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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich von den Beinen riß…
    ***
    Ich schrie, ich keuchte, ich hustete und würgte, und ich lag auf dem Boden, krallte mich an einem aus der Erde hervorragenden Stein fest und hatte trotzdem das Gefühl, durch die Luft zu schweben und in das Auge des Zyklopen hineingerissen zu werden.
    Der Orkan war furchtbar. Er kannte keine Rücksicht, war in seiner Wut und Wucht einmalig. Es heulte, toste, jammerte und pfiff, dabei schüttete er Tonnen von Staub und Sand der Erde entgegen, und dieses Zeug überfloß auch mich, ohne mich unter sich zu begraben.
    Ich hatte mich davor gefürchtet, hier mein Grab zu finden. Doch mir schien eine Galgenfrist zu bleiben. Staub und Sandkörner rasten über mich hinweg, stiegen hoch und zu langen Fahnen und bildeten Kreisel und Spiralen, während ich noch immer am Boden lag und etwas darum gegeben hätte, mich verstecken zu können.
    Von Suko sah ich nichts mehr. Ich hielt die Augen fest geschlossen, Staub und Sand hätten mich blind gemacht.
    Um mich herum tobte, jammerte und heulte diese gewaltige Hölle.
    Whisper, der Staubgeist, hatte sein Maul weit geöffnet und schrie das Grauen kurzerhand hinaus.
    Bis es vorbei war.
    Wie schon einmal geschah dies schlagartig. Letzte Schleier wehten noch gegen die Felsen, dann trat Ruhe ein.
    Auch ich blieb ruhig und zunächst einmal unbeweglich liegen, weil ich noch immer damit rechnen mußte, daß etwas nachkam.
    Ein Irrtum.
    Als ich fast sicher sein konnte, daß nichts mehr passierte, drückte ich mich vorsichtig in die Höhe und sah nicht weit entfernt meinen Freund Suko.
    Für mich hatte er keinen Blick, ich für ihn ebenfalls nicht. Beide schauten wir auf das Bild, das sich unseren Augen bot, und konnten es einfach nicht fassen.
    Zwischen uns und der Felswand war etwas entstanden, eine Stadt!
    Ich wußte auch, welchen Namen sie trug.
    Alcoste!
    ***
    Was wir mit Julien Prevost im kleinen erlebt hatten, war hier im großen nachvollzogen worden.
    Vor uns stand eine Stadt. Sie war ins Nichts verschwunden und jetzt wieder aus dem Nichts gekommen.
    Das Wort unglaublich war einfach zu wenig, um dieses Phänomen beschreiben zu können. Ich holte tief Atem, die Luft war anders geworden, nicht mehr so schwül, viel klarer, und sie drang tief in meine Lungen.
    Häuser, Straßen, Gassen, Gärten, sogar Autos erkannte ich – und natürlich die Menschen.
    Aber Menschen, die lebten und umherspazierten, als wäre nichts geschehen.
    Oder doch?
    Ihre Bewegungen waren anders. Steinern und hölzern, als würden sie sich jeden Schritt, den sie gingen, zuvor gründlich überlegen. Sie waren in Bewegung, aber sie kamen mir vor, als würden sie durch den Ort laufen und kein Ziel haben.
    Die Menschen verließen ihre Häuser, gingen einige Schritte über die Straße, drehten sich wieder um, traten in die Häuser zurück, um dann in ihre Wohnungen zu laufen.
    Selbst Autos standen nicht still. Sie rollten durch die Straßen, wendeten, nahmen andere Wege, rollten in schmale Gassen oder über Plätze.
    Eines allerdings wunderte mich noch. Ich vernahm keinerlei Geräusche. Die Stadt vor mir lebte und war dennoch tot. Nicht der geringste Laut drang an meine Ohren.
    Bis auf die Trittgeräusche, die Suko verursachte, als er zu mir kam und sich dabei Staub aus der Kleidung schüttelte.
    »Eine Erklärung kannst du mir wohl auch nicht geben, oder?«
    »Nein.«
    »Ich frage mich, weshalb Whisper Alcoste hier hat entstehen lassen? Er muß einen Grund gehabt haben. Nichts geschieht ohne Motiv, auch nicht bei Wesen wie ihm. Welcher Plan steckt dahinter?«
    »Denke daran, daß Baphomeths Macht hier gebrochen worden ist. Wir waren in der Kathedrale und haben sie dem Bösen abgenommen. Daß die andere Seite etwas dagegen unternehmen würde, liegt auf der Hand.«
    Suko verzog den Mund. »Aber so?«
    »Kennst du Whispers Pläne?«
    »Nein, die kenne ich nicht und ihn leider auch nicht. Aber ich möchte ihn gern einmal kennenlernen.«
    »Wirst du sicherlich. Reicht dir der zweimalige Angriff nicht? Oder hat er dir nicht gereicht?«
    »War das der Staubgeist?«
    »Wer sonst?«
    »Okay.« Suko wechselte das Thema. »Ist bei dir alles in Ordnung? Oder sind dir Waffen weggeweht worden?«
    »Nein, man hat uns auch nicht verwandelt. Es ist schon alles sehr rätselhaft.«
    Der Chinese nickte. »Dann wollen wir der Stadt mal einen Besuch abstatten«, sagte er so laut, daß er auch von einer dritten Person gehört werden konnte, die sich hinter uns aufhielt, weshalb wir sie nicht gesehen

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