Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gehört der Wagen jetzt. Er hat ihn damals für ein paar Dollar gekauft, nachdem die Polizei die Beschlagnahme aufgehoben hat. Der alte Taylor spinnt. Er sammelt immer Sachen, die mit Verbrechen Zusammenhängen. Weißt du, so was Ähnliches wie ein Kriminalmuseum«, berichtete Heymes. »Am liebsten hätte er ja auch die Originalpolster darin gelassen, aber jetzt hat ihn wohl eine Feder in sein Sitzfleisch gestochen. Deshalb will er neue Polster darin haben, obwohl die mehr kosten, als der ganze Schlitten wert ist. Uns soll es gleich sein…«
    »Meine ich auch«, bestätigte Carpenter.
    »Paß auf!« sagte Heymes. Er stellte sich in Positur und hob die Sitzbank mit beiden Händen über den Kopf. Mit gewaltigem Schwung schleuderte er sie dann über eine Entfernung von fast acht Yard bis zu dem Haufen unbrauchbarer Polsterteile, die für einen Altmaterialhändler gesammelt wurden.
    Die Sitzbank landete staubend und federnd auf dem Stapel.
    »Gut, was?« fragte Heymes.
    Doch Carpenter hatte gar nicht auf die sportliche Leistung seines Kollegen geachtet. Seine Aufmerksamkeit galt vielmehr einem Blatt Papier, das aus der Sitzbank herausgefallen und auf den Boden gesegelt war. Er stand jetzt dort, wo er das Blatt aufgehoben hatte, und las.
    »Was hast du denn da?« fragte Heymes.
    »Ich glaube«, antwortete Carpenter, »es ist wieder etwas für das Kriminalmuseum von diesem alten Taylor.«
    »Was denn?« Heymes trat näher und warf einen Blick auf das Schriftstück.
    Plötzlich wurde dem Jungen heiß. »Gib her!« sagte er mit rauher Stimme. Er nahm das Blatt Papier und betrachtete es genau. Es war eine Fotokopie. »Vertraulich« stand quer über den Briefkopf der Lehigh Railroad.
    »Gut, was? Taylor wird sich freuen!« meinte Carpenter.
    »Spinnst du?« fragte Heymes. »Hast du nicht gesehen, was das ist?«
    »Doch«, wunderte sich Carpenter, »das ist eine Liste über irgendwelche Transporte.«
    Heymes lachte kurz auf. »Irgendwelche Transporte ist gut! Boy, das ist eine vertrauliche Liste über Geldtransporte, die in diesem Jahr über die Lehigh Railroad laufen! Mit allen Einzelheiten, verstehst du?«
    »Mensch, Ritchie, die müssen wir der Polizei geben!« sagte Carpenter erschrocken.
    Richard Heymes sah seinen Kollegen mitleidig an. »Den Bullen?« fragte er. »Ich bin doch nicht blöd! Was meinst du, was gewisse Leute für diese Liste bezahlen?«
    »Welche Leute?« wollte Carpenter wissen.
    »Wer interessiert sich wohl für Geldtransporte, die über irgendeine Eisenbahn laufen?« fragte Heymes spöttisch.
    »Du bist wahnsinnig!« Carpenter begriff, was sein Kollege mit der unerwartet aufgetauchten Liste vorhatte. »Das sind doch Gangster, die sich für die Liste interessieren. Das können wir nicht machen!«
    »Wenn es um Millionen geht, kenne ich nichts!« sagte Ritchie Heymes fest entschlossen. »Du brauchst ja nicht mitzumachen, wenn du nicht willst!«
    ***
    In Bruchteilen von Sekunden schossen mir die Gedanken durch den Kopf. Ich brauchte gar nicht mehr zu schauen, denn ich wußte, wie es auf der Kreuzung aussah. Es mußte einfach eine Katastrophe geben, wenn die Handgranate, die der zuletzt aus dem Wagen gekommene Gangster in der Hand hielt, hier detonierte.
    »Nein!« brüllte ich verzweifelt.
    Und dann sprang ich. Hart prallte ich gegen den Gangster. Noch im Augenblick des Anpralls riß ich beide Hände nach oben. Mit eiserner Gewalt umklammerte ich seine rechte Hand, in der er die Handgranate hielt.
    Er wehrte sich verzweifelt. Mit einer raschen Bewegung versuchte er, mich abzuschütteln. Ich hielt ihn weiter.
    »Hund!« zischte er mit zornrotem Gesicht.
    Phil merkte, daß ich in Bedrängnis war. Er flog heran, sprang den Gangster an.
    »Vorsicht, Phil, laß ihn!« keuchte ich.
    Phil wollte ihn gerade zurückreißen. Er wußte noch nicht, was los war. Der Mann durfte seine rechte Hand nicht freibekommen. Ein schneller Blick in seine Äugen reichte mir. Mein Gegner war wild entschlossen, seine Wahnsinnstat auszuführen. Er wußte, daß er nichts mehr zu verlieren hatte. Und er wollte die Katastrophe.
    Die Erregung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Seine Hand wurde schweißnaß und glitschig. Von Sekunde zu Sekunde wurde es schwerer, ihn festzuhalten. Ein Sekundenbruchteil würde ihm genügen, das schwarze stählerne Ei loszulassen.
    Dann mußte die Katastrophe kommen.
    In diesem Augenblick gellten Sirenen auf. Ich dachte an Captain Hywood, der ja im Police Headquarter in der Centre Street vor dem

Weitere Kostenlose Bücher