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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein Kostenlos Bücher Online Lesen
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vernünftiger Mann. Noch einen, Chef, für diesen vernünftigen Gentleman hier.«
    Der Bulle zögerte einen Augenblick, dann füllte er drei Gläser mit Whisky und Eis.
    »Das sind jetzt vier«, sagte er und schob mir Wechselgeld herüber.
    Ich schob es zurück. »Sag Bescheid, wenn ein neues Scheinchen fällig ist.«
    Der Bulle schien mit jeder Mahlzeit eine Pille Mißtrauen zu schlucken. »Du machst doch keinen Krach, he?« wollte er wissen. »Wir hatten erst gestern Scherereien mit der Polizei. Ich möchte sie heute abend nicht wieder rufen müssen.«
    Ich wandte mich an den Mann im grauen Anzug. »Sehe ich aus wie jemand, der Krach macht?« fragte ich ihn herausfordernd. »Sie trinken Whisky, Mister, Sie sind ein vernünftiger Mann. Sagen Sie, ob ich aussehe wie jemand, der Krach macht?«
    Er war höchstens 30 Jahre alt, hatte einen guten Anzug an und wirkte gar nicht wie ein Berufsfahrer. Eher wie jemand, der eine tüchtige Leibwache für seinen Boß abgibt und nebenbei dessen Auto fährt. Mac Mahone hatte gesagt, sein Name sei Thomas Jackson. Vielleicht stimmte das. Vielleicht auch nicht. Die Fingerabdruckkartei des FBI würde uns darüber Auskunft geben.
    »Nun«, sagte der Graue nach kurzem Zögern, »ich glaube, Sie wollen ein bißchen Kummer runterspülen. Das müßte sich auch ohne Krach machen lassen, stimmt’s?«
    »Natürlich läßt sich das ohne Krach machen«, sagte ich forsch. »Sie sind ein vernünftiger Mann.« Ich griff nach dem Glas.
    Wir tranken. In den Augen des Mannes neben mir schien ein Ausdruck von leiser Belustigung aufzusteigen. Vielleicht amüsierte er sich über mich. Es sollte mir recht sein. Ich sah ihn neugierig an.
    »Haben Sie eine feine Tapete«, sagte ich mit einem Blick auf seinen Anzug. »Mächtig guten Job, was? Naja, ich kann auch nicht klagen. Ich war gerade zwölf Wochen drunten in Venezuela. Wissen Sie, was ich da gemacht habe?«
    »Nein«, sagte er mit einem dünnen Lächeln. »Was denn?«
    »Ich habe einen Truck gefahren«, erklärte ich. »Einen niedlichen mittelgroßen Lastwagen. Keine Spezialfederung, kein gar nichts. Und saumäßige Straßen. Dabei war meine Ladung so empfindlich wie ein hysterisches Frauenzimmer. Jedesmal 20 Kanister Suppe. 20 Kanister über 160 Meilen, dann leer zurück und wieder 20 Kanister.«
    »Was für Suppe?« fragte der Bulle hinter der Theke und kratzte sich seinen schwarzbehaarten Unterarm.
    »Nitro«, sagte ich. »Nitroglyzerin. Schon mal gehört?«
    Der Bulle verdrehte die Augen. In seine Haltung kam eine Spur von Achtung. Der Mann im grauen Anzug neben mir war überhaupt nicht beeindruckt.
    »Sie waren Nitroglyzerinfahrer?« fragte er gleichmütig. »Ist es wahr, daß diese Jungs so verdammt viel Geld verdienen?«
    »Was heißt verdammt viel?« erwiderte ich. »Bei dem Risiko? Sie sehen nicht aus, als ob Sie weniger verdient hätten als ich, aber Sie hatten garantiert kein solches Risiko.«
    »Das ist wahr«, sagte er gedehnt, als ob er eigentlich das Gegenteil hätte behaupten wollen. »Ich bin allerdings auch nur ein ganz gewöhnlicher Fahrer. Cheffahrer. In einem hübschen weißen Cadillac Eldorado.«
    Ich verdrehte die Augen. »Mit so einem Schlitten möchte ich mal in Urlaub fahren«, schwärmte ich.
    Ich nippte an meinem Whisky. Der Barkeeper murmelte etwas und trollte sich. Mir war es recht. Der Graue bot mir eine Zigarette an, als er sah, daß meine ausgegangen war. Ich zupfte sie von den Lippen, nahm eine von seinen Zigaretten und ließ mir sogar Feuer geben.
    »Muß ein reicher Bursche sein, Ihr Boß«, sagte ich. »Wenn er sich so einen Schlitten leisten kann.«
    »Er hat noch einen Bentley und einen Mercedes« sagte der Graue.
    »Millionär, was?« sagte ich.
    »Mehrfacher«, bestätigte der Graue.
    »Börse?« fragte ich.
    »Textilbranche. Mac Mahone. Vielleicht haben Sie den Namen schon mal gehört.«
    Ich stieß einen leichten Pfiff aus. »Soll ja nicht nur Textilbranche sein, dieser Mahone«, brummte ich. »Nach allem, was man so hört.«
    »Was hört man denn?« fragte der Graue hellwach.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Es wird viel geredet in dieser Stadt. Was kümmert’s mich, wie einer Millionär wird? Reden wir von uns. Da brauchen wir uns nicht auf die Gerüchte zu verlassen.«
    Er grinste. »Auch eine Idee«, sagte er.
    Ich wurde vertraulich. »Sollen wir zusammen einen ordentlichen Schluck heben?« schlug ich vor. »Mir ist heute nach Gesellschaft. Aber ich mag diese Kinder nicht, die Bier trinken oder gar

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