0481 - Im Schlund des Dreitöters
nach dem Öffnen in den Schrank schauen konnte, sondern er.
Mit einem Ruck zog sie die Tür auf. Wladimir Golenkow zuckte unwillkürlich zusammen, als er in die viereckige Öffnung oder das Loch starrte. Der Spiegel war der Eingang zu einem tiefen Schacht.
Möglicherweise befand sich auch nur ein schwarz angestrichenes Mauerwerk oder eine Wand dahinter. So genau war das nicht festzustellen.
»Was soll das?« fragte er.
»Kommen Sie näher, Genosse Golenkow!« flüsterte Panja. »Kommen Sie ruhig näher.«
»Und dann?«
»Schauen Sie hinein.«
»Da ist doch eine Wand.«
»Probieren Sie es.«
Golenkow brauchte nur zwei Schritte zu gehen, um vor der Öffnung stehenzubleiben. Schon jetzt spürte er, daß es keine Wand war, die den Abschluß bildete.
Luft drang ihm entgegen, kalte auf der rechten und warme auf der linken Seite.
Obwohl er vor der Schwärze stand, die keinerlei Sicht zuließ, hatte er den Eindruck, in eine unendliche und nicht mehr meßbare Ferne zu sehen. Vielleicht hineinzuschauen in die Tiefe einer Dimension, die nicht mehr faßbar war. Hinter sich hörte er die Stimme der Frau. Panja sprach sehr leise.
Und sie sagte: »Sie wollen doch wissen, wo sich mein Mann befindet, Genosse Golenkow. Er ist vor Ihnen in der Tiefe des Jenseits…«
***
Wladimir Golenkow rührte sich nicht. Er dachte noch über die Worte der Frau nach und konnte nur den Kopf schütteln. Die Tiefe des Jenseits, nein, das wollte er nicht wahrhaben, sie legte ihn rein, sie wollte ihm etwas vormachen - andererseits aber war es so unwahrscheinlich auch nicht, denn Golenkow glaubte mittlerweile Dinge, die er vor wenigen Jahren noch für unmöglich gehalten hatte.
Und waren die drei Männer nicht auch spurlos verschwunden, als hätten sie sich aufgelöst?
»Haben Sie meine Worte gehört, Genosse Golenkow?« fragte Panja. »Er ist in der Tiefe des Jenseits.«
Wladimir trat einen Schritt zurück. Er hob den Arm und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Öffnung. »Und Sie sind der Meinung, daß sich das Jenseits dort befindet, wo eigentlich die normale Innenausstattung des Schrankes hätte sein müssen?«
»Ja, so ist es.«
Er drehte sich um und schloß die Tür. Der völlig normale Spiegel befand sich wieder vor ihm.
»Woher nehmen Sie das Wissen, so etwas zu behaupten?«
»Ich weiß es.«
»Einfach so?«
»Nein, das nicht. Jemand hat es mir gesagt. Und zwar jemand, der es wissen muß.« Panja verließ ihren Platz und setzte sich auf den Wannenrand.
»Darf man erfahren, wer es war?«
Sie nickte und gab sich sehr gelassen. »Ja, es war mein verschollener Mann.«
Golenkow lachte. »Und das soll ich Ihnen glauben?«
»Natürlich.«
»Nein, tut mir leid.« Er schüttelte den Kopf. »Sie wollen doch nicht sagen, daß Ihr Mann aus dem Jenseits mit Ihnen gesprochen hat? Oder sehe ich das verkehrt?«
»Überhaupt nicht. Es war so.«
»Bitte weiter.«
»Mein Mann lebt nicht mehr, Genosse Golenkow. Er lebt jedenfalls nicht mehr so, wie ich es mir vorstelle. Er hat sich aus dem Jenseits gemeldet, hat mir Bescheid gegeben und hat mir auch erklärt, wer dafür verantwortlich ist, daß er sich dort befindet.« Ihr rechter Arm schnellte vor, und der Zeigefinger ebenfalls. »Nämlich Sie, Genosse. Sie tragen dafür die Verantwortung.«
»Er hatte einen Job.«
»Den Sie ihm gegeben haben.«
»Das streite ich nicht ab. Dennoch ist dies für mich zweitrangig. Nehmen wir einmal an, hinter diesem Spiegel liegt tatsächlich so etwas wie ein Tor zum Jenseits, dann würde es mich interessieren, wie es dorthin gekommen ist?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wissen Sie eigentlich, wo Ihr Mann verschwunden ist? Wo ihn sein Auftrag hinführte?«
»Nein.«
»In den Kaukasus. Das ist einige Tausend Kilometer von hier entfernt. Sie wollen mir weismachen, daß dies der Zugang…« Golenkow schwieg plötzlich, weil er wußte, daß er auf diese Art und Weise nicht weiterkam.
»Es ist aber eine Tatsache, Genosse, an der Sie nicht rütteln können. Ich habe Ihnen den Beweis geliefert. Wenn Sie wollen, können Sie hineinsteigen.«
»Ins Jenseits?«
»Mir ist es egal, wie Sie es nennen. Meinetwegen auch Schacht oder so. Ich habe den Spiegel geöffnet und schaute in den Schacht oder so.«
»Ich komme da nicht mit. Fangen wir noch mal von vorn an. Ich habe den Spiegel geöffnet und schaute in den Schacht, habe aber niemanden gesehen, auch nicht Ihren Mann. Wenn er dort wäre, hätte ich ihn entdecken müssen.«
»Vergessen Sie nicht
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