0479 - Eine Puppe aus Manhattan
es zwischen Al Rankins und mir zu einer heftigen Schlägerei gekommen war. Die Gangster hatten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hatten erst Rankins und dann mich erledigt. Sie bauten darauf, daß der Mord an mir hängenbleiben würde.
»Warum sagen Sie nichts?« fragte das Mädchen hinter mir.
Ich drehte mich um. »Wann sind Sie in die Wohnung gekommen?«
»Vor ein paar Minuten. Ich sah Al liegen und…« Sie barg das Gesicht in den Händen und begann erneut zu schluchzen. Ich fragte mich plötzlich, ob sie Theater spielte und lediglich den Auftrag hatte, die Entwicklung der Geschehnisse an Ort und Stelle zu überwachen. Langsam ließ sie die Hände sinken und starrte ins Leere.
»Es ist der erste Tote, den ich zu Gesicht bekomme«, murmelte sie. Jetzt wirkte ihre Erschöpfung sogar echt.
»Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?« wollte ich wissen.
»Mit dem Schlüssel natürlich!«
»Sie waren Als Freundin?«
»Ja. Mein Name ist Trenton«. erwiderte sie leise. »Suzan Trenton.«
»Waren Sie mit Al verabredet?«
»Nein… ich wollte nur mal vorbeischauen, weil er um diese Zeit meistens zu Hause war.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihm gesprochen?«
»Gestern abend.«
»Waren Sie hier, in seiner Wohnung?«
»Ja.«
»Benahm er sich anders als sonst?«
»Al? Keine Spur! Er war besonders guter Dinge, fand ich«, meinte das Mädchen.
»Seit wann kennen Sie ihn?«
»Drei, vier Monate. Ich mochte ihn sehr. Wir wollten heiraten«, sagte das Girl.
»Wovon lebte Al? Womit' verdiente er sein Geld?« Ich stellte die Fragen schnell hintereinander. Irgendwie mußte es mir gelingen, ihr einstudiertes Konzept zum Wanken zu bringen. Aber Suzan Trenton zuckte nur die runden Schultern. Ihre Tränen waren versiegt. Sie sah apathisch und erschöpft aus.
»Ich habe wirklich keine Ahnung«, erwiderte sie. »Al war immer gut bei Kasse.«
»Haben Sie ihn nie gefragt, wie er lebte und woher das Geld stammte?« erkundigte ich mich. »Vor der Hochzeit erkundigen sich die meisten Frauen doch nach dem Einkommen ihres Zukünftigen. Wenigstens war ich bislang dieser Meinung.«
»Al erwähnte einmal, daß er mit Grundstücken mäkelt«, meinte Suzan Trenton.
Ich ließ diesen Punkt fallen. »Hat er jemals meinen Namen erwähnt?«
»Ziemlich oft sogar. Er haßte Sie«, erklärte das Mädchen bereitwillig. »Was sollen diese Fragen? Sie wissen doch genau Bescheid!«
»Er wollte mich ermorden, nicht wahr?«
»Das hat er behauptet, aber ich glaube nicht, daß er‘s wirklich ernst gemeint hat. Es war für ihn ein Ventil, um seiner Bitterkeit Luft zu verschaffen. Al konnte es einfach nicht verwinden, daß Sie ihn für zwei Jahre ins Zuchthaus geschickt haben.«
»Das war nicht ich, das waren seine Richter«, korrigierte ich. »Und es wäre niemals dazu gekommen, wenn Al nicht für Graves gearbeitet hätte.« Ich machte eine kurze Pause und fragte dann: »Gab es sonst noch jemand, den er haßte?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Denken Sie nach!«
Suzan Trenton zitterte. »Ich kann nicht nachdenken!« erwiderte sie. »Ich wollte Al heiraten! Begreifen Sie doch endlich, was sein Tod für mich bedeutet!«
In diesem Moment klingelte es. Ich ging hinaus und öffnete die Tür. Phil grinste mir entgegen. »Hello, Jerry«, sagte er. »Ich wollte mich nur mal überzeugen, ob es hier tatsächlich so heiß zugeht, wie Mr. Rankins versichert hat.« Er wurde ernst, als er mein gezeichnetes Gesicht sah. »Es war also doch eine Falle!« fuhr er grimmig fort. »Ist der Kerl frech geworden?«
Ich machte kehrt und ging ins Wohnzimmer. Phil folgte mir. Sein Gesicht wurde hart, als er den Toten entdeckte. Suzan Trenton weinte wieder. Anklagend wies sie mit einer Hand auf mich. »Er hat ihn umgebracht!« schluchzte sie. »Er hat Al getötet!«
»Reden Sie keinen Unsinn!« sagte Phil scharf. Es war beruhigend, Phils klare, durch keine Zweifel belastete Antwort zu hören. Er schaute mich an. »Wer ist es gewesen?«
»Es waren zwei«, sagte ich. »Jedenfalls habe ich gerade soweit zählen können.«
»Sie waren schon hier, als du kamst?«
»Sie haben auf mich gewartet. Sie verstanden etwas von ihrem Handwerk. Du siehst es an meinem Gesicht.«
Phil erfaßte sofort die Situation. »Sie wollen dir das Ding anhängen«, sagte er. Er wandte sich an Suzan Trenton. »Waren Sie dabei, als es passierte?« Das Girl schüttelte den Kopf. Sie setzte sich. »Als ich kam, war schon alles vorüber. Die beiden lagen dicht beieinander. Ich
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