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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte. Sicher haperte es dabei anfänglich gewaltig mit der Grammatik, aber das ließ sich überstehen. Wie dieses Phänomen zustandekam, konnte er sich nicht erklären, aber es erleichterte ihm vieles. Nicole stand ihm in dieser Hinsicht nur wenig nach - und sie lernte ständig hinzu!
    Zwischen Kernilis und Lannilis überquerten sie das Flüßchen Aber-Wrac’h, nach dem das Küstendorf seinen gleichermaßen zungenbrecherischen Namen erhalten hatte. Landéda war nur ein paar Kilometer weiter südlich davon. In Lannilis verlangte Zamorra einen kurzen Stop, sprang aus dem Wagen und beschaffte sich die aktuelle Ausgabe der regionalen Tageszeitung.
    »Was willst du denn mit dem Blatt?« erkundigte Nicole sich. »Der Tag ist doch ohnehin vorbei, es ist bereits dunkel, und in dieser Zeitung steht mit Sicherheit nichts anderes als in unserer, abgesehen davon, daß in spätestens sechs Stunden die Druckmaschinen bereits die nächste Ausgabe ausspucken. Was du da gekauft hast, ist ein Stapel Altpapier!«
    Zamorra lehnte sich auf der breiten, durchgehenden Sitzbank zurück; als der Cadillac gebaut wurde, hatte man noch auf den Luxus vorderer Einzelsitze verzichten könnten. Wer den Wagen nicht kannte, suchte deshalb auch erst einmal Handbremse und Schalthebel vergebens; der Wählhebel der Dreigang-Hydramatic befand sich rechts am Lenkrad, und die Handbremse war ein Stockhebel, wie er heute höchstens noch bei einigen Kleintransportern zu finden war. Im Falle eines Unfalls recht kniescheibenschädlich. Aber dafür bot die vordere Sitzbank dank Fahrzeugbreite und Zulassungsgesetz für drei Personen Platz.
    Zamorra konnte also die Zeitung auseinanderfalten, ohne Nicole dabei zu behindern. »Zumindest die Lokalnachrichten dürften hier etwas anders aussehen als bei uns«, brummte er und konnte sich selbst nicht so recht erklären, wieso er auf die Idee gekommen war, ausgerechnet am Abend, unmittelbar vor Ladenschluß, noch eine Tageszeitung zu kaufen.
    Es war ein zweispaltiger Artikel auf der zweiten Lokalseite, der ihm auffiel.
    Rätselhafter Tod einer 17jährigen! -Radfahrerin auf Heimweg von Raubtieren angefallen? - Lannilis (eigene Meldung). Auf dem Heimweg von Lannilis nach Landéda wurde am späten gestrigen Abend…
    ***
    Nicole war jetzt nicht mehr weitergefahren. Der Motor des Wagens stand still; sie las den Artikel mit.
    Demnach war die 17jährige Yvette Manderon auf dem Heimweg von der Geburtstagsfeier einer Schulfreundin aus Lannilis getötet worden. Der Obduktionsbericht setzte den Zeitpunkt des Todes auf kurz vor Mitternacht fest und sprach von Wolfs- oder Hundebissen. Dabei wurde auf den bereits vor einigen Tagen erschienenen Artikel verwiesen, in dem von Wölfen die Rede war, die man angeblich in diesem Landstrich gesehen haben wollte. So seltsam aber diese Todesursache auch anmutete, gab es dem Artikel nach keinen einzigen Hinweis darauf, daß Yvette Manderons Tod von Menschenhand herbeigeführt worden wäre. »Also doch ein wildlebendes Wolfsrudel? Vielleicht sind sie aus einem Zoo ausgebrochen«, überlegte Nicole. »Allerdings paßt dieser Überfall nicht dazu. Noch ist der Winter nicht weit genug fortgeschritten, daß die Biester hungrig genug werden, um Menschen anzugreifen.«
    »Sag das nicht. Ein Rudel, eine einsame Radlerin auf einsamer Straße bei Nacht? Das ist die typische Beute, vor allem, wenn die Wölfe die Angst wittern, die das Opfer bekommt, weil es seinerseits die Tiere bemerkt hat.«
    »Ich kann trotzdem nicht so einfach an diese Wölfe glauben«, wandte Nicole ein. »Es ist einfach zu unwahrscheinlich.«
    »Aber wenn wir Teds Reporterwitterung trauen dürfen, ist an der Wolfsstory etwas dran.«
    »Und das Amulett?«
    »Spielt Auster und hält sich nach wie vor verschlossen«, erwiderte Zamorra wenig begeistert. Überhaupt, erinnerte er sich, hatte das Amulett sich in der letzten Zeit recht seltsam bemerkbar gemacht. Es schien fast, als machte das in der handtellergroßen Silberscheibe offenbar allmählich entstehende »künstliche Bewußtsein« derzeit Urlaub!
    Dagegen gab es zuweilen Tage und Wochen, wo es sich mit seiner lautlosen Gedankenstimme praktisch zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit meldete und seine Meinung direkt in Zamorras oder auch Nicoles Bewußtsein kundtat. Damals, als Ted Ewigk in den Tiefen der Hölle Sara Moons Machtkristall gegen Julian Peters schleuderte und es zu der magischen Schockwelle gekommen war, schien auch das Amulettbewußtsein geschockt worden zu

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