0481 - Laurins Amazonen
geflogen?«
Zamorra schluckte. Rund 700 km Luftlinie, bergauf, bergab, und garantiert nicht immer auf der Ideallinie -Aldebaran mußte ja wochenlang unterwegs gewesen sein! »Oh, das war weniger schlimm«, schränkte der Zwerg ein. »Einen großen Teil des Weges habe ich mir den Marsch dadurch erleichtert, daß ich auf jene großen pferdelosen Wagen geklettert bin, mit denen ihr Menschen Handelswaren in größten Mengen von Ort zu Ort befördert, und mich unter den Planen zwischen der Ladung verbarg, damit niemand etwas von meiner Anwesenheit bemerkte. So dauerte es nur vier Tage, aber das ist genug verlorene Zeit. Und es war brütend heiß unter den Planen. Ich möchte so eine Reise kein zweites Mal in meinen Leben machen.«
Das brauchte er auch nicht. Zamorras metallicsilberner BMW 735i war wesentlich bequemer. Zudem wählte Zamorra die wesentlich einfachere Südroute zwischen Grajischen und Walliser Alpen hindurch nach Turin, Mailand und am Gardasee vorbei, um dann von Verona aus über Trient nach Bozen vorzustoßen. Der Zwerg hatte sich, berggewohnt, wie er war, in Längsrichtung durch die gesamten Alpen gekämpft - und da fiel es natürlich auch schwer, Lastwagen zu finden, auf deren Ladeflächen man sich verkriechen konnte, um die kurvenreichen, schmalen Bergstrecken zurückzulegen. Aber Aldebaran dachte eben in ganz ändern Bahnen als der Kosmopolit Zamorra.
Dennoch brauchte es seine Zeit, bis sie ihr Ziel erreichten - allein bis Turin benötigten sie fünf Stunden. Von da an ging es wesentlich schneller voran, und Zamorra, Nicole und Ted konnten sich am Lenkrad abwechseln beziehungsweise versuchen, im Auto zu schlafen. Dennoch war es fast Mitternacht, als sie Bozen endlich erreichten. Aldebaran jubelte; er hatte nicht gedacht, daß er seinen langen Weg so rasch wieder zurücklegen könnte. Er drängte darauf, unverzüglich in Laurins Reich vorzustoßen. Zamorra und Nicole waren davon gar nicht angetan; sie kannten die schmale, schwierige Straße. Und angesichts der langen Strecke, die sie zurückgelegt hatten, nur einmal für eine Essenspause in einer Ristor-Agip -Station an der Autobahn in der Nähe von Mailand unterbrochen, und trotz der Schlafversuche während der Fahrt, waren sie alle drei ziemlich fertig.
»Um diese Zeit bekommen wir aber kein Hotelzimmer mehr«, gab Ted Ewigk zu bedenken. »Dafür ist selbst Bozen ein wenig zu klein, außerdem ist Urlaubszeit, und da sind alle Häuser eh komplett ausgebucht.«
»Wir machen das alles ein wenig rustikal«, beschloß Zamorra trocken. »Wir fahren ans Ufer der Etsch, übernachten auf der grünen Wiese, und sobald wir in den frühen Morgenstunden wieder wach sind, geht’s weiter. Man wird uns ja hoffentlich nicht mit dem Mähdrescher niederwalzen.«
»Wildes Camping ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien verboten«, erinnerte Ted Ewigk vorsichtig.
»Wir campen ja nicht, wir ruhen uns nur ein wenig aus, und wenn in der freien Wildbahn im Morgengrauen die Vögel zu spektakeln beginnen, werden wir eh nicht mehr viel Schlaf finden, aber in der Zwischenzeit haben wir uns wenigstens etwas erholen können. Noch irgendwelche Gegenstimmen?«
Es gab keine mehr.
Zumindest vier Stunden lagen vor ihnen, während derer sie sich im Gras ausstrecken und etwas besser schlafen konnten als im Autositz, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt.
Zamorra fand, daß es an der Zeit war, in Laurins Reich ein paar Ableger der Regenbogenblumen anzupflanzen, um für künftige Vorfälle eine schnellere Reisemöglichkeit zu bekommen.
***
Der ERHABENE stand hinter dem vor einem Holografie-Monitor sitzenden Delta und betrachtete die Wiedergabe. Die daumengroße fliegende Laserkamera schuf ein dreidimensionales Abbild der beobachteten Wirklichkeit. »Sie sind schon ganz in der Nähe, Eure ERHABENHEIT«, erläutete Delta. »Sie haben an der Etsch eine Ruhepause eingelegt. Wollt Ihr die Tonaufzeichnung der letzten Gespräche hören?«
Eysenbeiß wollte. Er rieb sich die Hände. Alles verlief nach Plan, und er bekam sogar einen Bonus frei Haus geliefert: Ted Ewigk war mit von der Partie!
»Auf den paßt besonders auf«, warnte Eysenbeiß. »Delta, Sie wissen hoffentlich, daß der Mann einmal ERHABENER war und seinen Machtkristall immer noch besitzt. Er muß zuerst unschädlich gemacht werden, noch ehe er die Gefahr riecht. Danach kümmern Sie sich um Zamorra und seine Begleiterin. Schlagen Sie mit allen verfügbaren Mitteln zu, sobald die Gruppe eindringt.«
»Ich
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