Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0483 - Die Seelen-Piraten

0483 - Die Seelen-Piraten

Titel: 0483 - Die Seelen-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
unruhiger wurde. Seit der Funkmeldung, die Kim mir eben vor Ihren zu neugierigen Augen zuflüsterte, weiß ich, daß das an diesem rasenden Lüftlein liegt, das die Meteorologen ›Andrew‹ genannt haben. Ausgerechnet nach meinem verstorbenen Bruder! Wir werden den Kurs ein wenig ändern, um nicht in die Randausläufer ›Andrews‹ zu kommen. Allerdings soll der Hurrikan, von den Bahamas kommend, über Floridas Süden gefegt sein, ehe er auf den Golf hinaus driftete. Das Haus Ihres Freundes und meines Bosses Tendyke müßte ziemlich genau in ›Andrews‹ Kurs liegen, der sich jetzt auf Louisianas Küste zubewegt. Wahrscheinlich wird er New Orleans verwüsten und Baton Rouge streifen. Und wenn er über Land nicht an Kraft verliert, marschiert er quer durch Texas zwischen San Antonio und Austin hindurch auf El Paso zu… verdammt!«
    Er sah Zamorra an.
    »Ich werde gleich von der Funkbude aus nach Florida senden. Ich will wissen, was im Dade-County los ist, was mit Tendykes Anwesen passiert ist. Wenn Sie wollen, können Sie sich an das Gespräch anhängen.«
    »Gerne«, sagte Zamorra. Bei dem Gedanken, daß das wertvolle Anwesen von einem Wirbelsturm verwüstet worden sein sollte, verkrampfte sich etwas in ihm. Okay, Tendyke selbst war nicht dort. Aber die telepathischen Zwillinge Monica und Uschi Peters lebten dort, und abgesehen von ihnen und dem Personal gab es im Haus auch eine Menge wertvoller Erinnerungsstücke, deren Zerstörung ein herber Schlag wäre.
    Riker beugte sich über die Seekarte, dann tastete er neue Daten in das Terminal der Computersteuerung. »Das war’s«, sagte er. »Der Roboter wird uns in Sicherheit bringen. Kommen Sie mit nach nebenan, wir versuchen mal, ›Ten-dyke’s Home‹ über Funktelefon zu erreichen.«
    Aber diese Verbindung kam nicht zustande.
    ***
    Es paßte gar nicht in Kimberley Roots Pläne, daß Rikers Yacht plötzlich den Kurs änderte. Sie mußte das Risiko eingehen, den Geisterpiraten davon zu unterrichten, denn sonst würde er die Yacht verfehlen. Für das Gespensterschiff selbst bestand kein Anlaß, des Hurrikans wegen den Kurs zu ändern -das Schiff konnte mitten durch ihn hindurchfahren, ohne von ihm berührt zu werden.
    Trotz des Risikos nahm die Supervisor-Scientistin dennoch Verbindung mit Ramirez auf. Sobald sie fühlte, daß er die Information über die Kursänderung zur Kenntnis nahm, brach sie den Kontakt sofort wieder ab.
    Sie sah, daß er bereits Zeit verloren hatte. Er würde die Yacht später erreichen als bisher vorgesehen. Aber das war nicht weiter schlimm. Um so mehr Zeit blieb Roots, den PSI-TRUST zu konsolidieren. Und das war gar nicht so einfach, wie sie es sich zu Anfang vorgestellt hatte…
    ***
    Dr. Jason T. Waukee zeigte offen, daß er von Shackletons Besuch alles andere als erbaut war. »Was wollen denn Sie?« fragte er barsch.
    »Ihnen auf den Zahn fühlen, Doc«, sagte Shackleton trocken. »Warum haben Sie ein negatives Gutachten für Ricardo Steinmuller geschrieben?«
    Der Cheyenne erhob sich hinter seinem Schreibtisch und sah Shackleton durchdringend an. »Vielleicht sollten wir eine Vereinbarung treffen, Will«, sagte er. »Ich mische mich nicht in Ihre Arbeit, und Sie sich nicht in meine. Was halten Sie von einem solchen Abkommen?«
    »Solange Sie Ihre Arbeit so korrekt verrichten wie ich die meine, ist dagegen ja nichts zu sagen. Aber neuerdings hege ich da meine Bedenken.«
    »Wieso?« fragte Dr. Waukee schnell.
    »Weil Ihre Beurteilung zumindest in diesem Fall eindeutig falsch ist. Ich kenne Steinmuller seit meiner Kindheit. Ihr Gutachten ist ein schlechter Witz, über den man nicht einmal lachen kann.«
    »Bitte, dann verkneifen Sie sich das Lachen doch«, riet der Cheyenne. »Mein Gutachten basiert auf psychologischen Erkenntnissen. Aber wenn Sie meinen, alles besser zu wissen und zu können als ich, warum übernehmen Sie dann nicht meinen Job? Andererseits würde ich mir nicht Zutrauen, Ihre Tätigkeit korrekt auszuüben. Daß Sie diesen Mann seit vielen Jahren kennen, heißt doch nicht, daß Ihnen auch jeder noch so winzige Aspekt seines Charakters bekannt ist. Vielleicht hat er Ihnen ja immer nur das Sonntagslächeln gezeigt. Wirkliche Sicherheit kann nur ein Testprogramm bringen, wie ich es durchgeführt und ausgewertet habe.«
    »Seltsam, daß sein bisheriger Arbeitgeber das ganz anders sieht, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, welche Anforderungen an das Seelenleben eines Menschen in seiner Position dort gestellt werden.

Weitere Kostenlose Bücher