049 - Die Horror-Maschine
mein schauspielerisches
Talent, Sir. Aber die Sache hat zwei Haken: erstens sehe ich nicht wie ein
Chinese aus, und zweitens beherrsche ich die Sprache nicht!“
„Beides ist
zu lösen, X-RAY-3. Unser Fachmann für bio-synthetische Masken, Doktor Thorough,
hat das erste Problem gelöst. Er würde die Chinesenmaske zwar gern selbst an
Ihnen ausprobieren, aber wir können ihn nicht mitschicken. Also müssen Sie in
den nächsten Tagen lernen, mit dem Material, das in einem Beutel auf ihrem
Körper mit nach China eingeschmuggelt wird, allein umzugehen. Das ist möglich.
Mit ein bißchen Übung.“
„Okay. Das
traue ich mir zu, Sir. Wie aber sieht es mit der Sprache aus? Wollen Sie mich
von heute auf morgen in einem Schnellkurs zum perfekten Chinesen entwickeln?“
„Das ist
nicht nötig, X-RAY-3. Wir haben dazu genau fünf Tage Zeit. In fünf Tagen,
nachmittags um zwölf Uhr vierzig, startet Ihre Maschine. Der normale
Durchschnittschinese beherrscht von den etwa vierzigtausend Schriftzeichen,
welche die Sprache kennt, ungefähr ein Zehntel. Wenn Sie davon nur wiederum ein
Zehntel kennen, kommen Sie durch. Sie sind etwas sprachbehindert, machen einen
verlotterten Eindruck, spielen den Blödel - das nimmt man Ihnen schon ab.“
„Danke für
das Kompliment, Sir! Und wann beginnt der Sprachkursus, und wer weiht mich in
die Geheimnisse der asiatischen Sprachen ein? Eine entzückende Dolmetscherin?“
„Aber
natürlich. Wir haben weder Kosten noch Mühe gescheut, für unseren Agenten das
Beste zu suchen, was es in dieser Richtung gibt.“
„Schlank,
schick, jung?“ fragte X- Ray-3.
„Selbstverständlich.
Stromlinienform. Rufen Sie mich an, sobald Sie die erste Lektion beendet haben.
Mich interessieren Ihre Fortschritte.“
Es knackte
leise im Lautsprecher. Die Verbindung zu X-RAY-1 war unterbrochen.
Larry
schaltete das Band wieder ein, das er mit Beginn der Unterredung zwischen
X-RAY-1 und ihm ausgeschaltet hatte und überprüfte seine Mitteilungen und
Hinweise. Er wurde in dieser Tätigkeit abermals unterbrochen. Es klopfte jemand
leise von draußen gegen die Tür.
Larry
betätigte den elektrischen Türöffner. Eine große, breitschultrige Gestalt mit
einem auffälligen roten Bart tauchte zwischen den Türpfosten auf.
Iwan
Kunaritschew! Er schob ein kleines, teewagenähnliches Gefährt vor sich her. Auf
der Platte des fahrbaren Kleintisches stand ein mattfunkelndes Gerät, nicht
größer als eine elektrische Schreibmaschine. Das Gerät wies einen kleinen
Bildschirm auf, so daß es im ersten Moment aussah wie ein transportables
Fernsehgerät.
X-RAY-3 erhob
sich. Er war nicht nur erstaunt darüber, daß ausgerechnet sein Duzfreund.
Kunaritschew hier auftauchte, sondern auch etwas mitbrachte, was er nicht
erwartet hatte. Er merkte sofort, daß X-RAY-1 diesen Gag eingeleitet hatte.
„Ich bringe
die Dolmetscherin, Towarischtsch“, brummte der Russe und ließ hinter seinem
struppigen Bart die Zähne blitzen. „Stromlinienförmig, jung, modern, schick. Es
stimmt alles.
„Ein
elektrischer Lerncomputer?!“ Larry griff sich an die Stirn.
„Richtig“,
nickte Iwan Kunaritschew. „Damit kannst du dein Lerntempo selbst bestimmen und
wirst durch die Nähe eines gutaussehenden Mädchens nicht irritiert. Du brauchst
nicht auf lange, wohlgeformte, übereinander geschlagene Beine zu starren,
während du nachdenkst, sondern immer nur schön auf das Bildschirmchen zu sehen,
um dir die Symbole einzuhämmern, wenn daneben die Platte läuft, damit du den
Tonfall schön mitbekommst. Du siehst, alles ist ganz einfach. Und du brauchst
dir eigentlich nur eine Sache ständig vor Augen zu halten: überall da, wo bei
uns ein R steht, sprechen die Chinesen ein L. Das sagt dil del kleine Iwan
Kunalitschew, Towalitschtsch!“
„Ich danke
dil, Blüdelchen. Fül dich bin ich dann ab heute del Lally Blent!“
●
Er wußte
nicht mehr ob drei, fünf oder zehn Tage seit seiner gewaltsamen Entführung
vergangen waren.
Etwas stimmte
nicht mehr mit seinem Gedächtnis. Aber Pao Lim wußte nicht zu sagen, was mit
ihm gewesen war.
Irgendwann
war er in seine Zelle zurückgekehrt, irgendwann war Wung gekommen, in
Begleitung eines jungen Mannes, der eine Brille trug, ein sehr kühler Mensch
und unsympathisch. Dann war ihm, Lim, eine Injektion verabreicht worden. Nach
dem Erwachen Wohlgefühl und Zufriedenheit. Lim hatte den kleinen, runden,
nackten Fleck auf seinem Schädel bemerkt. Aber der Gedanke, daß es sich hier um
einen
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