Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
er Sie auch erkannt haben.«
    »Er hätte mir schon winken können.«
    Gesehen haben mußte er sie, aber er tat so, als hätte er sie nicht bemerkt.
    Mit etwas unsicher wirkenden Schritten kam er auf uns zu. Bewußt versperrten wir ihm den Weg, weil wir sehen wollten, wie er auf diese kleine Provokation reagierte.
    Er blieb stehen.
    Wir schauten uns an.
    »Vater!« hauchte Janine.
    Der Mann mit dem dunklen Haar zog die Stirn kraus. Er dachte über das Wort nach, möglicherweise auch über den Klang der Stimme, die in seinem Innern wohl ein Echo hatte aufklingen lassen.
    »Kennst du mich nicht mehr?«
    Remi hob die Schultern.
    Da hielt es seine Tochter nicht länger aus. Sie fragte uns nicht, sondern lief auf ihn zu und warf sich gegen ihn. Er konnte nicht anders, er mußte sie auffangen, aber diese Umarmung dauerte nur Sekunden, dann sprang Janine wieder zurück.
    »Mein Gott, das ist furchtbar.«
    »Was?« fragte Suko.
    »Ich… ich habe ihn berührt. Er ist so kalt. Ja, so kalt wie der Tod.«
    Wir wunderten uns nicht mehr. Remi ging weiter und verschwand in der Gasse, aus der wir gekommen waren.
    Ich drehte mich noch um. Auch Janine schaute hinter ihm her.
    »Lebt er? Ist er tot?«
    »Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte ich leise. »Aber ich glaube nicht, daß du einen Toten umarmt hast.«
    »Mein Urgroßvater war es auch.«
    »Richtig. Nur ist dein Vater jünger. Für uns ist es wichtig, daß wir die Kathedrale erreichen und uns dort dem Staubgeist stellen. In den nächsten Stunden wird es sich entscheiden, wer Sieger in diesem makabren Spiel bleibt, Janine.«
    Suko hob den rechten Arm und streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Wir sollten uns wirklich beeilen«, sagte er.
    »Wieso?«
    Er deutete auf die Schatten und die Lichtreflexe in unserer Nähe.
    Seine Antwort aber befaßte sich mit etwas anderem. »Es sieht noch alles normal aus, aber du kannst es spüren, wenn du deine Fingerspitze näßt. Der Wind hat zugenommen. Er ist stärker geworden, und wir wissen, was dies bedeutet.«
    »Ja, Whisper bereitet seinen Angriff vor.«
    »Genau. Wenn du mich fragst, John, werden wir es kaum schaffen, bis zur Kathedrale zu kommen. Ich glaube, wir müssen uns dem Staubgeist hier stellen.«
    »Und das ohne mein Kreuz«, fügte ich bitter hinzu…
    ***
    Zwischen den schwarzen Felsen lag das silberne Skelett wie ein unheimlicher stummer Wächter in einem offenen Sarg. Er war zu seinem Platz geworden, zu seiner ewigen Ruhestätte, denn es hatte das Böse zwischen den uralten Steinen vertrieben.
    Lange genug war dieser steinerne Dom ein Hort des Schreckens gewesen, aber Baphomeths Macht war nun gebrochen worden. Damit sie nicht zurückkehrte, hielt das Skelett Wache.
    Es lag auf dem Rücken. Die leeren Augen innerhalb des Totenschädels waren in die Höhe gerichtet, genau in den Spalt hinein, den die senkrecht hochsteigenden Wände freiließen, um den Blick auf ein schmales Stück Himmel zu ermöglichen.
    In der Schlucht war es immer düster. Das Sonnenlicht reichte längst nicht bis auf den Grund.
    Richtig dunkel wurde es nie. Vom Knochenkörper der unheimlich wirkenden Gestalt strahlte ein bleiches, an Blei erinnerndes Schimmern ab, das selbst über die Ränder des Sargs kroch und sich außen wie ein Schleier ausbreitete.
    Der Knöcherne war allein und trotzdem in Begleitung. Seine knöchernen Hände lagen nebeneinander in der Höhe des Bauches. Ihre Flächen zeigten nach oben, und sie hielten etwas fest wie eine Vase die Blumen.
    Es war sehr alt, fast 800 Jahre, und es bestand aus Stein. Grauer Stein mit leicht grünlichen Einschlüssen, aber nicht so stark, als daß sie zu übersehen gewesen wären.
    Es waren bestimmte Zeichen, sehr wertvoll, und sie gehörten einfach zu diesem Stein, der einen bestimmten Namen trug.
    Das Siegel der Templer!
    Einstens war es von einem mächtigen Ritter getragen worden, dessen Glanz über die Jahrhunderte hinwegstrahlte und auch in der modernen Zeit noch einen großen Namen besaß.
    Richard Löwenherz!
    Ihm hatte das Siegel gehört. Es war ihm entwendet worden und nach einer langen Reise in einem Brunnen in dem Balkanland Jugoslawien von dem Geisterjäger John Sinclair gefunden worden, der es dem Skelett des Hector de Valois in den Sarg gelegt hatte. Der Geist des Richard Löwenherz war in Hector de Valois wiedergeboren worden.
    Der Stein war etwas Besonderes. Vielleicht fiel er gerade durch seine Schlichtheit auf. Sie machte es möglich, daß die Eingravierungen besser zum Vorschein

Weitere Kostenlose Bücher