0490 - Höllen-See
zerknirschen.
Dann schloß sie heftig die Tür. Es klang wie ein Schuß mit Echo.
Tief atmete ich durch. Der Druck im Magen verschwand, die Furcht schuf einer kühlen Gelassenheit Platz, und ich schaute mir erst jetzt die Räder an.
Wie ich schon vermutet hatte. Auf der rechten Seite waren Vorder- und Hinterrad platt. Sie standen mit den Felgen im hohen Gras. Das dunkle Material sah aus, als hätte jemand mit einer Faust draufgeschlagen. Gern tat ich es nicht, wenn ich die oder den Schwertträger finden wollte, mußte ich mich vom Wohnmobil wegbewegen und das Mädchen allein lassen. Hoffentlich erkannten mich die Kapuzenträger als den wahren Gegner.
Ich bewegte mich geduckt durch das Gras, das den unebenen Boden überwucherte. Es gab zwar einen Weg, aber der lag weiter entfernt und führte wie ein breiter, brauner Strich vom Tor her quer über den Campingplatz. Er endete an einem natürlich gewachsenen Buschwall.
Ich ging um den Wagen herum. An seiner Rückfront blieb ich stehen. Tatsächlich, auch das andere Hinterrad war platt.
Linkerhand hatte man die Natur gerodet, um Platz für einige Holzbauten zu schaffen. Ein primitives Selbstbedienungs-Restaurant, dessen Verkaufsfront verrammelt war. Hinter manchen der blinden Scheiben hingen schmutzige Gardinen.
Noch sah ich keinen der Killer.
Aber zwischen den zahlreichen Wagen konnten sie sich sehr gut verstecken. Die unterschiedlich hohen, breiten und langen Fahrzeuge bildeten ein regelrechtes Labyrinth, in das ich mich noch nicht hineintraute.
Mein Blick war auf das Restaurant gerichtet. Ob die Türen verschlossen waren, konnte ich nicht erkennen, jedenfalls bewegte sich dort nicht einmal eine Fliege.
Der Himmel war noch immer grau. Hin und wieder lugte vorwitzig die Sonne hervor.
Ich ging weiter. Mit sehr kleinen Schritten bewegte ich mich vor. Der Wagen blieb hinter mir zurück. Auf dem Fluß tutete eine Schiffssirene.
Es war wie ein Signal. Aber nicht für mich, sondern für den Angreifer, der mir ans Leben wollte.
Überall hatte ich hingeschaut, nur eben nicht in die Höhe.
Dort hatte er gelauert.
Auf dem Dach des Wohnwagens hockte er. Als er sich aufrichtete, verursachten seine Schuhe ein kratzendes Geräusch, das ich hörte..
Ich sprang zur Seite und flog gleichzeitig in der Bewegung herum. Im Bruchteil einer Sekunde sah ich über mir die unheimliche Gestalt schweben. Sie war normal gekleidet, bis eben auf die Kapuze mit dem roten Schwert, an der Vorderseite und der ebenfalls rot leuchtenden Klinge, die mein Gegner im Halbkreis schwang. Er wollte mich von den Füßen holen.
Er traf zum Glück nicht.
Das Schwert zeichnete einen feuerroten Kreis nach. Gleichzeitig holte der Mann mit der freien Hand einen Revolver hervor und legte auf mich an.
Mir blieb keine andere Wahl, ich mußte schießen und drückte ab, bevor er es tun konnte.
Meine Kugel traf.
Ich sah das Loch in der Kapuze und hörte plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch. Ein helles Splittern, als hätte jemand eine Scheibe eingeschlagen.
Der Mann wankte zurück. Zuerst rutschte ihm das Schwert aus der Hand, dann der Revolver. Die Klinge hatte den Boden kaum berührt, als sie zusammenschrumpfte und dann wie Glas schmolz, das jemand ins Feuer gelegt hatte.
Zurück blieb ein roter Fleck im Gras. Der Mann lag auf dem Rücken und rührte sich nicht mehr.
Noch immer bedeckte die Kapuze sein Gesicht. Der leichte Wind spielte mit dem Stoff.
Bevor ich mich neben ihn kniete, schaute ich mich nach weiteren Gegnern um.
Ich sah keine mehr, faßte den Stoff an und riß ihn nach oben. Die Kapuze verschwand, ich sah endlich das Gesicht und glaubte, mich in einem Alptraum zu befinden.
Der Mann besaß zwar einen Kopf, doch der bestand - aus Glas!
***
Suko blieb nur die Flucht nach vorn und auf die Hintertür zu, die den Gang abschloß. Dabei setzte er zu einem gewaltigen Sprung an und hämmerte zugleich in Karatemanier mit der Handkante und dem Fuß gegen das Holz der Tür, das diesem Aufprall nicht widerstehen konnte und splitterte.
In einem Wirbel von Holzteilen flog der Chinese nach draußen in den alten Hof, wo das Gras den Abfall nur mühsam überwucherte, Mülltonnen standen und eine Mauer den Weg zum Nachbargrundstück hin versperrte.
Suko war am Boden gelandet und hatte sich sofort herumgeworfen. Er schaute zurück. Im Gang brannte das Holz. Es war durch die Klinge in Brand gesetzt worden. Dicke Rauchschwaden trieben durch die Öffnung. Grauschwarzer, fettiger Qualm, sich drehend wie
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