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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hosenbund.
    »So geht es einigermaßen«, sagte Phil.
    »Aber achte darauf, daß dir die Jacke nicht auf geht!«
    »Okay. Wir sehen uns hier wieder. Allerdings kann es spät werden.«
    »Zerbrich dir darüber nur nicht den Kopf!« brummte Phil. »Wir haben auch noch genug zu tun.«
    »Also«, sagte ich und winkte den anderen zu. »So long!«
    Sie nickten, und ich ging hinaus. In den Korridoren der Mordabteilung begegnete ich einigen Beamten, die mit Akten in der Hand herumliefen oder Zeugen zur Vernehmung brachten oder wie ich auf dem Weg waren, um irgendwo in dieser Riesenstadt Ermittlungen anzustellen.
    Die Kneipe, die mein Ziel war, lag in der Downtown, nicht weit von der Bowery. Sie glich einem großen Schlauch. Es gab eine schier endlose Bar, davor einen schmalen Gang und winzige Tische an der Wand gegenüber. Als ich die Bude betrat, schrillte eine Musikbox. Rauchschwaden hingen in der Luft.
    Zwei Wermutbrüder nuckelten abwechselnd an ihrer Flasche. An der endlosen Bar hockten 40 oder 50 Männer mit aufgestemmten Ellenbogen vor ihren Bier- oder Schnapsgläsern. Ich schüttelte mir eine Zigarette aus der Schachtel, steckte sie an und schlenderte langsam den langen Schlauch zwischen Bar und Wand hinab.
    Ungefähr in der Mitte fand ich den Detektiv, den Stone auf diese Aufgabe angesetzt hatte. Er war ein mittelgroßer dicker Mann von etwa 50 Jahren und sah aus, als betreibe er irgendwo eine kleine Weinhandlung, dessen bester Kunde er selbst sei. Genau hinter ihm hing ein Spielautomat an der Wand. Ich suchte ein paar Nickel aus der Hosentasche und setzte die drei Zahlenrollen in Gang.
    Der Dicke trat neben mich. »Sie werden wohl kaum Glück haben, Mister«, sagte er. »Das Ding hat vor ein paar Minuten erst zweimal hintereinander den Hauptgewinn ausgeworfen.«
    »Aller guten Dinge sind drei«, sagte ich, ließ die Zigarette im Mundwinkel hängen und beobachtete die letzte noch laufende Rolle.
    Niemand kümmerte sich um uns. Der Dicke stellte sich auf die Zehenspitzen, als wollte er über meine Schulter blicken. Leise drang es an mein Ohr: »Der Bursche im grauen Anzug mit der schreiend gelben Krawatte.«
    Die letzte Rolle blieb stehen. Klirrend fielen acht Nickel in den Zahlbecher. Ich fischte sie heraus und sagte zufrieden: »Danke.«
    Der Dicke wandte sich wieder seinem Bierglas zu, und ich ließ ihn stehen. Ein paar Schritte weiter an der langen Theke entlang saß der einzige Mann, der einen grauen Anzug trug. Neben ihm rutschte gerade eine stark geschminkte Lady vom Barhocker. Ich nutzte die Gelegenheit aus und kletterte auf den frei gewordenen Sitz.
    Mit einem flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln sah ich, daß er Whisky trank. Whisky on the rocks. Das taten hier drin nicht viele. Die meisten kippten einfach Schnäpse oder tranken Bier.
    »Whisky«, sagte ich, als ein hemdsärmeliger, stiernackiger Kerl auftauchte ' und mich fragend ansah. »Mit etwas Eis.«
    Der Bulle rührte sich nicht. Er sah mich nur mißtrauisch an. Ich zog ein Scheinehen aus der Hosentasche, faltete es der Länge nach und wickelte es um meinen Zeigefinger. Der Anblick einer Zehndollarnote zerstreute die Bedenken des mißtrauischen Barkeepers. Er kippte einen doppelten Whisky in ein Glas, ließ zwei Eiswürfel, dazufallen und schob es mir hin. Ich gab dem Geldröllchen einen Stips, so daß es auf ihn zurollte.
    »Auf alle, die uns Gutes wünschen«, sagte ich vor mich hin. »Der Rest soll zum Teufel fahren.«
    Ich nahm einen tüchtigen Schluck. Der Bulle hinter der Theke hielt meinen Zehner fest und sah mich verwundert an.
    »Woher haben Sie den Trinkspruch?« fragte er.
    »Auf alle, die uns Gutes wünschen — der Rest soll zum Teufel fahren«, wiederholte ich und sah nachdenklich mein Glas an. »Ein Freund von mir sagte es, w’enn wir zusammen tranken. Ein Engländer. Berufssoldat, der sich an allen windigen Ecken der Welt herumgetrieben hatte.«
    Ich nahm noch einen tüchtigen Schluck.
    »Wir waren Freunde«, wiederholte ich mit der Hartnäckigkeit, mit der Angesäuselte bei ihrem Thema beharren. »Freunde, kapiert? Und als ich ein paar Wochen nicht zu Hause war, tröstete er meine Freundin, ließ sie sitzen und verschwand.«
    Ich kippte den Rest Whisky, schob das Glas über die Theke und sagte: »Noch einen.«
    Der Bulle musterte mich wieder einmal mißtrauisch.
    »Trink einen mit!« sagte ich. Und dann tat ich, als bemerke ich den Mann in dem grauen Anzug neben mir zum ersten Male. »Oh, Sie trinken auch Whisky? Sie sind ein

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