049-Die drei ??? und die Automafia
so auffallend gering, daß auch die äußere Form völlig verändert erschien.
»Der Wagen ist tiefergelegt!« rief Justus.
Das Fahrzeug war so umgebaut worden, daß der Wagenboden nur fünfzehn Zentimeter über der Fahrbahn lag. Entweder hatte man Federn und Stoßdämpfer verkürzt, oder das Fahrwerk war mittels einer hydraulischen Mechanik tiefergelegt. Im letzteren Fall konnte es für schnelle Langstreckenfahrten wieder angehoben werden. Vorn und hinten waren unter der Karosserie Stahlplatten montiert, damit der Unterboden auf unebener Fahrbahn oder an Bordschwellen keinen Schaden nahm.
Vier weitere tiefergelegte Wagen folgten dem ersten im Konvoi. Alle schlugen die Fahrtrichtung zum Barrio ein.
Bob und Justus folgten im VW-Käfer.
Wie die Jungen wußten, wurden tiefergelegte Wagen, die sogenannten »lowriders«, mit Vorliebe von jungen Latinos gefahren.
Im Barrio diente das Auto hauptsächlich zur Selbstdarstellung. Man konnte sich damit von den Gringos abgrenzen und den Mädchen imponieren. Die Lowriders waren meist in sehr gepflegtem Zustand.
Sie wurden immer wieder neu lackiert, eifrig gewachst und poliert und mit Zubehör und Schnickschnack innen und außen herausgeputzt, bis sie beim Herumgondeln am Samstagabend und bei Schönheitswettbewerben für Autos so richtig etwas hermachten.
Hiervon unterschieden sich die Lowriders der fünf Musiker jedoch ganz deutlich. Sie wirkten sogar abstoßend mit den in knalligen Farben dick aufgetragenen Werbesprüchen für El Tiburóns und die Piranhas.
»Die machen damit Reklame für ihre Band«, stellte Justus fest. »Das 42
ist ihr Markenzeichen. Immerhin verliert man sie als Verfolger nicht aus den Augen. Sie können ja nur langsam fahren.«
Bob gab den grellbunten Lowriders Vorsprung bis zum nächsten Block und machte sich dann an die Verfolgung. Immer wieder mußte er das Gas wegnehmen, um einen risikolosen Abstand zu dem gemächlich dahinrollenden Konvoi einzuhalten. Schließlich hatten sie den Randbezirk des Barrio erreicht. Bob blieb nun vorsichtshalber weit zurück. Alle Wagen bogen in eine Waschanlage neben einer Snack-Bar der Kette »Taco Bell« ein. Von hier aus waren es nur zwei Blocks bis zur High School. Während der Schulferien parkten immer viele Autos vor diesem Taco Bell, oft bis nach Mitternacht. Mit seinen mexikanischen Spezialitäten war der Schnellimbiß bei der Jugend ein beliebter Treff, und auch Bob und Justus ließen sich oft dort sehen.
Langsam fuhr Bob an der Waschanlage vorbei. El Tiburóns, die Piranhas und die Mädchen waren ausgestiegen. Sie hatten sich im Warteraum niedergelassen und stärkten sich mit Snacks und Cola.
Einige weitere junge Latinos waren noch hinzugekommen.
»Beobachten wir mal die Leute«, sagte Justus. »Das Taco Bell ist dafür bestens geeignet.«
»Was du nicht sagst . . .« Bob grinste.
»Was ist daran so lustig?« fragte Justus.
»Na, von einer Diät mit Tacos aus einem Schnellimbiß hab’ ich noch nie gehört.«
»Diät kann man mit allen Nahrungsmitteln halten«, äußerte Justus überheblich.
»Aber nicht ausgerechnet mit fett- und kohlenhydratreichen Tacos, wenn Grapefruits und Hüttenkäse angesagt sind.«
Justus stöhnte. »Aber ich bin am Verhungern.«
»Hey, mich stört’s ja nicht, wenn du dick bist.«
»Ich bin nicht dick! Ein wenig . . . zu schwer, na ja, aber –«
»Schon gut, Justus. Peter und ich, wir mögen dich, ob dick oder dünn.
Nun sag’ schon, was machen wir jetzt?«
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»Wir beziehen unseren Beobachtungsposten im Taco Bell«, erklärte Justus eigensinnig. »Wenn wir uns da drinnen aber nichts bestellen, fallen wir nur unangenehm auf.«
Bob wandte den Kopf ab, um sein Lächeln zu verbergen, und wendete den Wagen. Dann fuhr er wieder ein Stück vor und bog in den Parkplatz des Restaurants ein. Die beiden stiegen aus und stellten sich an der Theke an. Einige Jungen von der Schule kannten sie und unterhielten sich mit ihnen, während sie in der Warteschlange vorrückten.
Mit ihren Tacos gingen Bob und Justus zu einem Tisch an der Fensterfront. Von hier aus konnten sie die Autowaschanlage gut überblicken. Allerdings fehlte an diesem Tisch die Sitzbank, und so setzten sie sich eben auf die Tischplatte, ließen es sich schmecken und hielten Ausschau.
Zu so später Stunde war die Waschstraße schon geschlossen, doch El Tiburóns und die Piranhas hatten dennoch Zutritt bekommen. Ein älterer Mann stand hinter der Verkaufstheke für Snacks und Süßigkeiten, doch das
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