Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ich.«
    »Was ist passiert?« stieß Plouder hervor. »Und woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Sie tragen Ihren Ausweis bei sich«, erwiderte das Mädchen und fügte etwas spöttisch hinzu: »Ich nehme mal an, daß der Name stimmt und der Ausweis keine Fälschung ist. Das Gewehr gehört doch auch Ihnen, nicht wahr? Sind Sie ein Jäger?«
    »So etwas ähnliches«, brummte Yann-Daq. »Mit wem habe ich meinerseits das Vergnügen?«
    »Ach, verzeihen Sie. Ich bin Mireille Larchant.«
    Da fuhr er im Bett auf. »Larchant? Das…«
    »Mathieu Larchant ist mein Vater. Wir haben Sie heute vormittag gefunden. Sie befinden sich in der Wohnung meines Vaters, Monsieur Plouder.«
    Er wollte aufspringen und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, daß er nicht einmal das Allernötigste trug. Krampfhaft zog er, jetzt auf dem Bett sitzend und die Beine baumeln lassend, die Decke um sich.
    »Nun stellen Sie sich bloß nicht an wie eine verklemmte achtundneunzigjährige Jungfer«, lachte Mireille Larchant, der blonde Engel. »Ich weiß doch ohnehin, wie Sie ohne Klamotten aussehen. Ich habe Sie schließlich ausgezogen. Oder hätten wir Sie mit Ihrer Kleidung in die Badewanne legen sollen?«
    Plouder spürte, daß er rot wurde. »Ich wäre Ihnen außerordentlich verbunden, Mademoiselle Larchant, wenn Sie mir endlich erzählen würden, was mir zugestoßen ist.«
    »Filmriß? Sie kamen aus der Schänke, sagte mein Vater. Er sagte aber auch, daß Sie zu den Leuten gehören sollen, die niemand je betrunken gesehen hat.«
    »Dann kennt er sich mittlerweile verflixt gut in Landéda aus. Ich dagegen wußte bis heute nicht einmal, daß er eine Tochter hat.« Noch dazu so eine verflixt hübsche, fügte er in Gedanken hinzu. Und dieser Gedanke machte ihn zusätzlich noch besonders hilflos. Er wäre diesem bildhübschen Mädchen lieber unter ganz anderen Umständen begegnet!
    Sie lächelte und setzte sich neben ihm auf die Bettkante. Ihm brach der Schweiß aus. Dieser selbstgestrickte Pullover, den sie trug, saß jugendgefährdend eng, und zusammen mit der ebenfalls jugendgefährdend engen Jeans ließ er Plouders Hormone wieder jugendlich werden.
    »Ich bin heute früh angereist«, sagte Mireille. »Mein Vater hat mich mit dem Wagen aus Brest abgeholt. Nur ein paar hundert Meter vor dem Dorf fanden wir Sie im abtauenden Schnee. Sie waren völlig ausgekühlt, Monsieur. Wir haben Sie ins Auto gepackt und hierher in die Wohnung gebracht. Ich habe Sie ausgezogen, und wir haben Ihnen ein heißes Bad verabreicht, um Ihren Kreislauf wieder anzuregen. Na ja, es scheint gewirkt zu haben. Sie leben. Was ist eigentlich passiert? Weshalb lagen Sie da draußen neben der Straße? Außerdem lag Ihr Gewehr nur ein paar Zentimeter von Ihrer ausgestreckten Hand entfernt. Es sah aus, als hätten Sie versucht, sich gegen jemanden zu wehren, der Sie dann niedergeschlagen hat.«
    »Hat mich jemand niedergeschlagen?« fragte er. Unwillkürlich tastete er nach seinem Kopf und wieder nach seinem Hals, seiner Kehle. Aber er konnte nicht einmal eine Beule oder einen Bluterguß spüren.
    »Das sollten doch eher Sie wissen«, lächelte Mireille Larchant.
    Der rauhe Abschied von Hervé. Mathieu Larchant, Abendspaziergang. Plauderei. Dann - etwas stimmt nicht. Plouder wußte, daß er irgend etwas gesehen hatte, nur konnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was es war! Aber dafür gab es ein paar andere Ungereimtheiten. Daß Mathieu Larchant eine Tochter besaß, die ihn hier und heute besuchte, war nicht unbedingt verwunderlich, nur mußte diese Tochter doch den Lebensrhythmus ihres Vaters kennen und wissen, daß der erst in den Abendstunden aktiv wurde, man frühmorgens aber nichts von ihm hörte und sah. Trotzdem sollte er Mireille am frühen Morgen mit dem Auto aus Brest abgeholt haben?
    Er fragte den blonden Engel danach.
    »Sicher schläft mein Vater bis in den Nachmittag, aber wenn es wichtig ist, bleibt er eben noch etwas länger wach, so wie heute. Ich konnte zu keiner anderen Zeit kommen, und er wollte mich auch nicht stundenlang in Brest sitzen lassen. Deshalb hat er mich abgeholt. Jetzt schläft er übrigens. Wenn Sie noch eine Stunde oder zwei warten, wird er Sie sicher begrüßen.«
    Und ich bin der erste in Landéda und Umgebung, der auf diese Weise vielleicht mehr über den »Geheimnisvollen« erfährt. Immerhin weiß ich jetzt, daß er eine Tochter hat. Aber trotzdem waren da Unstimmigkeiten, über die er nicht so einfach hinweggehen

Weitere Kostenlose Bücher