049 - Der Android
Schmerzen.«
»Schmerzen?« Matt wurde hellhörig. Das passte nicht zu dem Bild, das Takeo ihnen von der Siedlung vermittelt hatte.
Aruula hob die Schultern.
»Mehr weiß ich auch nicht. Takeos Gedanken bleiben mir verschlossen. Es ist, als wäre nichts in ihm, nur eine große Leere.«
Er spürte ihr Unbehagen und legte die Arme um sie. Für jemanden wie Aruula, die fast ihr gesamtes Leben in einer steinzeitlichen Kultur verbracht hatte, musste der Anblick einer so komplexen Maschine verstörend und unheimlich sein.
Unwillkürlich dachte er an seine erste Begegnung mit einer Taratze, die ähnliche Gefühle in ihm ausgelöst hatte.
»Takeo ist nichts weiter als ein hochtechnisierter Toaster«, versuchte er sie zu beruhigen, bevor ihm einfiel, dass Aruula nicht wusste, was ein Toaster ist. »Anders gesagt: Stell dir einfach vor, er wäre ein Mensch, der eine Rüstung trägt. Er…«
»Es sind seine Augen«, unterbrach ihn Aruula. »Ich kann mich darin spiegeln, aber dahinter ist nichts, keine…«
Sie ließ den Satz unvollendet, als müsse sie nach dem richtigen Wort suchen.
»Keine Seele?«, fragte Matt.
»Genau, in seinen Augen ist eine Leere wie bei diesen… wie hast du die lebenden Toten in Nuu'ork noch genannt? Zoodies?«
»Zombies.« Er setzte sich auf und unterdrückte ein Gähnen. »Nein, Takeo ist kein Zombie. Irgendwo in dieser Maschine steckt ein normaler Mensch, den man durch den ganzen Kunststoff nur nicht sehen kann.«
»Wenn du meinst…« Aruula klang nicht überzeugt.
Matt wollte antworten, aber im gleichen Moment klopfte jemand gegen die Schiebetür. »Herein«, sagte er stattdessen, legte vorsichtshalber die Hand auf den Driller und zog sie direkt wieder weg, als Kiri die Tür öffnete und sich tief verneigte. Auf den Armen trug sie Matts Uniform, seine Stiefel und Aruulas Fellumhang.
»Ich hoffe, dass alles zu eurer Zufriedenheit ist.«
Matt nickte. »Vielen Dank, es könnte nicht besser sein.«
Kiri verneigte sich erneut und legte die Kleidung auf einem kleinen Tisch ab. »Takeo-san wünscht mit euch zu Abend zu speisen«, sagte sie dann. »Ich werde euch zu seinem Haus begleiten, sobald ihr eure Kleidung gewechselt und die Waffen abgelegt habt.«
Ihre Stimme war sanft, duldete jedoch keinen Widerspruch. Matt fühlte sich plötzlich bevormundet.
»Richte Takeo unseren Dank aus«, antwortete er nach einem kurzen Blickwechsel mit Aruula, »aber wir sind müde und möchten uns ausruhen.«
Kiri hielt mitten in der Bewegung in- ne und sah ihn an. Gefühlsregungen glitten über ihr puppenhaftes Gesicht: Verwirrung, Überraschung und - wenn er das richtig interpretierte - Furcht. Aus den Augenwinkeln bemerkte Matt, dass Aruula die Arme um die Knie legte und den Kopf senkte. Sie lauschte.
»Ihr versteht nicht… Takeo-san wünscht mit euch zu speisen.« Kiri schien noch mehr sagen zu wollen, schwieg jedoch und strich über ihren Kimono.
Aruula hob den Kopf. »Dann werden wir das natürlich auch tun. Warte bitte draußen auf uns.«
Kiris Augen spiegelten ihre Dankbarkeit wider, als sie sich verneigte und den Raum verließ.
Matt stand auf und griff nach seiner Uniform. »Woran hat sie gedacht?«, fragte er.
»Sie hat große Angst davor, weggeschickt zu werden, wenn sie Takeos Befehle nicht befolgt. Ich möchte nicht, dass sie wegen uns Schwierigkeiten bekommt.«
»Du hast Recht«, sagte Matt. In Gedanken bereute er seine voreilige Reaktion.
Kiri war nur eine Dienerin, die den Anweisungen ihres Herrn folgte. Seinen Ärger über Takeos Unhöflichkeit an ihr auszulassen war ebenso unsinnig wie falsch.
Er schloss die Knöpfe seiner Uniform und steckte den Driller ein. »Dann sollten wir Takeo wohl besser nicht warten lassen.«
***
September 2450, San Fernando Valley
Person in Not gesichtet.
Weiblich, ca. 25 Jahre, unverletzt.
Bewaffnung: Keine.
Weitere Personen: 3 Männer, ca. 18 bis 24 Jahre, unverletzt.
Bewaffnung: 2 Messer (Klingenlänge: 18 cm), l Schwert (Klingenlänge: 55 cm).
Umgebung: Gasse, ausgebrannte Gebäude. Restlichtwert: 16%.
Analyse: Körpersprache lasst auf bevorstehenden sexuellen Übergriff schließen.
Reaktion: Entwaffnung der Angreifer, Schutz der weiblichen Person.
Wahrscheinlichkeit eigener Beschädigung: 1%.
Reaktion wird umgesetzt…
Resultat: Flucht der Angreifer, weibliche Person ist geschützt.
Neueinschätzung: 1. Person in Sicherheit.
Weitere Personen: 17.
Bewaffnung: 7 Schwerter (Klingenlänge: 55-65 cm), 5 Messer (Klingenlänge: 12-22
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