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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sie weiterhin allein waren.
    »Die Gilde hat das Stromnetz repariert«, erklärte Aiko. »Von nun an wird es schwieriger.«
    Er musste noch blinzeln, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen, stapfte aber bereits weiter. Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln.
    Falls jemand auf die Idee kam, die Nottreppe zu benutzen, würden sie sich nicht verbergen können.
    Im vierzigsten Stock angelangt, entspannte er sich etwas. Selbst in der Führungsetage waren die Ventilatorenschächte nicht besonders gesichert. Vermutlich wusste die Gilde nicht mal, was die Löcher in den Wänden zu bedeuten hatten. Thorntons Männer waren keine Technos, denen Knowhow und Strategie von Jahrhunderten zur Verfügung standen, sondern Plünderer, die ein paar Artefakte der Vergangenheit für sich nutzten. Bei Thornton selbst war sich Aiko nicht so sicher. Der Mann besaß einiges Wissen, das andernorts längst verloren gegangen war. Vielleicht war er ein Nachkomme von Bunkerleuten?
    Genug des Grübelns! Aiko löste die Abdeckplatte und leuchtete in den Schacht hinein. Drinnen war genügend Platz für eine Person. Es hatte sich zwar Kot und Staub aus fünfhundert Jahren angesammelt, aber er konnte keine größeren Hindernisse entdecken, die sie am Fortkommen gehindert hätten.
    Er faltete die Hände ineinander, um Aruula hinauf zu helfen, doch die Barbarin lehnte ab.
    »Nach dir«, forderte sie und strich vielsagend über ihre kurzen Fellshorts.
    Aiko gab sich empört. Er hatte im Moment wirklich Besseres zu tun, als ihr auf den Hintern zu starren. Doch dies war nicht die Zeit für einen Disput. Schweigend trat er in ihre dargebotenen Hände und ließ sich in die Höhe stemmen. In dem engen Schacht roch es schlimmer als in der Umkleidekabine einer Footballmannschaft, trotzdem kroch er hinein.
    Aruula reichte ihm die Abdeckung, bevor sie sich aus eigener Kraft in die Höhe schwang. Geschickt verschloss sie den Schacht hinter sich, wahrend Aiko auf allen Vieren los kroch. An der ersten Abzweigung holte er sich den Etagengrundriss auf das Handschuhdisplay, um sich zu orientieren.
    »Links entlang«, flüsterte er.
    Die Lüftungsschlitze auf ihrem Weg waren zum Teil verstopft oder verhängt worden.
    Durch andere konnten sie einen Blick nach draußen werfen. Aiko erkannte den Gang wieder, durch den er am Nachmittag in Thorntons Kontor gelangt war. Die Büroräume waren immer noch mit Leben erfüllt.
    Um absolute Stille bemuht, robbten sie weiter.
    Ein verrotteter Ventilator hielt sie einige Zeit auf, doch Aiko bog die Flügelräder einfach zur Seite. Japanische Sprachfetzen drangen durch die Lüftungsschlitze, aber keiner der beiden konnte etwas davon verstehen. Aiko hatte die Muttersprache seiner Großeltern nie erlernt.
    Als sie sich Thorntons Kontor näherten, wurde es schon interessanter. Der Gildenführer befand sich in einem lautstarken Disput mit General Fudoh - und der wurde auf Englisch geführt.
    »Wenn Ihre Leute wirklich auf Aiko Tsuyoshis Gleiter geschossen haben, sitzen wir bis zum Hals im Dreck, General«, schimpfte Thornton. »Wenn der Cyborg erst mal weiß, was wir mit den Filmvorführungen bezwecken, dauert es nicht mehr lange, bis auch Miki Takeo informiert ist. Und der ist der Einzige in der Gegend, der uns noch gefährlich werden kann.«
    Aikos Herz schlug bei diesen Worten bis zum Hals. Sein Vater lebte also in unmittelbarer Nähe!
    »Ich habe gleich dafür plädiert, diesen LoBot zu töten«, erinnerte Fudoh. »Seine Schaltkreise könnten uns für das Projekt Afterlife sehr nützlich sein.«
    Thornton winkte ab. »Verschonen Sie mich mit den ungelegten Eiern Ihrer Wissenschaftler. Unsere Berserker stehen zum Einsatz bereit, das allein zählt. Falls sich Aiko noch mal hier blicken lässt…«
    Die Drohung blieb unausgesprochen, denn eine junge Frau stürmte ins Kontor. Hastig verbeugte sie sich vor General Fudoh, als wäre es eine Todsünde, unaufgefordert herein- zuplatzen.
    »Die Palisadenwache hat Alarm geschlagen«, meldete sie aufgeregt. »Die Nams rotten sich zusammen! Diesmal sind auch viele Blax, Mechicos und Pales dabei. Sie wissen, dass die beiden Mechicos, die heute Mittag starben, durch unterfrequente Konditionierungen beein- flusst waren.«
    »Ein Liquidierung?« Thornton schäumte vor Wut. »Warum weiß ich nichts davon?«
    »Sie wurde überraschend notwendig«, erklärte der General gleichmütig. »Wir haben festgestellt, dass manche Berserker ohne Befehl aktiv werden, wenn sie sich die Vorstellung zwei Mal

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