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0485 - Mein Killer war ein Gentleman

0485 - Mein Killer war ein Gentleman

Titel: 0485 - Mein Killer war ein Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
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vor mir schwebte Williamson. Die Luftleitung und die beiden Leinen bewegten sich im trüben Wasser wie Riesenschlangen.
    Die Führungsleine glitt durch meine linke Hand. Auch sie erschien mir glitschig wie alles hier unten in der schmutzigbraunen Dunkelheit.
    Ich kam näher an Williamson heran, und ich sah, wie er vor sich hinsprach. Verstehen konnte ich nichts, denn mein Taucheranzug enthielt weder Kehlkopfmikrofon noch jenen Miniaturlautsprecher, wie ihn Williamson hatte.
    Er gab mir ein Zeichen und reichte mir seine Hand. Wir glitten in der Dunkelheit vorwärts. Das Licht unserer Scheinwerfer drang kaum zwei Yard weit in die trübe Dunkelheit des mit unzähligen kleinen Flocken durchsetzten Hudsonwassers.
    »Komm!« bedeutete der Wink, den der Taucher der Hafenpolizei mir gab.
    Mit einer Handbewegung schob ich mich durch das Wasser. Dann hob ich abwehrend die linke Hand vox mein Gesicht. Unmittelbar vor mir tauchte etwas Schwarzes auf.
    Es war die Ufermauer des Hudson.
    Williamson schwebte dagegen und stützte sich mit der linken Hand daran ab. Dann glitt er tiefer. Ich folgte ihm. Mit der linken Hand stützte ich mich ab. Den Scheinwerfer richtete ich nach unten, damit der Polizeitaucher Bescheid wußte, wo ich mich befand.
    Langsam glitt ich wieder abwärts. Irgendeine Bewegung an meinem rechten Bein ließ mich zusammenzucken. Dann erkannte ich die Ursache. Es war Williamson, der mir jetzt Hilfestellung leistete.
    Plötzlich befand ich mich neben ihm. Er nickte mir zu und deutete nach vorn. Ich sah eine Eisenstange. Mein Taucherkollege gab mir ein neues Zeichen. Dann griff er nach meiner linken Hand und führte sie zu der Eisenstange. Ein Kopfnicken bedeutete mir, daß ich mich an dieser Stange halten sollte. Er glitt seitwärts weg. Meine Lampe zeigte mir, was er vorhatte. Er hielt sich an einer zweiten, etwa zwei Fuß entfernten Stange fest und schwamm dann abermals weiter. Zuletzt war er fast zwei Yard von mir entfernt und gab mir wiederum ein Zeichen.
    »Abwärts!« bedeutete es.
    Ich folgte der Anweisung und glitt noch tiefer in die jetzt schwarze Dunkelheit. Was mich unten erwartete, war mir bekannt. Dennoch zuckte ich zusammen, als plötzlich das Gesicht des toten Mannes im Lichtbündel meines Scheinwerfers auftauchte.
    Ich schwenkte die Lampe zu den Beinen, die in der mörderischen Umklammerung eines Betonklotzes steckten.
    Gangsterarbeit, ohne Zweifel.
    Mord!
    Der Lichtstrahl meiner Lampe tastete sich zurück. Er erfaßte das linke Schultergelenk des Mannes. Wir hatten es oben, im Gespräch mit Lieutenant McPhearson, richtig erkannt: Der Körper des unbekannten Toten hing mit den Achseln fest unter zwei Eisenstangen. Er konnte nicht weiter in den Hudson hineingleiten. Er konnte aber auch nicht zurück, weil der Kanal vermutlich nach der Landseite steil anstieg. Von oben kam das Wasser. Es drückte den Körper des toten Mannes ständig gegen das Gitter.
    Williamson kam vorsichtig näher.
    Wild gestikulierte er. Dann machte er eine sägende Bewegung am Gitter.
    Aufsägen oder aufschweißen bedeutete dies.
    Ich nickte.
    Er nickte zurück.
    Williamson stieß mich an und deutete mit dem Daumen nach oben.
    Der Lichtstrahl meiner Lampe zeigte mir, daß Williamson seine entsprechenden Anweisungen in sein Kehlkopfmikrofon sprach.
    In meiner Signalleine ruckte es zweimal. Es war das verabredete Zeichen, daß sie mich jetzt wieder hochhieven würden.
    Dicht oberhalb des Toten wirbelte ein unförmiger Gegenstand heran. Sieht aus wie ein Koffer, dachte ich.
    Ich wollte Williamson ein Zeichen geben, aber der schwebte mit seinen Füßen in der Höhe meiner Sichtscheibe. Er bemerkte mein Zeichen nicht.
    ***
    »Kommen sie wieder?« fragte Phil, der an der Reling des Kommandobootes der Hafenpolizei stand.
    »Ja«, sagte Captain Bleachout, »sie sind wieder unterwegs ans Licht der Sonne.«
    »Wir werden dem Erkennungsdienst den Vortritt lassen müssen«, meinte Phil. Er beugte sich über die Reling und beobachtete interessiert die Luftblasen, die dicht neben der Ufermauer an die Wasseroberfläche kamen.
    »Langsamer!« befahl hinter ihm eine Stimme.
    Phil blickte auf die sechs nassen Schlangen, die aus dem Wasser kamen und über die verschiedenen Rollen liefen — je eine Luftleitung, eine Führleine und eine Signalleine für jeden der beiden Taucher.
    Drüben, auf der Pier, gab Lieutenant Neal McPhearson ein Zeichen. Phil machte eine fragende Geste. McPhearson hob sein Walkietalkie hoch und deutete mit seiner riesigen

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