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0484 - Stygias Todespendel

0484 - Stygias Todespendel

Titel: 0484 - Stygias Todespendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und warf sich auf den Mediziner!
    ***
    »Dhyarra!« schrie Nicole auf. Mit einem Satz war sie an der Hecktür des Wagens, riß sie auf und hieb auf die Verschlüsse des flachen Aluminiumkoffers, der zwischen den anderen Gepäckstücken lag. Im nächsten Moment umschloß ihre Hand einen kleinen, blau funkelnden Kristall, und sie stürmte auf Rob Tendyke zu, der sich über den Boden rollte, zusammenkrümmte, streckte und um sich schlug, als könne er damit die unsichtbare Macht abwehren, von der er angegriffen wurde.
    Nicole konzentriete sich auf die im Kristall lodernde Energie. Um Tendyke herum entstand etwas. Etwas anderes prallte dagegen. Funken sprühten. Metall kreischte über Metall, dann dröhnte etwas laut und mißtönend wie eine gesprungene Glocke. Im nächsten Moment herrschte Ruhe.
    Tendyke erstarrte mitten in der Bewegung. Sein Schmerzensschrei verstummte.
    Gebannt starrte Nicole ihn an. Zamorra machte vorsichtige Schritte auf ihn zu und half ihm, sich zu erheben. Aber kaum stand der Abenteurer, als seine Knie wieder nachgaben und er zu Boden sank. Leicht nach vorn gebeugt kauerte er im schlammigen Gras.
    Er hustete. Ein dünner Blutfaden rann aus der aufgeplatzten Unterlippe über sein Kinn.
    »Das, Freunde«, krächzte er heiser und wurde abermals von einem Hustenanfall geschüttelt, »war verdammt knapp! Danke!«
    Und dann stürzte er seitwärts wieder ins Gras.
    Das grelle blaue Licht, das aus dem Dhyarra-Kristall strahlte, verblaßte langsam wieder.
    ***
    Stygia zuckte zusammen. Da war plötzlich eine unheimliche Kraft, gegen die das Todespendel schlug. Es schrammte über eine Fläche, die sich zwischen ihm und dem Abbild des sich windenden Tendyke bildete und nicht weniger mit Magie aufgeladen war als das Pendel selbst. Funkensprühend kam die Schneide des Pendels zum Stillstand, und damit verlor sich auch die mordende Energie. Um das Pendel weiter wirken zu lassen, mußte Stygia es ganz neu starten. Aber nicht jetzt! Erst mußte sie wissen, welche Kraft sich ihr in den Weg gestellt hatte! Zamorras Amulett konnte es nicht sein. Ein Abwehrzauber auch nicht, denn Robert Tendyke mochte in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit darstellen, aber er war kein Zauberer im eigentlichen Sinn, und wenn das Pendel sogar das Schutzfeld um sein Anwesen durchdringen konnte, dann war auch ein persönlicher Abwehrzauber nur ein schlechter Witz. Hier hatte eine andere Macht eingegriffen.
    Aber welche?
    Stygia löste das Abbild Tendykes wieder auf. »Bis zum nächsten Mal«, murmelte sie giftig. »Aber dann richtig!«
    Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, den Erfinder des Todespendels zu töten.
    ***
    Robert Tendyke streckte sich im Gras aus. Ganz langsam entspannte er sich. Zamorra kauerte sich neben ihn und wollte ihm wieder aufhelfen, aber Tendyke schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte er. »Warte. Laß mir Zeit. Ich kann noch nicht wieder hoch.«
    Jetzt sah Zamorra, daß Tendykes fransenbesetztes Lederhemd von mehreren Schnitten zerfetzt war. Sie führten quer oder schräg über seine Brust, und darunter schimmerte es teilweise rot. Zamorra riß das Leder auf; das Hemd war ohnehin ruiniert. Er sah feine Schnitte über die Brust des Freundes verlaufen. Vier- oder fünfmal mußte ihn ein unsichtbares Messer gestreift haben. Einige Schnitte waren zwar ins Hemd, aber nicht in die Haut gegangen, vermutlich eine Folge von Tendykes ständigen Ausweichbewegungen. Zum Teil verdankte er sein Leben also seiner schnellen Reaktion. Dafür blutete er an Händen und Unterarmen, mit denen er das unsichtbare Messer abzuwehren versucht hatte.
    Nicole tauchte mit dem Verbandskasten wieder auf. Sie begann, die Schnittwunden zu desinfizieren und zu verbinden. Das vorhandene Material reichte gerade mal eben aus. Tendyke konnte von Glück sagen, daß die Schnitte nicht tief gegangen waren. Nur einen Zentimeter weiter, und es wäre nicht mit einfachen Verbänden, Jod und Pflastern abgegangen, sondern er hätte einen Notarzt gebraucht.
    Allmählich kehrte die Kraft in Tendykes Körper zurück. Er überwand die Nachwirkungen des lähmenden Entsetzens und wankte mit Zamorras Unterstützung zum Wagen, setzte sich hinein. Zamorra nahm sein Amulett wieder an sich und hakte es an der Halskette fest. Tendyke verfolgte die Bewegung aufmerksam. »Ihr habt es mit Dhyarra-Magie geschafft, nicht? Das Amulett hat versagt?«
    »Richtig erkannt«, erwiderte Zamorra. »Nicole ist auf die Idee gekommen.«
    »Nur gut, daß zwar die Hilfsgüter, die

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