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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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beiseite. Laut entgegnete er: »Das hängt davon ab, was du vorschlägst. Welche Entscheidung sollten wir für den General fällen?«
    Garrett beugte sich vor. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Die Entscheidung, ob Drax lebt oder stirbt.«
    ***
    August 2450, San Fernande - Valley
    Elf Jahre, dachte Miki Takeo, während er auf die hölzernen Palisaden seiner Festung stieg. Elf Jahre und sie furchten mich immer noch.
    Sein Blick glitt über das fruchtbare Tal, das sich vor ihm ausbreitete. Die Mais- und Getreidefelder standen hoch und waren bereit zur Ernte, trotzdem sah er nur wenige Lastkarren und so gut wie keine Menschen.
    Er sah hinab - sein Gehirn verriet ihm ungefragt, dass er sich exakt 5,37 Meter über dem Erdboden befand - zu den schweigenden, demütig im Gras knienden Farmern und den Geschenken, die sie vor dem geschlossenen Tor gestapelt hatten. Sie warteten auf seine Erlaubnis, mit der Ernte zu beginnen, so wie sie es jedes Jahr taten. Angeführt wurden sie von Lord Ma'coom, der als Einziger stand, auch wenn er zum Zeichen des Respekts seinen Hut in der Hand trug. Der Tross aus Leibgarde, Sänfte und Sklaven hielt sich im Hintergrund.
    »Lord Takeo«, sagte Ma'coom und neigte den Kopf. »Es ist eine Ehre, Euch begrüßen zu dürfen.«
    Takeo deutete eine Verbeugung an.
    »Die Ehre ist auf meiner Seite, Lord Ma'coom.«
    Unter ihm, im Inneren der Festung schnaufte Haank unwillig und spuckte aus. Im Gegensatz zu den »sieben Samurai«, die mittlerweile komplett aus Plysterox bestanden und somit zu Androiden wie Takeo geworden waren, hatte er darauf beharrt, einen Teil seiner Menschlichkeit zu behalten.
    Takeo blickte über die Farmer hinweg auf das Land, das seine Diener kultiviert hatten. Felder, Obstplantagen und Weiden erstreckten sich über etliche Hektar und machten ihn zu einem der mächtigsten Großgrundbesitzer im Tal. Zusammen mit den Erträgen, die er als Geschenk von den Farmern erhielt, genügte die produzierte Menge, um ihm eine ständige Rohstoffversorgung zu garantieren. Damit hatte er sein erstes Ziel erreicht.
    »Lord Ma'coom«, sagte Takeo. »Ich danke Euch für ein weiteres Jahr der Freundschaft zwischen der Faama-Gilde und meinem bescheidenen Reich. Möge die Ernte uns alle zufrieden stellen und uns den Winter erleichtern.«
    »Ich danke Euch, Lord Takeo. Möge unser Reichtum stets Euer Reichtum sein.«
    Damit waren die mittlerweile traditionellen Worte gesprochen und der Höflichkeit Genüge getan. Ma'coom verneigte sich ein weiteres Mal, dann drehte er sich um und hinkte durch die Menge der wartenden Farmer auf seine Sänfte zu. Takeo bemerkte, dass der Lord unter Schmerzen litt, die mit jedem Jahr schlimmer zu werden schienen. Dabei war er noch kein alter Mann und wirkte körperlich durchtrainiert.
    »Sind sie weg, Herr?«, fragte Haank von unten.
    Takeo nickte und stieg die Eisenleiter hinab. »Sie brechen gerade auf. Lord Ma'coom geht es wieder schlechter.«
    »Gut. Der Bastard hat's nicht anders verdient. Wollt Ihr jetzt die Neuen sehen, Herr?«
    »Du hast sie bereits fertig gestellt?« Takeo erlaubte seiner Stimme, Überraschung und Freude zu zeigen.
    Haank grinste. »Ja, Herr, sie stehen hinten in der Werkstatt.« Ohne auf eine Anweisung zu warten, ging er los und scheuchte dabei mit einer Handbewegung Kikuchiyo und Kyuzo auf, die nach der Rückkehr von den Feldern ihre Befehle vergessen hatten. Den im Stroh sitzenden und mit einem Schraubenzieher spielenden Kanbei ignorierte er.
    Takeo folgte ihm in die ehemalige Lagerhalle. In den letzten elf Jahren hatte er sie in eine Forschungseinrichtung und Werkstatt verwandelt. Einiges Inventar hatte er in El'ay gegen Nahrung und Bax tauschen können, das meiste musste er jedoch selbst bauen. Ohne Haank, so viel gestand er sich ein, hätte er das nicht geschafft.
    »Du hast gute Arbeit geleistet«, sagte Takeo, als er die Werkstatt betrat und die zwölf schwarz glänzenden Roboter sah, die in einer Reihe standen. Ihre Köpfe wandten sich ihm wie auf Befehl zu, die Kameras in Augenhöhe summten kaum wahrnehmbar.
    Sie waren ebenso groß und breit wie Takeo, verfügten jedoch nicht über seine komplexe Persönlichkeitsstruktur.
    Auf den Speicherchips, die sie statt Gehirnen trugen, befanden sich keine Grundmuster einer menschlichen Existenz wie bei den Androiden, sondern lediglich bestimmte moralische Grundwerte und ausgesuchte Erin- nerungen, die Miki Takeo von sich selbst auf die Robots übertragen hatte.
    Sie sind so, wie ich gern

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