken gebunkert. Aber vor dem Trinken die Geschmacksnerven mit diesem Kräuterlikör abzutöten, sprach nicht gerade von Trinkkultur.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagte Rhiannon. »Daß wir in London gewesen sind und die Fotositzung stattgefunden hat - und jetzt sind wir wieder hier. Was ist das für ein Trick? Ich habe das Gefühl, daß mir wenigstens ein ganzer Tag im Kalender fehlt. Von hier bis zur Agentur fahre ich mit meinem Wagen gut drei Stunden - Londons Stadtstauverkehr eingerechnet.«
    Gryf versuchte ihr das Phänomen so verständlich wie möglich zu erklären; immerhin war sie jetzt soweit, daß sie das Unglaubliche akzeptieren mußte. »Wenn du glaubst, geträumt zu haben, brauchst du bloß morgen den Fotografen anzurufen«, hatte er vorgeschlagen.
    »Kannst du auch Hellsehen und Gedankenlesen?« fragte sie nachdenklich.
    »Hellsehen nicht.«
    »Aber Gedankenlesen. Hast du es bei mir probiert?«
    Gryf lachte leise auf. »Natürlich nicht. Ich bin weder an deinen intimen Geheimnissen interessiert noch an denen anderer Leute. Ich habe meine eigenen Probleme, brauche mir nicht die anderer Menschen zusätzlich aufzuhalsen. Sei unbesorgt, ich bin kein Gedankenschnüffler. Allerdings…«
    »Was?« fragte sie; er registrierte, daß ihre schmalen Nasenflügel bebten.
    »Allerdings

Weitere Kostenlose Bücher