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0486 - Der unheimliche Shaolin

0486 - Der unheimliche Shaolin

Titel: 0486 - Der unheimliche Shaolin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ewigen Dunkel lebte und keine Helligkeit wollte.
    Früher hatte man gesagt, daß die Stufen der Treppe hinabführten in die Hölle der verdammten Seelen, die der Drache feuerspeiend verschluckt hatte, Das war nun anders. Seit Errichtung des Klosters herrschte in der Tiefe des Bergs ein gewisser Friede, und nur die dichte Dunkelheit war geblieben.
    Lin Cho hatte die Fackel mitgenommen. Obwohl sie armhoch aufloderte, brachte sie nicht viel Licht. Manchmal erreichte ihr Schein nicht einmal die Stufe, und der Shaolin bekam das Gefühl, als würde die Finsternis das Licht fressen und immer kleiner werden lassen.
    In scharfen Kehren wand sich die Treppe um hervorspringende Felsstücke, die wie die Nasen gewaltiger Riesen wirkten. Sie führte hinein in eine Tiefe, die kein Ende zu haben schien. Sie war der Weg ins Nichts, aber der Shaolin mußte ihn einfach gehen.
    Die Zeit verwischte. Es gab nur ihn, das schwache Fackellicht und die Finsternis, die sich mit der Tiefe des Berginneren vereinigte.
    Auch diese Treppe besaß ein Ende. Lin Cho sah es nicht, er konnte es fühlen. In der langen Zeit der Tempelgebete hatte er sein Inneres auf gewisse Dinge vorbereitet und andere Sinne aktiviert. Er sah mit der Seele, nicht mit den Augen.
    Lin Cho erreichte den Grund. Unsichtbare Schwaden bedeckten ihn. Sie stiegen aus Rissen und Spalten in die Höhe, trieben durch den fast grenzenlosen Raum und hüllten das Reich des Drachen ein wie ein nie enden wollender Mantel.
    Hier hatte der alte Shaolin seinen Schwur abgelegt, und hier wollte er ihn brechen, falls man ihn ließ. Sein Schwur damals war der Waffenstillstand zwischen Gut und Böse gewesen, die Verbindung des Drachen mit dem großen und weisen Buddha.
    Würde die Kraft des Bösen wieder aufleben, wenn er nun den einmal gegebenen Schwur brach und wieder zu den Waffen griff?
    Der Tod vieler Männer hatte dafür Sorge getragen, daß Lin Cho dieses Risiko einging.
    Die Flamme der Fackel war nur mehr zu einem kleinen Licht zusammengeschrumpft. Es flackerte wie ein Stern in der Finsternis, durch die Lin Cho schritt.
    Er wußte sehr genau, wohin er sich zu wenden hatte, auch wenn er nicht viel sehen konnte, und er blieb dort stehen, wo er einmal den Schwur geleistet hatte.
    Hier kniete er nieder. Den Griff der Fackel steckte er in eine Bodenspalte, wo er festklemmte und der restliche Lichtschein seine rechte Seite beleuchtete.
    Der alte Shaolin kannte das Ritual. Schweigend verbeugte er sich in vier verschiedene Richtungen.
    Er dokumentierte damit seine Demut vor der Macht des Drachen, die sich überall hin ausbreitete.
    Das Gesicht des Kämpfers blieb unbewegt. Seine Augen glichen tiefen, dunklen Teichen aus blauschwarzer Tinte, nur weit hinten in den Schächten der Pupillen bewegte sich der Funke des Lebens und zeigte an, wie gespannt der Mann war.
    Stille umgab den Mönch.
    Sie war wie Watte, wie Gaze, sie nahm ihn ganz. Es fiel schwer, sie unterbrechen zu wollen.
    Lin Cho meditierte und konzentrierte sich auf den Drachengott, den er anrufen wollte.
    Seine Gedanken hatte er auf dem Weg sammeln können, jetzt ließ er ihnen freie Bahn, denn er hoffte, so die Grenzen zwischen ihm und einem anderen Reich aufreißen zu können.
    Die Gedanken und der Glaube des Menschen können Berge versetzen. Nichts anderes hatte er vor.
    Aber der Drachengott blieb stumm. Er hatte sich einmal entschlossen und wollte nicht, daß der Schwur gebrochen wurde.
    Aber auch Lin Cho gab nicht auf. Er kannte die alten Formeln, die gesprochen werden mußten, um mit den Götzen der Finsternis Kontakt aufzunehmen, und er wußte auch um das Risiko und die Gefahr, die damit verbunden waren. Trotzdem sprach er sie aus.
    Worte, die nur wenige Eingeweihte kannten. Es waren meist die großen Meister, die Äbte der Kloster, die Heiligen, die Weisen und Eingeweihten.
    Worte wie eine düstere Melodie, mit abgehackten, kehligen Lauten versehen, ausgesprochen in der menschlichen Sprache, aber dennoch völlig fremd klingend.
    Sie wehten nicht durch den unheimlichen Raum. Sehr rasch schon blieben sie in der Finsternis stecken, als würden sie von ihr aufgesaugt. Lin Cho konnte zwar nichts erkennen. Er wußte trotzdem, daß er vor der großen Drachenwand saß, wo er sich zeigen würde, wenn die Worte erhört worden wären.
    Der alte Mann trug dünne Kleidung und an den Füßen schlichte Sandalen mit einer unten rauhen Holzsohle. Er spürte die Kälte nicht, sein Körper reagierte in der Meditation nicht auf äußerliche

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