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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Martins. Die haben mich abgefragt. Die ganze Nacht.«
    »Schreiben Sie mir die Adressen auf!«
    Stone schob ihm ein Blatt Papier hin.
    »Ich denke nicht daran«, knurrte Steward, holte Luft und wollte offenbar wieder einmal explodieren.
    Phil kam ihm zuvor. »Hören Sie mal, Sie brodelnder Vulkan«, sagte er gelassen, »dies hier ist die Mordabteilung der City Police. Mord, verstanden? Kapitalverbrechen Nummer eins. Hier geht es nicht um abhanden gekommene Kanarienvögel. Schreiben Sie die Adressen auf und seien Sie heilfroh, daß Sie überhaupt Zeugen haben!«
    »Nicht, bevor Sie mir sagen, was eigentlich gespielt wird«, beharrte der Bursche hartnäckig. »Ich habe ein Recht darauf…«
    »Kennen Sie Fay Lorra?« fragte Stone scharf.
    Steward warf sich auf seinem Stuhl herum, daß er beinahe mit dem Stuhl umgekippt wäre.
    »Was ist mit Fay?« fauchte er, und seine Schläfenadern schwollen an.
    »Sie wurde heute früh gegen lünf Uhr ermordet«, sagte Stone leise.
    Die Stille war so dicht, daß man sie wie eine körperliche Last empfand. Stone sah den Studenten stumm an. Steward sackte auf seinem Stuhl zurück. Die Muskeln in seinem Gesicht erschlafften. Halboffenen Mundes blickte er auf den Lieutenant. In seine Augen trat ein flehender Ausdruck. Er schien darauf zu warten, daß Stone seine ungeheuerliche Behauptung zurücknähme, daß er sie einschränkte oder als einen dummen Scherz erklärte. Aber nichts dergleichen geschah. Steward sah uns der Reihe nach an. Unsere Gesichter waren ihm keine Hilfe. Er blickte erneut zu dem Lieutenant.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, krächzte er mit schwankender Stimme. »Eine Verwechslung, was? Sie verwechseln irgendein Mädchen mit Fay! Bestimmt, so muß es sein. Niemand auf dieser Welt könnte Fay etwas zuleide tun. Ich bin ganz sicher…«
    Stone zögerte einen Augenblick. Dann kramte er in einem Berg von Berichten und Fotos. Schließlich schob er eine Aufnahme quer über den Schreibtisch, und er tat es, ohne ein Wort dabei zu sagen.
    Steward beugte sich vor. Seine Augen weiteten sich. Plötzlich sank sein Kopf nach vorn. Aus seiner Brust kam ein unartikulierter Laut des Schmerzes. Ich stand auf und ging zum Fenster. Düstere Mauern umstellten einen winzigen Hof. In ein paar Fenstern brannte Licht. Darüber reichte die Finsternis bis in den Himmel hinauf.
    ***
    Tibby besorgte frischen Kaffee für uns alle, Zigaretten und ein Reisefläschchen Brandy. Er kippte den Schraubbecher randvoll und schob ihn dem Studenten hin. Steward hatte gerötete Augen, und der Schmerz wühlte in seiner Brust, daß wir uns unserer Hilflosigkeit wieder einmal bewußt wurden. Es gab keine Brücke zwischen unserem Verlangen, ihn irgendwie zu trösten, und dem Ausmaß des Schmerzes.
    »Sie war der einzige Mensch, den ich hatte«, sagte er irgendwann einmal.
    Er gab sich alle Mühe, unsere Fragen zu beantworten. Stone hatte zwei Detektive losgejagt, die Stewards Alibi überprüfen sollten. Nicht, daß wir dem armen Kerl nicht geglaubt hätten. Aber es geht nicht darum, was ein Kriminalbeamter glaubt. Sie kamen mit der Bestätigung von Stewards Aussage zurück. Ja, er hatte sich auf sein Zwischenexamen vorbereitet, während sein Mädchen umgebracht worden war.
    Kurz vor zehn klingelte das Telefon. Stong unterbrach die Vernehmung. Als er den Hörer wieder auflegte, schob er mir einen Zettel mit einer Adresse herüber.
    »Es ist soweit«, sagte er. »Ihr Mann sitzt in dieser Kneipe.«
    »Okay.«
    Ich stand auf, zog mein Jackett aus und schlüpfte in die kurze Lederjacke, die ich mir von Tibby hatte besorgen lassen. Phil musterte mich kritisch.
    »Die Krawatte muß weg«, meinte er.
    Ich band sie ab, öffnete den Hemdknopf und sah ihn fragend an.
    »Na ja«, sagte er. »Zur Not geht es.«
    Ich klopfte gegen die linke Achselhöhle.
    »Fällt die Schulterhalfter nicht auf?«
    Wieder musterte er mich kritisch. Ich hatte die kurze Lederjacke nur ganz unten an den beiden Reißverschlußenden zusammengehakt, den Reißverschluß selbst aber offen gelassen, damit die Jacke nicht zu eng saß. Phil ging einmal um mich herum und schüttelte den Kopf.
    »Von der Seite kann man hineinsehen und sieht natürlich die Schulterhalfter«, meinte er. »Aber wenn du den Reißverschluß ganz zumachst, wird die Ausbeulung in der Achselhöhle erst recht auffallen.«
    »Also runter mit dem Ding!« sagte ich und knüpfte die Schulterhalfter ab. Den Dienstrevolver schob ich mit dem Lauf links über die Hüfte in den

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