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0480 - Satan mischt die Karten

0480 - Satan mischt die Karten

Titel: 0480 - Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entledigt und zogen sich jetzt unter dem Applaus der Zuschauer hinter den fallenden Vorhang zurück. Eine weitere Nummer wurde angesagt; der Vorhang hob sich wieder vor einer anscheinend blitzschnell installierten neuen Dekoration - und Dr. König sah sie.
    ***
    Dr. Regbach sah dem Supervisor zu, der jetzt hinter dem Auditing-Pult saß und die Informationen abrief, die Regbach aufgezeichnet hatte. Jedesmal, wenn Marina Brest die metallenen Zierleisten neben den Sessellehnen berührt hatte, war es zu einer Informationsübertragung gekommen. Das funktionierte durchaus in beiden Richtungen…
    Der Supervisor ging die Aufzeichnungen durch. Dann hob er den Kopf.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Der Mann, der sie Ihnen empfohlen hat, Regbach, hatte recht. Sie besitzt ein nicht unbeträchtliches Potential. Natürlich muß das noch weiter geschult werden, aber das dürfte das kleinste der Probleme sein. Zufällig habe ich in meiner Gruppe einen etwas unsicheren Kandidaten; unter Umständen - muß ich ihn austauschen. Da käme mir diese Marina Brest gerade recht.«
    »Ihr Mann hatte schon ein wenig Vorarbeit geleistet, bevor er sie herschickte. Er ist ihr eigentlicher Entdecker. Er war der Ansicht, daß sie zumindest medial begabt ist. Sie arbeitet als Kartenlegerin im Showgeschäft. Und ihre Voraussagen treffen zu einem dermaßen hohen Prozentsatz zu, daß das schon nicht mehr normal sein kann. Sie selbst hält es nur für Gaukelei, aber es steckt mehr dahinter.«
    »Das ist wahr«, sagte der Supervisor. »Nun, wenn sie morgen wieder hier ist, benachrichtigen Sie mich bitte sofort. Ich muß wissen, wie sie nach dem heutigen Auditing reagiert. Sie haben ihr eine Handlungslinie vorgezeichnet!«
    »Berger wollte es so. Ich weiß nicht, aus welchem Grund.«
    »Wie immer - keiner von uns weiß etwas«, grinste der Supervisor. »Und das ist auch ganz gut so, nicht wahr? Wir würden uns nur überflüssige Gedanken machen, oder wir würden vielleicht einmal die Selbstkontrolle verlieren und interne Dinge ausplaudern. Das kann immer mal wieder Vorkommen, selbst bei den höheren Rängen. Wir sind alle nur Menschen, wenngleich auch ein höherer, universeller Geist uns beseelt.«
    Regbach nickte. »Ich denke, das war’s dann für heute. Glauben Sie wirklich, daß Sie sie für Ihren PSI-Trust gewinnen können?«
    »Man wird sehen. Ich beobachte sie vielleicht noch zwei, drei Sitzungen lang. Spätestens dann weiß ich, ob sie sich eignet oder nicht. Ich werde Sie informieren, ob und wann Sie damit beginnen sollten, sie auf den Trust hinzuweisen und entsprechend zu beeinflussen, daß ihr von sich aus an der Schulung ihrer Fähigkeiten gelegen ist.«
    »Natürlich, wie immer«, sagte Regbach trocken. »Ich wünsche Ihnen Harmonie. Bis morgen dann.«
    Der Supervisor nickte. Er dachte daran, welch ein Kuriosum es sein würde, diese Marina Best in ausgerechnet der Loge zu haben, die zusammen mit Regbach an dem Projekt Bube und König arbeitete…
    ***
    Eigentlich gab es an der Frau nichts Besonderes. Sie trug einen durchsichtigen Schleier vor dem Gesicht, ein den Kopf umschließendes Tuch und außer einer Menge Goldschmuck einen in metallischem Blau schimmernden, hausgerecht extrem knapp geschnittenen Bikini. Wäre sie nackt gewesen, fiele das in diesem Lokal vermutlich auch nicht sonderlich auf. Sie saß auf einem Marmorodium - vermutlich war es nur mit Folie so dekoriert -, und vor ihr stieg aus einer dunklen Topfschale blau leuchtender Rauch auf. Trockeneis, leicht gefärbt, dachte Dr. König nur mäßig amüsiert. Das Mädchen in dem etwas orientalisch angehauchten Outfit führte eine Reihe sonderbarer, schneller Tricks mit Spielkarten vor -damit auch die Zuschauer an den hinteren Tischen sehen konnten, worum es ging und was geschah, waren die Karten mehr als doppelt so groß wie bei einem normalen Spiel.
    König war von der Schnelligkeit und Präzision verblüfft, mit welcher das Bikinimädchen die rasanten Tricks vorführte; ihre Kartenzauberei konnte sich durchaus mit internationalen Standards messen. Er sah auf die Uhr; 21:29 zeigte sie an. Nervös berührte König den Blumenstrauß und die Karte; er sah wieder zur Bühne, wo das halbverschleierte Bikinimädchen gerade die Bühnenshow abschloß, sich erhob und dann anbot, anwesenden Gästen auf Wunsch die Tarotkarten zu legen und ihnen die Zukunft zu weisen.
    König starrte das Mädchen an, und plötzlich kreuzten sich ihre Blicke. Er sah, wie die Kartenlegerin kaum merklich

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