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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sträucher ab. Dahinter lag ein kleiner Spielplatz. Die Turngeräte waren verrostet. Das Gestänge der Schaukel zeigte einen rot-braunen stumpfen Glanz. Die von der waagerechten Stange herabhängenden Taue sahen ebenso faulig aus wie die Sitzbretter, die an ihnen befestigt waren.
    Wir schritten durch feuchten Sand und mußte einen kleinen Hang hochgehen. Jenseits davon führte die Straße vorbei. Sie hatte höher gelegt werden müssen, da die Themse hin und wieder über die Ufer trat. Dann sah es auch für die abgestellten Wohnwagen mies aus.
    Chrysantheme keuchte, als wir den flachen Hang hochstiegen. Sie hatte die Furcht noch immer nicht überwinden können. Mehrere Male schaute sie sich um, ohne allerdings einen Verfolger entdecken zu können.
    Auch mein Blick flog über die Dächer der abgestellten Wohnwagen und in die Lücken zwischen den Fahrzeugen. Ich sah keinen weiteren Killer. Sollte tatsächlich nur einer erschienen sein? Das wäre natürlich gut gewesen.
    Wir erreichten die Straße und sahen die rote Telefonzelle. Sie stand ein wenig versetzt auf einer Betonplatte. Autos huschten vorbei. Wir spürten den Fahrtwind, wenn sie zu dicht am Straßenrand herrollten.
    Ich schaute mich vor dem Betreten der Zelle noch einmal um. Bäume verdeckten an dieser Stelle die Sicht auf den Campingplatz. Ihr Geäst stand im vollen Grün.
    Der Apparat war in Ordnung. Chrysantheme wollte vor der Zelle auf mich warten.
    »Aber beeil dich.«
    »Klar.«
    Die Nummer kannte ich auswendig. Ich wollte später auch mit Suko Kontakt aufnehmen, der in Bettys Freßbude auf mich wartete.
    Nach dem dritten Läuten hob jemand an der Zentrale ab. Ich wollte gerade mein Sprüchlein aufsagen, als Schläge gegen die Glasscheibe der Zelle hämmerten.
    Es war Chrysantheme, die in wilder Panik mit den flachen Händen vor das Glas schlug. Ihr Gesicht war verzerrt. Ich hatte mich schön gedreht, der Hörer rutschte mir aus der Hand, denn hinter dem Mädchen erschien eine Kapuzengestalt.
    Sie packte zu, bekam das Mädchen an der Schulter zu fassen und schleuderte es herum.
    Chrysantheme verlor den Halt, landete am Böden, ich hörte ihr Schreien und wollte die Tür auframmen.
    Da wischte schön etwas Langes, Rotes auf die Zelle zu. Eine Schwertklinge, die vor meinen Augen zu einer blutigen Sonne zu explodieren schien, als der Diener des Propheten sie gegen die Zelle schmetterte. Ich hörte das Splittern von Glas, duckte mich noch, aber ich kam nicht mehr weg, weil ich die Tür nicht nach außen aufbekam.
    Der nächste Schlag war wie das Brennen einer zu nahen Sönne. Ich hörte mich schreien. In meinen Köpf wurden Flammen geboren, die durch die Schädeldecke schössen, und ich dachte mit Schrecken daran, daß ich möglicherweise verglaste.
    Ob das tatsächlich geschah, bekam ich nicht mehr mit, denn unter mir öffnete sich der Boden. Die Sonne drückte, ich kämpfte vergeblich dagegen an, und die Welt um mich herum versank in einem knallroten Strudel, der auch mich mitriß…
    ***
    Suko wußte im ersten Moment nicht, wie er sich verhalten sollte. Dann entschied er sich, zu Betty zu laufen. Ihr Schrei war zu ängstlich gewesen. Sie hatte alles hineingelegt, was sie an Panik empfand, und er hatte ihre Worte auch verstanden.
    Gulky verglaste!
    Deshalb sprang Suko aus seiner gebückten Haltung hoch und lief auf Betty zu. »Wo ist er?«
    »Noch in der Bude.«
    Suko war schneller. Er ließ Betty stehen, die hinter dem Inspektor herwalzte.
    Über die rauchenden Trümmer der Tür sprang Suko hinweg, rannte durch den schmutzigen Gang und erreichte das Lokal, wo Gulky auf dem Boden lag.
    In der Ecke saß noch Abel, der Penner. Er schlief weiter und war als einziger glücklich.
    Suko fiel neben Gulky auf die Knie. Lebte er noch? War er tot? Er schaute sich den Mann an und mußte Betty rechtgeben.
    Gulky verglaste tatsächlich. Es hatte bei der Wunde im Rücken begönnen. Als Suko seine Hand dagegenpreßte, spürte er nicht mehr die Nässe von Blut, dafür eine gewisse Härte. Glas!
    Er konzentrierte sich auf das Gesicht. Der Mann war sicherlich tot, und über seinen Köpf zog sich die Schicht aus Glas wie eine Kuppel, unter der bereits die Züge des Gesichts verschwunden waren.
    Die Masse wurde dicker. Sie wuchs von innen, mehrere Schichten schoben sich übereinander. Wie bei einem Berghang, wo auch der graue Schiefer schichtartig wuchs.
    Suko könnte nichts tun. Vielleicht hätte er die Dämonenpeitsche einsetzen können, aber das hätte keinen Sinn ergeben.

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