049 - Trommeln des Todes
unbedingt behandelt werden, ob er will oder nicht.“
Sam rannte davon. Ich hob die Fotos auf und legte sie in Peters Hände zurück. Er hatte immer noch seinen Schluckauf. Dazwischen rief er: „Die Trommeln … Die Trommeln … Die Trommeln …“
Plötzlich fuhr er hoch, stieß einen schauerlichen Schrei aus, fiel auf sein Lager zurück und rührte sich nicht mehr.
Higgins beugte sich über ihn und setzte sein Stethoskop an.
„Er ist tot“, stellte er fest und drückte ihm die Augen zu.
Ich zitterte am ganzen Körper. Der Gesichtsausdruck des Toten war jetzt beinahe heiter. Schon war der bläue Fleck schwächer geworden. Nach ein paar Minuten verschwand er völlig.
Ich hörte Higgins vor sich hinsagen: „Seltsam!“
Sam Ridell kam mit Malcolm zurück.
„Peter Hugh ist gerade gestorben“, berichtete der Arzt kühl und sachlich.
Theo näherte sich dem Toten. Er konnte es gar nicht fassen.
„Armer Peter“, war alles, was er sagte.
Er drehte sich zu Higgins um.
„Woran ist er gestorben?“ fragte er.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte der Arzt. „Man wird es vermutlich nie wissen.“
Mit diesen Worten entfernte er sich, Sam Ridell an seiner Seite.
Ich blieb noch eine Weile mit Malcolm vor dem Zelt stehen. Wir schwiegen erschüttert. Die Morgendämmerung war schon angebrochen.
„Komm, hole dir eine Tasse Kaffee“, sagte Theo. „Du hast ihn nötig, du bist schneeweiß. Dann wollen wir Peter in ein Tuch und noch in eine Decke wickeln und ihn ins Flugzeug bringen, wenn es kommt. Sylvia Soers soll auch mit. Ich hoffe, sie macht keine Schwierigkeiten.“
„Ein Toter und eine Verrückte“, sagte ich vor mich hin. „Die werden sich in der Zentralstation fragen, was mit uns los ist.“
Theo überhörte meine Bemerkung. Er fuhr fort: „Wir müssen noch einen Landeplatz für das Flugzeug suchen und die Signale aufstellen.“
Wir gingen auf das Gemeinschaftszelt zu, als uns plötzlich
Schreie zusammenfahren ließen.
„Was ist denn jetzt noch?“ fragte ich nervös.
Vor dem Zelt, das Mary Summer, Clara Black und Sylvia Soers teilen, stand Sylvia mit aufgelösten Haaren und stieß ein wildes Gebrüll aus. Mary Summer hatte ihren Arm gepackt und versuchte sie zu beruhigen.
Sylvia schien vollkommen durcheinander zu sein. Sie fuchtelte mit den Armen und schrie: „Die Trommeln … die Trommeln, hört ihr sie? Die kleinen Männchen sind dabei, unser Lager zu umzingeln!“
George Gael tauchte bestürzt aus seinem Zelt auf, das er mit Peter van Broeck und Fred Whistle teilte. Wir konnten Sylvia schließlich beruhigen, aber ihre Augen blieben verstört.
Schließlich brachten wir sie dazu, daß sie sich wieder niederlegte.
Als wir uns erneut dem Gemeinschaftszelt zuwandten, sagte Theo: „Wir müssen ihr eine große Dosis Beruhigungsmittel für den Flug eingeben.“
George legte seine Hand auf Malcolms Schulter.
„Lassen Sie mich Sylvia begleiten.“
Malcolm sah ihn an.
„Sie werden uns fehlen, George“, meinte er. „Dann habe ich nur noch einen Mineralogen. Aber ich kann nicht verlangen, daß Sie hierbleiben.“
George war sichtlich erleichtert.
„Ich wäre Ihnen sowieso nicht mehr nützlich gewesen, denn wenn ich noch lange hierbleibe, drehe ich auch durch. Seien Sie mir nicht böse.“
„Böse sein? Warum denn? Man ist nicht immer Herr seiner Nerven. Trinken Sie Kaffee mit uns.“
Herr seiner Nerven! Ich frage mich, ob ich Herr meiner Nerven bin. Wenn ich mit Lucy ebenfalls fort könnte, ich würde es auf der Stelle tun!
Der Kaffee wirkte. Ein Glas Whisky tat noch ein übriges, um mich etwas zu beruhigen.
Als wir das Zelt wieder verließen, rannte uns Clara Black, unsere Funkerin entgegen. Das große, sonst immer lachende Mädchen schien verstört zu sein.
„Was gibt es, Clara?“ fragte Theo.
Ihre Worte überschlugen sich.
„Das Funkgerät – gestern Abend habe ich in der Aufregung ganz vergessen, unsere neue Position für das Flugzeug von heute durchzugeben!“
„Es ist immer noch Zeit dafür“, sagte Theo lächelnd. „Es ist erst fünf Uhr früh. Das Flugzeug startet in der Zentralstation erst gegen zehn. Sagen Sie ihm, es soll die Vorräte nicht wie immer abwerfen, sondern landen.“
Clara schüttelte bei Theos Worten den Kopf.
„Ich weiß das alles, ich hätte Sie auch nicht belästigt. Aber – das Funkgerät funktioniert nicht. Ich habe zwanzig Minuten lang versucht, die Zentrale zu erreichen, aber sie antwortet nicht.“
„Da wird irgendwo ein kleiner
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