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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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muß das Amulett gespürt haben.«
    Korrekt, meldete sich die lautlose Stimme des Amuletts nach langer Zeit wieder einmal und wurde direkt in den Bewußtseinen der beiden Menschen vernehmbar. Vielleicht handelt es sich um eine neue Generation von Werwölfen, ähnlich wie die Tageslicht-Vampire.
    »Das kann ja heiter werden«, entfuhr es Nicole.
    Zamorra nickte. »Da kommt wohl einiges auf uns zu«, sagte er. »Er hatte übrigens den Schatten eines Wolfes, Das konnte ich sehen, noch ehe er sich verwandelte.«
    »Du meinst - kein menschlicher Schatten? Das würde ja bedeuten, daß seine menschliche Gestalt nur ein Trugbild war. Denn sonst hätte das Licht doch einen Menschenschatten werfen müssen! Aber, Chef - er trug Kleidung, und von der liegen die Fetzen hier. Sein Anzug ist keine Illusion! Ein Wolfskörper kann aber nicht den Anzug eines - noch dazu dermaßen breitschultrigen, massigen - Menschens spazierentragen! - Überhaupt: wieso haben wir diesen Schattenriß nicht von Anfang an bemerkt?«
    »Wir haben wohl nicht darauf geachtet, oder das Licht war nicht stark genug, ihn so exakt abzubilden«, überlegte Zamorra. »He, wir kriegen Besuch!«
    Es war der Polizeibeamte, der beim Wagen zurückgeblieben war. Natürlich hatte er die Rufe und den Schuß gehört und kam jetzt mit vorgehaltener und entsicherter Waffe langsam heran. Vorsichtshalber hoben Zamorra und Nicole die Hände.
    »Sie haben keine Chance«, behauptete der Uniformierte. »Ich habe Verstärkung herbeigefunkt. Geben Sie auf.«
    »Das mit der Verstärkung ist eine gute Idee«, sagte Zamorra.
    »Wo ist der Detektivsergeant?« fragte der Beamte scharf.
    »Ich fürchte, das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Zamorra ruhig. »Wollen Sie die wirklich hören? Unterdessen entwischt uns der Mörder vielleicht!«
    »Mörder?«
    Zamorra nickte. »Da drüben liegt ar Brazhes Dienstwaffe. Er wollte uns ermorden. ›Auf der Flucht erschießen‹, nannte er das. Als Tote hätten wir nicht mehr gegen ihn aussagen können. Als er merkte, daß er mit uns nicht fertig wurde, ist er geflohen. Sehen Sie die Sträucher dort, die abgeknickten Zweige, die Kleidungsfetzen? Er hat sich davongemacht.«
    Der Beamte zögerte. »Nennen Sie mir einen triftigen Grund, weshalb ich an Ihre wilde Story glauben sollte.«
    »Zwei Gründe«, sagte Zamorra. »Daß ar Brazh durch die Büsche geflüchtet ist, läßt sich sehen und nicht widerlegen, und theoretisch hätte er jetzt, da Sie hier sind, die Möglichkeit, zurückzukehren. Tut er aber nicht. Grund zwei: wenn wir wirklich als die Schuldigen angesichts erdrückender Beweise hätten fliehen wollen, warum sind wir dann immer noch hier und plaudern locker mit Ihnen?«
    »Sie könnten ihn ermordet haben. Vielleicht waren Sie es, der den Schuß abfeuerte.«
    »Dann müßte mir klar sein, daß sich meine Fingerabdrücke an der Waffe befänden. Handschuhe trage ich nicht. Ist ein bißchen unlogisch, nicht wahr?« Zamorra sah sorgsam nach dem Schatten des Mannes, aber diesmal sah er keinen Wolf. Allerdings sah er auch keinen Anlaß, dem Beamten von ar Brazhes unheimlicher Verwandlung zu erzählen. Das würde den Mann erst recht überfordern.
    »Es gibt noch einen dritten Grund«, warf Nicole ein. »Warum ging er das Risiko ein, allein mit uns hierher zu kommen und Sie am Wagen zu lassen? Wahrscheinlich plante er da schon, uns zu töten.«
    »Das ist die verrückteste Geschichte, die ich jemals gehört habe«, sagte der Polizist.
    Du kannst froh sein, mon ami, daß dir niemand die wirkliche Geschichte erzählt. Die ist noch verrückter! dachte Zamorra. Und während der Polizist noch auf die Verstärkung wartete und über die Story nachgrübelte, rätselte Zamorra an zwei anderen Fragen.
    Warum hatte der Werwolf ar Brazh zuerst als Polizist versucht, Zamorra mit seiner Dienstwaffe zu töten? Warum hatte er nicht sofort als Werwolf angegriffen? So wie das Amulett des lykanthropische Element in ihm nicht erkannt hatte, hatte er seinerseits auch nicht auf das Amulett reagiert, konnte also kaum wissen, mit wem er es wirklich zu tun hatte - es sei denn, in den Unterlagen, die zu dem aus Paris gefaxten Bild gehörten, stand, daß Zamorra ein Dämonenjäger war. Aber es war fraglich, ob dergleichen in offiziellen Papieren Erwähnung fand.
    Die zweite Frage lautete: Wer war Mikel ar Brazh wirklich? Arbeitete er allein, oder gehörte er zu einem Rudel? Hatte er auch Yvette Manderon und die Cinans getötet?
    Und wer konnte ihn fortan aufhalten?

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