0487 - Im Tempel des Drachen
werden.«
»Dann muß ich um die Handschuhe kämpfen!« erklärte der Türke.
»Ja, und gegen Shimada.«
Was das bedeutete, wußten wir alle. Betretenes Schweigen folgte, das ich allerdings unterbrach.
»Keine Sorge, alter Freund. Wir sind auch noch dabei.«
»Nein«, sagte Shao. »Es ist nicht Sinn der Sache, daß ihr eingreift. Das ist allein zwischen Yakup und Shimada abzumachen, falls es überhaupt soweit kommt.«
Der Shaolin hatte sich etwas von uns entfernt, und wir hatten auch nicht weiter auf ihn geachtet, bis wir plötzlich die schwer zu identifizierenden Laute hörten.
Es war ein Mittelding zwischen Ächzen, Stöhnen und Schreien. Lin Cho gab diese Geräusche von sich. Er hatte einen mageren Arm ausgestreckt, wies auf den Buddha und wankte dabei zurück.
Mit dieser Geste wollte er uns irgend etwas zeigen. Unsere Blicke flogen gegen die gewaltige Gestalt.
Obwohl das Licht nicht besonders gut war, sahen wir die Risse. Sie mußten schon sehr breit sein, sonst hätten wir sie überhaupt nicht erkannt. Es gab keinen Flecken auf der Gestalt, der nicht in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.
Auch der Kopf war nicht verschont geblieben. Die Risse zogen sich ebenfalls quer durch das Gesicht, so daß es aussah, als würde der Buddha grinsen.
Und wir hörten das Knirschen…
Ein verdammt verdächtiges Geräusch und für uns der Beweis, daß die mächtige Figur dicht davor stand, zusammenzubrechen. Wenn das geschah, mußten wir aus der unmittelbaren Gefahrenzone raus, denn die Stücke hätten uns sonst zertrümmert.
Yakup, Suko und Shao brauchte ich dies nicht erst zu sagen. Sie hatten selbst bemerkt, in welch einer Gefahr wir plötzlich schwebten, doch der untote Shaolin war nicht schnell genug, wenn er keine Hilfe bekam. Er hatte Yakup als Erbe seiner Waffe ausersehen, und der revanchierte sich dafür. Mit einem gewaltigen Sprung setzte der Ninja auf die Gestalt zu. Bevor sich der Shaolin versah, hatte Yakup hingelangt, ihn sich geschnappt und weggerissen.
Es gab für uns nur noch die Flucht nach vorn, hin zum Ausgang.
Wir rannten, während in unserem Rücken sich das Knirschen derart verstärkte, daß sich auf meinem Rücken eine Gänsehaut legte. Kleine Explosionen drangen peitschend durch die Tempelhalle, als die ersten Teile des Buddhas abplatzten.
Ich riskierte einen Blick über die Schulter. Die Steinbrocken jagten wie Geschosse durch die Tempelhalle, hieben gegen die Wände oder tanzten als harte Bälle über den Boden.
Obwohl der Druck und die Stoßkraft gewaltig waren, erreichten die Steinbrocken uns nicht. Yakup Yalcinkaya floh als erster durch den rettenden Ausgang, ich folgte, Suko und Shao machten den Schluß.
Der Inspektor schloß genau in dem Augenblick die Tür, als der Buddha mit einem gewaltigen Dröhnen und Krachen zusammenbrach. Wir schauten nicht mehr hin, Trümmer interessierten uns nicht, aber uns war klar, daß in diesem Falle das Böse gesiegt hatte.
Jahrhundertelang hatte der Buddha widerstanden, jetzt lag er als Steinhaufen am Boden.
Yakup stand neben dem alten Shaolin. Er nickte uns zu, bevor er sagte: »Das war knapp, Freunde.«
»Sicher.« Ich wischte Staub aus meinem Gesicht und hörte Sukos Räuspern. »Jetzt hat er es geschafft«, sagte mein Freund.
»Denkst du an Shimada?«
»An wen sonst?«
Auch Shao war der Meinung. »Er hat die drei Teile der Pläne zusammenbekommen, weiß nun, wo er suchen soll und hat das Kloster gewissermaßen schon unter Kontrolle. Wir werden uns mit ihm auseinanderzusetzen haben. Macht euch darauf gefaßt.«
»Und die Waffe?« fragte Yakup.
Shao wies auf Lin Cho. »Du mußt ihn bitten, dich zu ihr zu führen. Nur er kennt den Weg.«
Lin Cho sagte nichts dazu. Seine ausgemergelte Gestalt, die aussah, als würde sie keine Feuchtigkeit mehr enthalten, lehnte an der Wand. Es glich schon einem kleinen Wunder, daß er sich noch auf den Beinen hielt. Der Körper verschwand fast in den Falten der viel zu großen Kleidung.
Yakup bückte sich und schaute ihn an. Er redete auf ihn ein. Suko und Shao warteten auf eine Antwort, während ich sehen wollte, wie es in der Tempelhalle aussah und behutsam die Tür aufzog.
Eine gewaltige Staubwolke quoll mir entgegen. Erkennen konnte ich so gut wie nichts. Hinzu kamen die miesen Lichtverhältnisse, aber da war noch etwas anderes.
Dieser tiefblaue Schein, den ich so hatte hassen gelernt. Shimadas Zeichen.
Hastig zog ich die Tür wieder zu. Suko hatte dies bemerkt und fragte: »Was hast du?«
»Er
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