0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
von all den Personen machen, die wußten, daß Fay jede Nacht bares Geld mit nach Hause nimmt.«
»Ach ja! Ich verstehe. Und was ist damit?«
»Ich habe schon eine Reihe von Namen aufgeschrieben. Aber was mache ich, wenn ich von jemand den Namen nicht weiß?«
»Jemand, der auf die Liste müßte?«
»Ja, Sir.«
»Erzählen Sie mal!«
»Das ist mir selber auch erst vorhin eingefallen. Vor fünf oder sechs Tagen, so genau weiß ich das nicht mehr, unterhielten sich die Barmädchen darüber, was sie mit ihrem Geld anfingen. Es war noch ganz früh am Abend, und die Kapelle war noch dabei, die Instrumente auszupacken. Wir hatten erst einen einzigen Gast, und der hockte an einem kleinen Tisch neben dem Pfeiler zwischen der Bar und der Tanzfläche. Ich bin sicher, daß er jedes Wort von dem Gespräch der Mädchen verstanden haben muß.«
»Versuchen Sie mal, sich an dieses Gespräch zu erinnern! Möglichst genau.«
»Lieber Himmel, ich wußte doch nicht, daß das einmal wichtig werden könnte. Ich habe nicht sonderlich auf das Geschnatter geachtet. Sie wissen doch, wie junge Mädchen sind. Babby — das ist die Blonde unter unseren Bardamen — sagte, sie sammle ihr Geld jeweils eine Woche lang, dann gehe sie einen Vormittag lang groß einkaufen, und was dann noch übriggeblieben sei, das bringe sie zur Bank. Fay dagegen erwähnte, daß sie ihr Geld jeden Morgen mit nach Hause nehme und täglich zur Bank bringe.«
»Sie wissen genau, daß Fay Lorra das erwähnt hat?«
»Ganz genau. Natürlich haben wir alle nicht auf den Mann geachtet, der am Pfeiler saß. In unseren Augen war däs doch ein ganz harmloses Gespräch. Wer denkt denn daran, daß jemand — also ich meine…«
»Ich verstehe schon, was Sie sagen wollen«, erwiderte Stone nachdenklich, während er sich einen Stift und Papier heranzog. »Versuchen Sie, diesen Mann zu beschreiben. Nehmen Sie sich Zeit, und vergegenwärtigen Sie sich seine Erscheinung.«
»Es war ein recht alltäglicher Mann. Nicht jünger als 28, nicht älter als vielleicht 40.«
»Wie war seine Haarfarbe?«
»Nicht hellblond und nicht schwarz. Irgendwas dazwischen. Genauer kann ich es beim besten Willen nicht sagen.«
»War er groß? Klein? Mehr in der Mitte?«
»Nicht übermäßig groß, aber auch nicht klein. Vielleicht ein bißchen hager, jedenfalls kam es mir so vor.«
»Können Sie sich erinnern, was für Augen er hatte?«
»Nein, tut mir leid. Das habe ich nicht gesehen.«
»Würden Sie ihn überhaupt wiedererkennen?«
»Ich bin nicht sicher. Es käme auf einen Versuch an.«
»Wissen Sie noch, was für Kleidung er trug?«
»Einen Anzug von grauer oder blauer Farbe. Ein Hemd mit dünnen, blauen oder grauen Streifen. Irgendeine unauffällige Krawatte.«
»Was wissen Sie sonst noch?«
»Ich versuche die ganze Zeit, ihn mir wieder vorzustellen. Ich sehe ihn auch noch vor dem Pfeiler sitzen, aber irgendwie ist das Bild undeutlich. Unsereins sieht so viele Leute jeden Tag.«
»Ja, natürlich. Hatte er nicht irgendein besonderes Kennzeichen? Trug er eine Brille? Fiel Ihnen eine Narbe auf? Hinkte er ein bißchen? Oder irgend so etwas?«
»Nein, nein, es war ein ganz gewöhnlicher Mann.«
»Trug er Ringe oder eine Krawattennadel?«
»Einen Ring! Ja! An seiner rechten Hand. Und zwar, warten Sie mal, ich glaube, am kleinen Finger der rechten Hand.«
»Was für ein Ring war es?«
»Es war ein goldener Ring, sehr merkwürdig geformt. Ein verschnörkeltes Wappen vielleicht. Jedenfalls ein Ring, wie man ihn nicht alle Tage sieht.«
»Könnte es ein Siegelring gewesen sein?«
»Möglich, ja. Aber wie gesagt: nicht alltäglich.«
Stone dachte einen Augenblick nach, dann entschied er: »Wir kommen zu Ihnen in die Bar. Ich möchte mit dem Kellner sprechen, bei dem er bezahlt hat. Erwähnen Sie nichts von unserem bevorstehenden Besuch!«
»Okay. Bis nachher also.«
Phil legte die Mithörmuschel aus der Hand. Stone wandte sich an ihn mit der Frage: »Was halten Sie davon?«
»Es könnte etwas sein«, meinte Phil vorsichtig. »Ja, ich glaube, es könnte die erste heiße Spur sein, die wir haben.«
***
Jemand trommelte hartnäckig in einem monotonen Rhythmus von rechts her gegen meinen Kopf. Es gefiel mir nicht, aber aus irgendeinem Grunde war ich zu schlapp, um etwas dagegen zu unternehmen. Nach einiger Zeit hatte ich mich sogar halbwegs an das sanfte, monotone Getrommel gewöhnt.
Etwas später wurde mir klar, daß ich in einem fahrenden Auto saß. Mein Kopf hatte
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