0488 - Die Mumie und der Totengott
waren.
Auch hatten sie auf eine Kopfbedeckung verzichtet, während der Kopf des Anführers von einer mitraähnlichen Haube gekrönt wurde. Alles war stilecht.
Kaum ein Unterschied zu der längst vergangenen und unter Wüstensand begrabenen Kultur.
Ich hatte mich zu sehr auf den Anführer konzentriert. So war mir entgangen, daß die anderen Männer etwas aus dem Wagen geladen hatten, das sie nun mitschleppen.
Eine große Statue wurde von vier Leuten getragen. Sie besaß einen Löwenkopf und einen Menschenkörper.
Das war Sechmet!
Andere Helfer schleppten einen leblosen Körper. Er war in ein helles Laken oder Kleid gehüllt. Deshalb nur hob er sich besser von der Dunkelheit ab.
Brachten sie eine Tote zur Pyramide? Aber nicht nur sie wurde getragen, man schleppte auch noch einen Mann auf die Pyramide zu. Ich war leider zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können. Zudem reichte das durch die Pyramidenwände strömende Licht nicht aus.
Der Mann, das Mädchen und die Statue wurden zu dem Gebäude geschafft, aber niemand trat ein, die zwölf Männer und ihr Anführer blieben noch einige Yards entfernt stehen.
Der Hohepriester begann zu sprechen. Da er mir den Rücken zudrehte, hatte ich Mühe seine Worte zu verstehen. Ich änderte meinen Standort, so daß ich schräg in die Pyramide hinausschauen konnte und sah, daß sie wieder besetzt war.
Die Mumie und der Totengott Anubis waren zurückgekehrt. Sie hockten an den gleichen Plätzen, als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich hatten sie die Pyramide von mir befreien sollen.
»Oh große Sechmet!« rief der Hohepriester. »Wir haben zu dir Kontakt aufgenommen, weil du es nur bist, die uns führen kann. Nun sind wir hier, um dich in deinem Grabmal zu besuchen. Man hat dich in die gläserne Pyramide zur letzten Ruhe gebettet, weil man dich nicht töten konnte. Du aber hast es verstanden, dein Grab mit deiner Magie und deiner Kraft zu füllen, um die Zeiten überwinden zu können. Wir haben die Voraussetzungen mitgebracht. Ein Mädchen mit dem Obsidiandolch getötet, dessen Geist ebenfalls in deine Sphäre gerät. Das Opfer deiner Diener aus der Vergangenheit und unser Opfer werden sich in deinem unsichtbaren Reich treffen und die Verbindung zu dem Land herstellen, dem unsere große Liebe gehört. Unter den Augen des Totengottes Anubis werden wir dir die Ehre zuteil werden lassen, die dir gebührt und die dir lange Jahre vorenthalten wurde. Auch jetzt gab es Schwierigkeiten. Man wollte uns daran hindern, zu dir zu gelangen, aber wir haben auf dich vertraut, und deine Kraft hat uns schon jetzt stark gemacht. So erlaube uns, daß wir die Pyramide betreten können. Wir möchten in dein Grabmal, und wir haben dir die alte Statue mitgebracht, ein Beweis dafür, daß wir selbst in dem Land waren, in dem du einmal so schmählich behandelt wurdest.«
Es war eine lange Rede gewesen, über die ich auch nachdenken mußte. Allmählich klärte sich dieser Fall für mich. Da hatte es jemand geschafft, die Zeiten miteinander zu koppeln, und es waren meine Landsleute, die sich der Kriegsgöttin Sechmet verschworen hatten.
Sie wurde in der ägyptischen Mythologie nicht oft erwähnt. Für mich gehörte sie in die Reihe der zweitklassischen Götter, aber sie war sehr blutrünstig und grausam gewesen, denn sie wollte den Tod und das große Sterben.
Was sich die Diener der heutigen Zeit von ihr versprachen, darüber konnte ich nur spekulieren. Möglicherweise Schutz, Macht und auch Einfluß.
Wie zum Gebet hatte der Hohepriester die Arme erhoben. Nun ließ er sie langsam sinken, verneigte sich devot und bat darum, die vom Geist der Göttin durchzogene Pyramide betreten zu dürfen.
Eine akustische Antwort bekam er nicht, aber er schien dennoch zufrieden zu sein, denn er ging die ersten Schritte vor.
Jetzt war ich gespannt.
Sehr lange hielt meine Spannung nicht an. Sechmet hatte das Flehen ihres Ersten Dieners erhört und den Weg freigegeben. Sie setzte ihm kein Hindernis mehr entgegen, und der Hohepriester durchschritt die Wand, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden.
Mit gemessenen Schritten bewegte er sich auf die Mumie zu und verbeugte sich vor ihr und dem Schakal.
Ich verzog die Lippen. So einfach war das also, gewisse Hindernisse zu überwinden.
Der Hohepriester fühlte sich wohl. Er lebte förmlich auf. Seine Gestalt straffte sich, über das Gesicht glitt ein triumphierendes Lächeln, als er seinen Begleitern zuwinkte, es ihm nachzutun.
Mir kam es vor wie
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