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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Familie Remi wohnte in einem alten Steinbau mit kleinen Fenstern. Zur Haustür führte eine schmale Steintreppe hoch. Vier Stufen zählte ich bis zur Nische, deren Rückwand mit der Tür abschloß.
    Janine zögerte noch. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen und schaute sich ängstlich um. In der Nähe befanden sich außer uns keine Personen mehr. Das Leben konzentrierte sich mehr auf die Ortsmitte hin.
    »Wollen Sie nicht, Janine?«
    »Ich habe Angst, John.«
    »Okay, dann gehe ich«, sagte Suko und betrat bereits die letzte Treppenstufe.
    Er überwand die restlichen mit einem großen Schritt, blieb vor der Tür stehen und drückte kurz dagegen.
    Sie schwang auf, schleifte mit dem unteren Rad über den Boden und quietschte zudem noch in den Angeln. Er schaute in den Flur hinein, bevor er sich umdrehte. »Es ist niemand zu Haus.«
    »Gehen Sie rein!« rief Janine.
    »Aber mit Ihnen«, sagte ich und schob sie vor. »Keine Sorge, ich bleibe an Ihrer Seite. Außerdem ist mein Freund Suko noch da.«
    »Aber gegen Whisper sind wir machtlos.«
    »Das bleibt abzuwarten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wundere mich darüber, woher sie diesen Mut und die Selbstsicherheit nehmen, das alles zu tun.«
    »Reine Erfahrungssache«, gab ich lässig zurück, obwohl dies auch so nicht stimmte, doch ich wollte die junge Französin nicht noch mehr beunruhigen.
    Suko war schon vorgegangen und wartete auf uns. Er stand in einem ziemlich engen Flur.
    Janine preßte sich gegen die Wand und hielt sich zusätzlich an mir fest.
    Ich lächelte knapp. »Was ist los, Janine? Sie sind hier zu Hause…«
    »Trotzdem habe ich Angst.«
    »Das kann ich verstehen. Wo haben Sie gewohnt?«
    »Hier unten lebte mein Urgroßvater. Er kann die Treppen nicht mehr hochsteigen.«
    »Wo befindet sich sein Zimmer?«
    Sie deutete in den Flur hinein. »Sie müssen dann rechts gehen. Da ist die Tür.«
    Suko war schon vorgegangen und blieb zwei Schritte vor der Wohnungstür stehen. Er trat nicht ein, weil er von drinnen Geräusche hörte. Dort ging jemand hin und her.
    Janine trat noch dichter an mich heran. Ihr bleiches Gesicht wirkte im Dämmer des Flurs wie ein gespenstischer, heller Fleck, der, je näher er kam, immer stärkere Konturen annahm. Im unteren Teil bewegte sich ihr Mund, als sie anfing zu sprechen. »Das ist mein Urgroßvater. Sie haben ihn nur den alten Remi genannt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich erkenne ihn an seinen Schritten.«
    Suko ging auf die Tür zu. »Dann kann uns ja nichts passieren«, sagte er.
    »Kann ich ihn rufen?« Janine schaute mich bittend an.
    Ich hob die Schultern. »Meinetwegen. Wenn es so wichtig für Sie ist.«
    »Ja, ich will Gewißheit haben.«
    Sie rief einen Namen, den ich nicht verstand. Es mußte wohl ein Kosewort sein, aber sie bekam Antwort.
    »Ja, ma petite cherie, komm zu mir. Komm zu deinem lieben alten…«
    »Das ist er, das ist er!« Janine war plötzlich außer sich. »Das ist mein Urgroßvater. Gott, er lebt.«
    Da drückte Suko die Tür nach innen. Sie schwang sehr weich in den Raum hinein, und wir hörten das leise Schleifen der Angeln. Im rechten Winkel zur Wand blieb sie stehen, so daß wir direkt in das Zimmer hineinsehen konnten.
    Es war nur spärlich möbliert. Eine Kommode, das Bett aus Holz, der Waschtisch mit den geschwungenen Beinen und der Schüssel darauf, zwei Fenster, ein schmaler Tisch und ein Stuhl, auf dem der Urgroßvater Platz genommen hatte.
    Suko war zur Seite gegangen, damit auch wir den Raum betreten konnten. Janine war mir bisher nur zögernd gefolgt. Das änderte sich. Plötzlich konnte sie es nicht mehr erwarten, mit ihrem Verwandten zu sprechen. Sie übersprang die Schwelle. »Du bist da!« rief sie und wollte auf ihn zueilen, doch die hart klingende Stimme des Alten stoppte sie.
    »Nicht, keinen Schritt weiter. Du mußt stehenbleiben. Rühr mich nicht an!«
    Ich hatte diesem alten Menschen nicht eine so kraftvolle Stimme zugetraut. Wenn er auf diese Art und Weise sprach, mußte er einen bestimmten Grund haben.
    Janine gehorchte auch. Sie schüttelte den Kopf, auf ihrem Gesicht zeichnete sich Erstaunen ab, und sie wollte etwas sagen, aber ihr Urgroßvater bewegte seinen Kopf, blickte Suko ins Gesicht, dann mir und fragte leise: »Wen hast du mitgebracht, Kind?«
    »Zwei Freunde.«
    »Wollen Sie sterben?«
    »Das hatten wir eigentlich nicht vor«, erwiderte ich und erntete ein krächzendes Lachen, das sehr bitter klang, wie auch die folgenden Worte. »Viele Menschen möchten

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