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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schultern.
    »Ich weiß es nicht« sagte sie. »Ich weiß nur, daß du mich nicht so überrumpeln darfst. Ich muß damit fertig werden, darüber nachdenken. Ich brauche Zeit.«
    »Spürst du nicht dasselbe wie ich?« stieß er hervor.
    »Das würde ich dir nicht sagen. Ich bin sogar sicher, daß es besser ist, wenn du jetzt gehst.«
    Seine Augen wurden groß. »Rhiannon…«
    »Ich muß für eine Weile allein sein«, sagte sie entschieden. »Das geht aber nicht, wenn du im Nebenzimmer hockst. Dann kann ich mich nicht allein fühlen. Ich muß da alles überdenken. Bitte, Gryf - geh jetzt.«
    Er erhob sich; er mußte ihren Wunsch respektieren. Er konnte nicht anders; sie jetzt zu drängen, hätte seinem eigenen Wesen widersprochen. Vielleicht war es auch gut so - dann hatte auch er Zeit, seine Gefühle zu analysieren und herauszufinden, woran er mit jener Frau war, die ihn so fesselte wie keine andere in den letzten Jahrhunderten.
    »Wann sehen wir uns wieder?« fragte er leise.
    »Du kannst es ja morgen Abend mal versuchen«, erwiderte sie. Ihre Blicke kreuzten sich; sie sah sofort zur Seite -und stutzte.
    Da lag ein Foto.
    ***
    Brian stoppte den Rolls-Royce wieder vor dem Mietshaus. Nach wie vor brannte im siebten Stock Licht, und Sir Ronald sah die Schatten zweier Menschen, die sich am Vorhang abzeichneten, als würden sie auf eine Leinwand projiziert. Aber es hätte dieser sich bewegenden Schatten nicht bedurft. Er spürte auch so, daß sich, zwei Wesen in der Wohnung befanden - Rhiannon und ihr Liebhaber, Sir Ronalds unmittelbare Konkurrenz.
    Nebenbei wurde auch der Durst in ihm immer stärker. Er mußte Blut trinken, so schnell wie möglich. Wütend verdrängte er den Gedanken, seine Eckzähne in Brians Hals zu schlagen. Als Vampir nützte sein Diener ihm ebensowenig wie als Leichnam. Brian war tabu - und wie es aussah, wußte der Bursche das sogar und erlaubt sich seine zeitweisen kleinen Frechheiten gerade deshalb.
    Das Blut des Rivalen trinken. Das wäre es. Aber noch befand jener sich oben in der Wohnung und Sir Ronald konnte nicht sicher sein, ob und wie sein Trick mit den Blutstropfen in den Getränken gewirkt hatte. Wenn, dann würde jeder, der davon trank, mittlerweile beeinflußt sein.
    Aber es sah nicht so aus, als würden Rhiannon und ihr Liebhaber sich jetzt trennen oder zerstreiten. Der Vampir preßte die Zähne gegeneinander. »Schau dich nach einem Opfer um«, zischte er Brian zu. »Ich muß trinken.«
    Brian verzog das Gesicht. Diese Anweisung war mehr als ungewöhnlich. Sir Ronald besorgte sich seine Jagdbeute normalerweise selbst; es gehörte nicht zu den Obliegenheiten des Dieners, sich auch noch darum zu kümmern.
    Aber der Befehl seines Herrn war für ihn Gesetz. Also spähte er die Straße in beiden Richtungen aus. Bloß waren keine Passanten mehr unterwegs. Der ganze Straßenzug war wie ausgestorben, von ein paar Lichtpunkten diverser hochliegender Fenster einmal abgesehen.
    Was die Blutjagd anging, hatte Sir Ronald in dem ihm unbekannten Gloucester anscheinend ziemlich schlechte Karten…
    ***
    Gryf war ans Fenster getreten; er zog den dünnen Vorhang etwas beiseite und sah nach unten auf die Straße. Für ihn eine Routinehandlung; auch, wenn er seine Druidenfähigkeiten nicht einsetzte, wollte er nach Möglichkeit immer wissen, was um ihn herum vorging. Die Straßen waren menschenleer; auch Autos fuhren jetzt gerade nicht, aber Gryf entdeckte auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Wagen, der ihm heute schon einmal aufgefallen war. Selbst wenn die Straßenbeleuchtung wesentlich schwächer gewesen wäre, hätte er ihn wiedererkannt - Silver Clouds waren weltweit recht spärlich gesät, und es war nicht anzunehmen, daß es gleich zwei von diesen sündhaft teuren Oldtimer-Limousinen hier gab.
    »Sag mal, wohnt der Vogel hier in der Straße, dem diese Bonzenschleuder gehört?« erkundigte Gryf sich.
    Er bekam keine Antwort. Etwas irritiert wandte er sich um und sah Rhiannon, die ein Foto in der Hand hielt.
    »Hast du die Sprache verloren?« fragte er.
    Sie hob den Kopf und sah ihn durchdringend an. »Erklär mir das«, verlangte sie.
    »Was?« fragte Gryf ahnungslos, trat vom Fenster zurück und kam näher.
    Das Foto zeigte Rhiannon. Eine Badeanzug-Aufnahme, die ihre Figur zeigte, ohne sie zu enthüllen. »Ein Foto von dir«, sagte Gryf trocken. »Etwas ungewöhnlich - läßt du dich nicht normalerweise nackt ablichten? Was soll ausgerechnet ich da erklären?«
    »Wie kommt diese Foto

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