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0484 - Stygias Todespendel

0484 - Stygias Todespendel

Titel: 0484 - Stygias Todespendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wird, was die Lunge hergibt«, erwiderte Uschi. »Du hast ’nen Vogel, liebstes Lästerschwein - Verzeihung, Schwesterlein wollte ich sagen.«
    Monica trat ihr gegen das Schienbein. Sie hatte für ein paar Minuten oder eine halbe Stunde Ruhe - so genau ließ sich das selten Vorhersagen. Hinter ihnen war der hektische Betrieb des Zeltlagers, und vor ihnen bewegte sich Old Sam mit seinen typischen, eckigen Reptilbewegungen davon. Er hatte seine Mahlzeit genassauert und verschwand nun in Richtung Loch im Zaun. Nachdem allgemein verkündet worden war, daß der große, alte Alligator die Harmlosigkeit in Schuppen war, hatte niemand mehr versucht, ihn abzuschießen, wenngleich die Gardisten ständig den Finger am Abzug hatten, wenn Old Sam in ihrer Nähe auftauchte. Das konnte ihnen auch niemand verdenken - lieber einmal etwas zu vorsichtig als etwas zu tot. Immerhin wich jeder Old Sam respektvoll in weitem Bogen aus; man wußte schließlich, wie rasch sich diese trägen Kolosse plötzlich bewegen konnten, wenn sie es wollten. Aber Old Sam hatte niemanden angegriffen.
    »Hoffentlich kommt er nicht wieder«, sagte Uschi. »Sonst haben wir künftig jeden Tag hier diesen Trubel. Irgendwann flippt jemand aus und erschießt ihn, oder er wird provoziert und schnappt doch mal zu, nur um seine Ruhe zu haben. Ich kann mir vorstellen, daß ihm das Gekreische gehörig auf die Reptilnerven geht.«
    »Das Loch im Zaun muß so schnell wir möglich geflickt werden«, sagte Monica.
    »Vermutlich gibt es mehrere Löcher. Und es dürfte alles andere als einfach sein, an das nötige Material zu kommen. Das wird anderweitig gebraucht.«
    Plötzlich verharrte Old Sam.
    »Was hat er denn jetzt?« entfuhr es Monica.
    Der Großvater aller Alligatoren wandte sich um und watschelte auf seinen krummen Beinen zurück zum Haus!
    »Beim pinkgetupften Osterhasen -das fehlt uns noch! Bin froh, wenn er weg ist! Husch! Verschwinde, Alter!« Sie lief auf den Alligator zu und wedelte mit den Armen, um ihn zu verscheuchen. Aber Old Sam reagierte überhaupt nicht auf sie. Selbst als sie seinen Schwanz packte und daran zerrte, interessierte ihn das nicht. Er zuckte nicht einmal heftig. Er setzte nur mit zwar langsamer, aber gewaltiger Kraftentwicklung seinen Weg zum Haus fort.
    Menschen, die aufgeatmet hatten, als das gefährlich wirkende Reptil sich wieder entfernte, ohne jemanden angefallen zu haben, wurden jetzt erneut von dumpfer Furcht gepackt - vielleicht hatte Old Sam es sich ja jetzt anders überlegt und seinen Speiseplan um den zweibeinigen Nachtisch erweitert!
    »Verschwinde, du dämliches Vieh!« schrie Monica den Alligator an. Aber der hatte offenbar seine Gehörgänge auf Durchzug geschaltet und ließ sich nicht beirren!
    ***
    Dr. Moboto schrie entsetzt auf! Der Tote schnellte empor, die Augen plötzlich unnatürlich weit aufgerissen und das eben noch starre Gesicht zu einer Maske des Grauens verzerrt! Er schlug zweimal zu und schleuderte Achmed Kongollon quer durch den Raum. Das Skalpell segelte in die andere Richtung, haarscharf an Moboto vorbei! Der Tote schwang sich vom Untersuchungstisch, war mit ein paar schnellen Sprüngen an der Tür und rüttelte am Griff. Aber um nicht zufällig gestört zu werden, hatte Moboto vorhin abgeschlossen. Der Schlüssel steckte zwar, aber der Tote schien das zu übersehen. Gehetzt blickte er sich um, schien nach etwas zu suchen, das er als Waffe benutzen konnte. Seine Hände waren vorgestreckt.
    Moboto suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Aber es gab nur das Fenster, und das befand sich im dritten Stock. Die Tür, die erst aufgeschlossen werden mußte, wurde von dem Toten versperrt. Kongollon versuchte sich mühsam aufzurichten. Aber der Doppelschlag und der Aufprall gegen die Schrankkante an der Wand machten ihm Schwierigkeiten. Er stöhnte auf, versuchte es ein zweites Mal.
    Vorsichtig streckte Moboto die Hand nach den Instrumenten aus. Er brauchte eine Waffe. Ein Skalpell, oder einen harten Gegenstand, mit dem er sich den Unheimlichen vom Leibe halten konnte. Er hatte es immer für Gruselmärchen gehalten, wenn man von Toten erzählte, die wieder zu neuem Leben erwachten. Hier aber erlebte er es live! Und es war anders!
    In den Geschichten und einschlägigen Filmen erwachten die Toten hinter dem Rücken der Lebenden, bewegten sich langsam, lautlos und heimtückisch. Der hier verhielt sich ganz anders.
    Mobotos Hand hatte die Instrumentenschale fast erreicht.
    Da stieß der Tote einen wütenden Schrei aus

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