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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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    »Gibt es sonst noch etwas, über das ich nicht auf dem Laufenden gehalten wurde?«, schnappte Thornton.
    Die Japanerin warf ihrem General einen vorsichtigen Seitenblick zu. Erst als der wippende Samuraihelm ein leichtes Nicken andeutete, sprach sie weiter: »Es gib da etwas, das wir uns nicht erklären können. Die aufgebrachte Menge skandiert die ganze Zeit: Rache für Maddraxl«
    »Maddrax?«, echote Thornton. »Nie gehört. Wer oder was soll das sein?«
    Die junge Frau war nicht sicher, hatte aber eine Vermutung. »Vielleicht einer von Aikos Vasallen, die den Projektor zerstört haben?«
    Aiko kam die Stimme der Japanerin bekannt vor, doch es dauerte einige Zeit, bis sie in seinen Sichtkreis trat. Als er endlich sah, wer in der schwarzen Ninja-Uniform steckte, hätte er am liebsten die Lüftungsschlitze eingetreten. Suno!, durchzuckte es ihn wie ein Stromschlag. Dieses kleine Miststück hat mich an der Nase herumgeführt!
    Aruula spürte mit ihrem Lauschsinn, wie sehr es in ihm brodelte. Beruhigend fasste sie ihn am Oberarm. Aiko gab ihr ein Zeichen, dass er sich unter Kontrolle hatte.
    Er konnte es kaum glauben. Suno! Das Mädchen mit den Zöpfen, das noch vor wenigen Stunden so hilflos gewirkt hatte, war in Wirklichkeit eine ausgebildete Killerin! Aiko wusste nicht, ob es an dem Kampfanzug oder ihren hochgesteckten Haaren lag, aber inzwischen wirkte sie überhaupt nicht mehr kindlich.
    Eigentlich nicht verwunderlich; Ninjas waren bekannt für ihre perfekten Maskeraden. Aber was hatte es mit der Prügelei am Hafen auf sich? War sie extra für ihn inszeniert worden, um ihn auf die Seite der Gilde zu ziehen? Oder hatte man Suno als Schatten enttarnt?
    Aiko schüttelte den Kopf, um die drängenden Fragen zu vertreiben. Er musste sich auf das konzentrieren, was im Kontor vor sich ging.
    Thornton trat ans Fenster, aber aus so großer Höhe ließ sich nicht genau erkennen, was auf dem Boden vor sich ging. »Fahren wir in den sechsten Stock«, schlug er dem General vor.
    »Die westliche Aussichtsplattform ist mit einem Sender ausgerüstet. Von dort aus können wir unsere Berserker rufen.«
    Es gab ein kurzes Wortgeplänkel, in dem der General seine Unzufriedenheit zum Ausdruck brachte, dann lief das Trio in Richtung der Fahrstühle. Auch sonst herrschte auf der Etage helle Aufregung. Viele Japaner drängten über die Treppen abwärts, um bei der Verteidigung des Towers zu helfen.
    Aiko wartete ab, bis sich der Trubel etwas legte, bevor er seine Finger durch die Lüftungsschlitze schob. Mit einem harten Ruck drückte er die Abdeckplatte nach außen. Geschmeidig ließ er sich in den Raum gleiten. Mit zwei Schritten war er bei der Tür, die nur einen Spalt weit offen stand.
    Auf dem Gang war niemand zu sehen. Vorsichtig drückte er die Tür zu und schob einen schweren Riegel vor. Damit waren sie erst mal vor Überraschungen sicher.
    »Was hast du vor?«, fragte Aruula.
    »Ich mache endlich das, was ich schon den ganzen Tag tun wollte«, erklärte er mit Blick auf den Sender. »Ich nehme Kontakt zu meinem Vater auf.«
    Routiniert stellte er das Gerät ein. Die Funktionen waren ihm gut vertraut; es war baugleich mit den Sendern in Amarillo. Zuerst setzte er einen Funkspruch auf der Frequenz
    108,6 ab, dann ließ er die Kanäle nacheinander durchlaufen.
    Als er endlich fertig war, winkte ihn Aruula zum Fenster.
    »Wir müssen zusehen, dass wir hier heraus kommen«, verlangte sie. »Da unten braut sich ganz schön was zusammen.«
    Als Aiko in die Tiefe sah, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. In den Straßen rund um den Komplex wogte ein Lichtermeer aus empor gereckten Fackeln. Hunderte von Menschen strömten dort unten zusammen, um der bewaffneten Meute zu helfen, die bereits die Palisade an der Westseite bestürmte. Mündungsfeuer zuckte durch die Nacht, Brandsätze wurden geschleudert. Im Licht der brennenden Barrikade wurden Rammböcke und Sturmleitern sichtbar. Das war kein kleines Scharmützel mehr, sondern eine ausgewachsene Schlacht, die von langer Hand vorbereitet sein musste.
    Fang! Das ist dein Werk!
    Aiko wollte gerade dem Fluchtplan zustimmen, als sein rechter Handschuh einen durchdringenden Ton von sich gab. Aruula musste nicht fragen, was das zu bedeuten hatte. Sie spürte bereits den vertrauten Schmerz, der durch ihre Schläfen zuckte. Unter Aufbringung aller Kräfte kapselte sie ihren Lauschsinn ein. Zurück blieb eine dumpfe Vibration, die tief in ihren Eingeweiden wühlte.
    »Die

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