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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fortgezerrt? Plouder suchte nach Spuren, aber nichts deutete darauf hin, daß das Rudel den toten Artgenossen beseitigt hatte. Keine Schleifspuren, kein Blut. Es gab nur eine Erklärung: der Wolf war gar nicht so tot gewesen, wie Zamorra behauptet hatte, sondern nach einiger Zeit wieder erwacht und auf den eigenen vier Beinen davongetaumelt.
    Allerdings hatte Zamorra nicht so ausgesehen, als könne er einen betäubten Wolf nicht von einem toten unterscheiden. Auch wenn man davon ausging, daß er mit seinen Begleitern gerade vorher noch gegen ein ganze Rudel gekämpft hatte!
    Plouder überlegte. Welche Stellen, an denen ein Wolfsrudel sich tagsüber vor den Menschen verbergen konnte, hatte er in den letzten Tagen noch nicht abgesucht? Rasch entstand ein Plan, und dann verließ er, das Gewehr über die Schulter gehängt, sein Haus.
    Deshalb hatten die Besucher ihn nur zwei Stunden später nicht mehr angetroffen…
    ***
    Zamorra versuchte noch auszuweichen, und Nicole sprang ar Brazh aus dem Stand an. Aber die Distanz war zu kurz, und bis zum letzten Moment hatte Zamorra nicht glauben wollen, daß ein Polizeibeamter willkürlich auf einen Unschuldigen feuerte. Jetzt, da er wußte, daß ar Brazh kein Mensch war, war es bereits zu spät.
    Die Kugel erwischte ihn.
    Prallte gegen das Amulett vor seiner Brust und wurde zurückgeschleudert! Zusammen mit dem harten Schlag, der das silbrige Metall gegen Zamorras Rippen hämmerte, fühlte der Parapsychologe die Erwärmung. Von einem Moment zum anderen zeigte Merlins Stern die unmittelbare Nähe Schwarzer Magie an!
    Die Aufprallwucht des großkalibrigen Geschosses stieß Zamorra zurück. Er konnte nicht verhindern, daß er stürzte. Nicole schrie auf. Ar Brazh korrigierte beidhändig die Schußbahn, richtete die Waffe erneut auf den Parapsychologen. Zugleich begann er sich zu verändern. Nicole pralle schwungvoll gegen ihn, hebelte ihn blitzartig aus und kam dabei selbst zu Fall. Das regelmäßige knochenharte Kampfsporttraining machte sich einmal mehr bezahlt. Noch während sie stürzte, drehte sie sich und bekam ar Brazh mit einer Beinschere ein zweites Mal zu fassen. Die Pistole flog in hohem Bogen durch die Luft. Noch während ar Brazh herumgeschleudert wurde und endgültig zu Boden ging, wuchs ihm rasend schnell ein Fell. Seine Gliedmaßen veränderten die Proportionen, aus seinem Kopf wurde ein kantiger Schädel mit vorspringendem, zahnbewehrtem Rachen. Ein durch die Beinschere zu Fall gebrachter Mensch hätte jetzt gegen die katzenschnelle Nicole schlechte Karten gehabt, aber dem Wolf spielte sie damit förmlich in die Pfoten. Das Ungeheuer schnellte auf sie zu und durchbrach ihre Deckung. Bevor es jedoch zuschnappen und die Fänge in ihren Hals graben konnte, nutzte sie seinen Schwung aus und schleuderte das Monster über sich hinweg.
    Zamorra war ähnlich schnell wieder auf die Beine gekommen. Seine Rippen schmerzten; die als plattgedrückter Querschläger schrill pfeifend davongejagte Kugel hatte den Druck auf die gesamte Amulettfläche verteilt, und Zamorra spürte dessen Ränder jetzt mehr als deutlich. Aber er riß das Hemd auf, unter dem er beim Verlassen des Gasthauses das Amulett hatte verschwinden lassen, sah ein paar Knöpfe fliegen, und im nächsten Moment zuckte ein silbriger Blitz aus der handtellergroßen, reich verzierten Scheibe und traf den Werwolf.
    Das Ungeheuer Mikel ar Brazh heulte auf. Elmsfeuer knisterten über den Pelz. Der Werwolf verzichtete auf einen zweiten Angriff und brachte sich mit einem Sprung ins Gebüsch in Sicherheit. Fetzen seiner bei der Verwandlung aufgeplatzten Kleidung blieben zwischen den Zweigen hängen. Der brennende Werwolf jaulte schrill und jagte davon. Eine Verfolgung war sinnlos. Der Vierbeiner lief schneller und ausdauernder als jeder Mensch. Und auch Merlins Stern konnte ihn nicht mehr erreichen. Ansonsten hätte das Amulett ihm noch ein paar weitere Blitze nachgesandt.
    Zamorra eilte zu Nicole, die sich gerade wieder aufrichtete. »Das war verflixt knapp«, stellte sie fest. »Aber ich bin in Ordnung. Und du?«
    Er wies auf das Amulett. »Das ersetzt glatt ’ne kugelsichere Weste«, behauptete er.
    »Aber wieso hat es uns nicht gleich zu Anfang davor gewarnt, daß ar Brazh ein Werwolf ist?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Er erwärmte sich genau in dem Moment, als die Kugel aufschlug und als du ar Brazh angegriffen hast. Ich glaube, da begann er auch, sich zu verwandeln. Das

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