0480 - Champagner-Party bei Capone
wenn die Höllenmaschine gefunden worden ist! Die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeiter ist wichtiger als ein paar entgangene Geschäfte! Tempo, Tempo! Jagt sie hinaus! Beeilt euch!«
Sim Crude mußte sich Mühe geben, um nicht ein Grinsen zu zeigen. So leicht hatte er es sich nicht vorgestellt. Aber immerhin, man war in New York, wo kein Tag vergeht, ohne daß irgendwo selbstgebastelte Höllenmaschinen explodieren. New Yorker lesen so etwas täglich in den Zeitungen und sind folglich seelisch auf so etwas eingestellt.
Es ging in der Tat schneller, als selbst die Gangster in ihrer optimistischen Rechnung angtenommen hatten. Keiner verspürte Lust, von einer Bombe in Stücke gerissen zu werden. Schnell und widerstandslos ließen sich die Leute aus den Räumen schicken. Zu guter Letzt standen einzig Bet-Barry und Sim Crude noch in der gähnenden Leere der langen Zimmerflucht. Telefone schrillten wie wild, ohne daß sich jemand ihrer annehmen konnte. Fernschreiber ratterten, vier Fernsehgeräte plärrten auf vier verschiedenen Kanälen Sportergebnisse — und zum erstenmal seit Bestehen der Firma kümmerte sich niemand darum.
»So«, sagte Crude und sah auf seine Armbanduhr. »Jetzt will ich meine Leute rufen, damit wir anfangen können. Macht es Ihnen etwas aus, Mr. Dolligan, wenn ich selbst Ihr Büro unter die Lupe nehme?«
»Ich bewundere Ihren Mut, Sir«, schmeichelte Dolligan, getreu seinem Grundsatz, sich gut mit der Polizei zu stellen. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich hierbleibe?«
Crude zuckte vielsagend mit den Achseln:
»Es ist Ihre Firma, Mr. Dolligan. Aber auch Ihr Leben.«
»Zum Teufel«-, knurrte der dicke Buchmacher. »Ich will nicht, daß womöglich ein tüchtiger junger Detektiv meinetwegen in die Luft fliegt, während ich irgendwo in Sicherheit die Daumen drehe. Ich bleibe bei Ihnen!« Crude nickte.
»Okay. Ich hole meine Leute.«
Er reckte den Kopf in den Flur hinaus und stieß einen knappen Pfiff aus. Noch bevor »seine Leute« erschienen, kam er zurück und zog die Verbindungstür hinter sich zu.
»Wir schließen alle Türen«, erklärte er mit ernstem Gesicht. »Wenn es ir- ' gendwo kracht, sollen die anderen in den benachbarten Räumen, so gut wie es eben geht, geschützt sein.«
Dolligan leckte sich über die trocknen Lippen.
»Natürlich«, krächzte er. »Ich verstehe…«
Vielleicht, dachte er, hätte ich doch lieber mit meinen Mitarbeitern verschwinden sollen. Die Burschen von der Polizei werden schließlich dafür bezahlt, daß sie ihr Leben riskieren. Aber jetzt kann ich wohl nicht mehr verschwinden. Es sähe zu sehr nach Feigheit aus.
Inzwischen hatte sich Sim Crude umgesehen. Dann zuckte er, wie verlegen, mit den Achseln.
»Ich denke«, sagte er mit einem schwachen Lächeln, »wir nehmen uns Ihren Safe zuerst vor, Mr. Dolligan.«
»Den Safe?«
Noch einmal zuckte Crude mit den Achseln.
»Nun ja. Wir haben mal im Büro eines Industriellen nach einer Bombe suchen müssen. Das verdammte Luder explodierte im Safe. Es war eine so verflucht große Ladung, daß es glatt die Tür herausschmiß. Einer unserer Leute wurde von dem Stahlbrocken zerquetscht — ich möchte das nicht noch einmal erleben…«
Crudes Gesicht war richtig düster geworden. Dolligan nickte verständnisvoll.
»Natürlich«, sagte er heiser. »Das kann ich verstehen…«
Und dann stellte er selbst die Kombination am Schloß seines Panzerschrankes ein, in der mehr als achtzigtausend Dollar Bargeld darauf warteten, wie üblich, kurz vor der Lunchpause, zur Bank gebracht zu werden.
Er stand mit dem Rücken zu Crude, als dieser die schwere Tür aufzog. Den Totschläger, mit dem der angebliche Detektiv ausholte, sah er nicht einmal.
***
Der siebenfach vorbestrafte Gewohnheitsverbrecher Jack Fooley ließ es sich nicht nehmen, sogleich bei seinem Auftritt die Stärke seiner Armee zu demonstrieren. Er stieß etwa zwanzig Sekunden vor zehn Uhr zwei die gläserne Schwingtür am Ende des D-Flures in der 39. Etage auf, die zur Suite des Rechtsanwaltes William Clay Morus führte. Mit ein paar Schritten war er an dem Goldfischbecken vorbei und stand vor der Nische, in der die Empfangsdame regierte. Schräg hinter ihr, in einer zur Hälfte verglasten Kabine, saß die Telefonistin.
Fooley wurde von vier Männern begleitet. Jeder trug eine Maske vor dem Gesicht und hielt eine Schußwaffe in der Hand. Nur Fooley hatte absichtlich auf die Maske verzichtet. Er wollte es diesem hochgestochenen Pack heimzahlen,
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