049 - Die Horror-Maschine
gedacht, daß eine Reise nach Peking für
Sie vielleicht recht interessant wäre.“
„Interessant,
Sir? Das ist der Traum meines Lebens! Bin ich in die Ping-Pong-Nationalmannschaft
übernommen worden, damit ich als Botschafter des guten Willens das Eis der Vorurteile
im Reich der Mitte auftauen soll?“
„Die
blumenreiche Sprache wird Ihnen sicher gut zustatten kommen. Die Dinge liegen
so ...“ X-RAY-1 mußte weit ausholen, um Larry Brent ein genaues Bild zu geben.
Auf diese Weise erfuhr Brent, daß sein unbekannter Chef vor zwei Tagen nach
Hongkong geflogen war, um dort einen Mann namens Tau Ching zu sprechen, der
eine rätselhafte und unglaubwürdige Story zum Besten gab. Ching war drei Tage
zuvor von einer Patrouille in der Dschunke, die aus national-chinesischen Gewässern
gekommen war, aufgegriffen worden.
Es war - wie
das in solchen Fällen üblich - den Behörden übergeben und dort festgehalten
worden, um ihn zu überprüfen. Die Tatsache, daß er einen Bruder hatte, der
bereits früher von Rotchina nach Hongkong gekommen und seit drei Jahren selbst
Inspektor auf einem Patrouillenschiff war, hatte manches für ihn vereinfacht.
Den Behörden hatte Ching zwar anvertraut, wo er gewesen und welcher Gefahr er
entronnen war, aber diese phantastische Geschichte nahm ihm niemand ab.
Die Dinge
waren zu Protokoll genommen worden. Durch einen Routinebericht hatte die PSA in
New York davon Kenntnis erhalten.
Es gab
detaillierte Angaben in diesem Bericht, daß X-RAY-1 überzeugt davon war: dieser
einfache Fischer namens Ching verfügte nicht über die Phantasie, eine so
ungeheuerliche Story zu erfinden. Doch X-RAY-1 wollte sich einen persönlichen
Eindruck verschaffen. Noch am Mittag des gleichen Tages flog eine gecharterte
Sondermaschine vom internationalen Kennedy-Airport in New York nach Hongkong.
Am Mittag des darauffolgenden Tages saß Tau Ching mit einem Dolmetscher dem
hohen amerikanischen Gast gegenüber. Tau Ching hatte nichts anderes zu tun, als
seine Geschichte noch mal zu erzählen.
Dies alles
berichtete X-RAY-1 seinem Staragenten Larry Brent. Was er verschwieg, war die
Tatsache, daß er, X- RAY-1, nicht nur durch das Gespräch mit Ching Gewißheit
erlangen wollte über den Wahrheitsgehalt der merkwürdigen Ausführungen, sondern
daß ihm eine persönliche Gegenüberstellung noch wichtiger gewesen war.
Hier hatte
X-RAY-1 alias David Gallun erkennen können, daß Tau Ching die volle Wahrheit
sagte. Gallun war empathisch veranlagt, das bedeutete: er konnte Stimmungen
anderer Menschen empfangen und unter bestimmten Umständen auch die Gefühlsskala
eines anderen beeinflussen. Durch einen beinahe tödlich ausgelaufenen Unfall
war diese seltene Gabe in ihm geweckt worden. Aber von diesen Dingen wußte
niemand etwas. Die Person Galluns war den Agenten der PSA ein permanentes
Geheimnis.
„ ... ich
konnte mich davon überzeugen, daß alles, was der Mann über die Schreckenskammern
Wungs erzählte, richtig und wahr ist. Er konnte zwar keine genaue Auskunft
darüber geben, wo sich das unheimliche Haus befindet. Aber es ist ihre Aufgabe,
dieses Rätsel zu lösen. Wir haben einen ungefähren Anhaltspunkt: im Umkreis von
zwanzig Meilen in nördlicher Richtung von der Stadt Waiyenng aus gesehen, in
einer etwas hügeligen Gegend, müßte das alte, abseits stehende, halb zerfallene
Gehöft liegen.“ Mit diesen Worten schloß X-RAY-1.
Larry wandte
den Blick. Hinter ihm an der Wand befand sich eine riesige, gläserne Weltkarte.
„Waiyenng,
Sir. Wo liegt das?“
„In der
Provinz Kwantung, X- RAY-3.“
Kwantung lag
unmittelbar oberhalb der britischen Kronkolonie. Larry kniff die Augen
zusammen.
„Aber Peking,
Sir“, murmelte er, „liegt viele hundert Kilometer weiter nördlich.“
„Ja. Aber es
gibt für uns keinen günstigeren Weg, als über Peking ins Land zu kommen. Ich
werde Ihnen auch gleich erklären, weshalb. Die chinesischen Behörden haben sich
bis jetzt vollkommen ruhig verhalten .. Es gibt aber
Hinweise, die darauf schließen lassen, daß Wungs Experimente mit Menschen zwar
geheim, aber zumindest einer wichtigen Stelle in der Regierung bekannt sein
müßten.
Wir haben
Daten über Wung in unserem Archiv. Wir wissen, was für eine Zahnpasta er
benutzt, daß er gern grünen Tee trinkt und konsequenter Nichtraucher ist. Wir
wissen auch, daß er bereits als Achtundzwanzigjähriger an der Universität in
Peking seinen Professor machte. Er beschäftigt sich mit genetischen
Veränderungen. Er gab
Weitere Kostenlose Bücher