049 - Trommeln des Todes
tun.“
„Du hast recht“, sagte ich. „Ich werde ihn darauf einmal vorsichtig ansprechen.“
Wir kehrten in die Station zurück. George und Sylvia saßen auf einem Felsen in der Nähe der Fahrzeuge. Sie sprachen unbeschwert, ja, fast fröhlich miteinander. Wir nahmen an ihrem Gespräch teil. Beide schienen sehr glücklich zu sein. Ich brachte nicht den Mut auf, George beiseite zu nehmen, um mit ihm zu reden.
Es ist Zeit zum Schlafen. Aber ich fühle, daß ich schlecht schlafen werde, daß mich dieses Trommeln heute Nacht mehr stören wird als in der ganzen letzten Zeit.
Kleine, unsichtbare Männchen – eine absurde Idee. Aber was mich beunruhigt, ist nicht die Unsinnigkeit dieser Äußerung, sondern daß Sylvia daran glaubte.
5. Dezember.
Was war das heute für ein merkwürdiger Tag. Einerseits aufregend, andererseits unendlich deprimierend. Ich will weder übertreiben, noch dramatisieren. Solche Zwischenfälle sind wohl unvermeidlich, wenn so eine kleine Menschengruppe wie wir viele Tage in der Unendlichkeit und Monotonie der Wüste gefangen ist.
Trotzdem fing heute alles so gut an.
Wir brachen am frühen Morgen auf und kamen gegen zehn Uhr in Baibeck an. Ich glaube nicht, daß es auf der Welt einen zweiten Ort gibt, der so seltsam, unwirklich ist. Babylon war nichts dagegen. Alles hier ist riesenhaft. Die Felsbrocken haben enorme Ausmaße, und es gibt Höhlen im Überfluß. Die Höhle, vor der wir unser Lager aufschlugen, ist monumental, mit einem gigantischen Eingang. Ihr Inneres muß unendlich sein.
Aber die Trommelwirbel sind lauter als je zuvor.
Theo machte sich sofort an die Forschungsarbeit und wurde von den anderen Physikern und den Mineralogen unserer Gruppe begleitet. Als sie zum Mittagessen zurückkamen, rieb sich Theo die Hände vor Vergnügen. Alle strahlten.
„Das ist phantastisch!“ rief Theo aus. „Uran im Überfluß, viel mehr als in Babylon. Wir müssen direkt im Zentrum des Uranlagers sein, das vielleicht sogar das größte ist, das man je auf der Erde gefunden hat. Und es gibt noch zahlreiche andere seltene Metalle. Auch Diamanten. Sieh dir das an, Jim.“
Er zeigte mir seine geöffnete Hand. In der Handfläche lagen ein paar Steine in verschiedenen Größen, die wie Kieselsteine aussahen. Ich hätte sie nie als Diamanten erkannt, aber Theo sagte: „Du kannst es mir glauben, es sind welche. Und zwar von guter Qualität. Jim, du kannst deine Verlobte mit einem großzügigen Verlobungsring beglücken.“
Ich habe Malcolm noch nie so begeistert gesehen.
Die Mahlzeit, von Mary Summer und Sam Ridell köstlich zubereitet, wurde in bester Stimmung eingenommen. Ich beobachtete heimlich Sylvia Soers. Sie nahm an der allgemeinen Freude teil und war ganz entzückt, daß wir Diamanten gefunden hatten.
„Wir werden noch zwei bis drei Tage hierbleiben“, gab Theo bekannt. „Es lohnt sich. Und der alte Dave, mit dem ich vor dem Essen in Verbindung trat, ist einverstanden damit.“
Am Nachmittag begleitete ich unseren Chef. Er zog es vor, wie am Vormittag, zu Fuß zu gehen und die Wagen nicht mitzunehmen. Wir liefen sechs oder sieben Kilometer durch das riesenhafte Labyrinth von Baibeck.
Wir kletterten auf einen Felsblock, von dem aus wir einen weiten Ausblick hatten. Der Ort, den wir Baibeck nannten, erstreckt sich über viele Kilometer im Umkreis. Im Osten grenzt er an Wüstensand, der sich mit seinen niedrigen Sanddünen bis zum Horizont hinzieht.
Malcolm machte eine weitausholende Geste.
„Heute in einem Jahr wird es hier von Menschen wimmeln“, sagte er. „Ich denke, unsere Aufgabe ist bald beendet, und wir können heimkehren.“
Er schlug mir freundschaftlich auf die Schulter.
Ich teilte seine Freude und nahm kaum noch Notiz von dem Trommelgeräusch, das jedoch weiterhin deutlich zu vernehmen war.
Das Abendessen verlief wieder in ausgelassener Stimmung. Es fehlte nicht an Gesprächsthemen.
„Morgen“, sagte Theo, „trinken wir Sekt!“
Dann erklärte er, wie er sich die weitere Arbeit dachte. Wir mußten uns wieder einen Weg durch den Sand bahnen, um die notwendigen Geräte von außen durch die Wüste an Ort und Stelle bringen zu können. Anschließend erhob er sein Glas und rief aus: „Auf den Ruhm und den Reichtum von Baibeck!“
In diesem Augenblick erhob sich Sylvia Soers. Sie hatte ebenfalls ihr Glas in der Hand. Sie war unter ihrer Bräune kreidebleich. Sie schrie aus Leibeskräften: „Es lebe Baibeck!“
Dieses Verhalten paßte nicht zu ihr. Sie
Weitere Kostenlose Bücher