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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bedeuten, obgleich ar Brazh gleich ein Staatsverbrechen daraus machte. Der Mann konnte einfach nur wieder auf die Jagd gegangen sein. Das Verschwinden des Wolfskadavers wog schwerer. Zamorra konnte sich nicht vorstellen, daß Plouder sich die Mühe gemacht hatte, das Tier so schnell verschwinden zu lassen. Im Gegenteil, der Kadaver würde ja nur seine eigene Story untermauern! Zamorra erinnerte sich jetzt, daß Plouder gestern achtlos an dem toten Wolf vorbeigegangen war und nicht einmal einen Blick auf ihn geworfen hatte. Gerade so, als läge dort überhaupt nichts. Dabei hätte er trotz der Nacht den toten Wolf sehen müssen! Der lag ja schließlich nicht völlig abseits, sondern direkt am Wegrand!
    Oder… sollte der Kadaver schon zu jenem Zeitpunkt nicht mehr dagewesen sein ? Immerhin war Zamorra nicht mehr nahe genug herangegangen, um das feststellen zu können. Und Plouder hatte Silberkugeln in seinem Gewehr!
    Ein ganzes Rudel von Werwölfen? Die mit normalen Waffen nicht zu töten waren?
    Das Amulett hatte während des Kampfes nicht reagiert. Dabei hätte es ansprechen müssen, wenn die grauen Räuber Wölfe gewesen wären!
    »Ihr Schweigen spricht Bände, Zamorra«, stellte ar Brazh fest.
    »Ich denke nur nach - im Gegensatz zu Ihnen«, gab Zamorra scharf zurück. Mikel ar Brazh massierte wieder seinen Nacken. »Für mich liegt der Fall ziemlich klar. Sie stecken mir etwas zu tief in dieser Sache drin.«
    »Wollen Sie uns etwa verhaften?« fragte Zamorra spöttisch. »Ich möchte den Richter sehen, der einen Haftbefehl auf diesen Schwachsinn hin ausstellt. Allein die Blutanalyse dürfte hieb- und stichfest ergeben, daß es sich um Lenard Cinans Blut handelt. Das bestätigt unsere Story von der Krankenhausfahrt nach Brest. Es negiert zugleich unsere Beteiligung an Plouders Abwesenheit.«
    »Aber es negiert nicht den Verdacht des Mordes an Cinan und seiner Frau. Nein, ich werde Sie nicht festnehmen«, sagte ar Brazh. »Sie haben recht, die vagen Indizien würden niemals ausreichen. Aber Ihre Flucht ist das ultimative Schuldeingeständnis.«
    Zamorra hob verwundert die Brauen. »Flucht?«
    Mikel ar Brazh zog seine Dienstwaffe und entsicherte sie. »Möglicherweise auch Ihr Angriff auf mich, um mich auszuschalten und danach zu fliehen. Wie auch immer - ich werde Sie jetzt entweder auf der Flucht oder in Notwehr erschießen.«
    »Der ist ja irre!« entfuhr es Nicole.
    »Halt! Stehenbleiben, oder ich schieße!« brüllte ar Brazh im gleichen Moment so laut, daß es der andere Beamte, der auf ar Brazhes Weisung hin an der Straße beim Wagen zurückgeblieben war, hören mußte. In diesem Moment erkannte Zamorra zweierlei: Erstens, daß ar Brazh den Uniformierten absichtlich zurückgelassen hatte, um keine Mordzeugen zu haben; und zweitens, daß Mikel ar Brazh keinen menschlichen Schatten warf, sondern den eines Wolfes!
    »Stehenbleiben!« brüllte ar Brazh noch einmal und schoß.
    ***
    Yann-Daq Plouder hatte genug von den Alpträumen, von denen er nicht einmal wußte, wie sie zustande kamen, aber ein Name hatte sich ihm aus dem letzten Traum eingeprägt: meneur des loups , der Anführer der Wölfe! War es das, was er schon ganz zu Anfang geahnt hatte, als er zum ersten Mal die Spuren des Rudels im frischen Schnee gefunden hatte? Hatte er deshalb das Blei in den Jagdpatronen durch Silber ersetzt?
    »Ich will wieder ich selbst werden«, murmelte er. »Ich will wieder normal leben können, ohne hinter allem einen Wolf zu wittern!« Und er wollte Mireille Larchant Wiedersehen. In einem Punkt hatte ihr Vater recht - es gab einen erheblichen Altersunterschied zwischen ihnen. Aber noch war ja nicht entschieden, ob aus Verliebtheit Liebe wurde! Im Augenblick drängte es Yann-Daq jedenfalls, das Mädchen wiederzusehen, mit Mireille zu plaudern, ihr nahe zu sein.
    Ganz abgesehen davon, daß er ihr -und natürlich auch ihrem Vater -vermutlich sein Leben verdankte.
    Aber eines nach dem anderen. Mireille lief ihm vermutlich nicht so bald wieder weg, sonst hätte ihr Vater nicht so eindringlich gemahnt, Yann-Daq solle sie in Ruhe lassen. Die Alpträume jedoch nahmen ihm über kurz oder lang den Verstand, dessen war er sicher.
    Er sah sich vor seinem Haus um. Hatte dieser Zamorra nicht behauptet, hier einen Wolf erschlagen zu haben? Von dem Tier war nichts zu sehen. Auch gestern abend schon war Plouder nichts aufgefallen, allerdings hatte er da auch nicht so sehr darauf geachtet.
    Vielleicht hatten die anderen. Wölfe den Kadaver

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