0492 - Dem Henker gestohlen
Bildschirm der TV-Verkehrsüberwachung die ganze Zeit gesessen hatte. Unser Kollege von der Stadtpolizei hatte alles beobachtet. Einzelheiten konnte er zwar nicht erkannt haben, aber sicher hatte er gesehen, daß hier eine Gefahr lauerte.
Die Sirenen kamen näher.
Zuckende Rotlichter kamen.
»Yogger und seine Leute abführen lassen!« rief ich Phil zu.
»Okay, Jerry!« sagte Phil und gab die Anweisung an einen unserer Leute weiter. Der spurtete sofort los. Gleich darauf bahnten sich die Polizeibeamten des Einsatzkommandos einen Weg zu uns durch. Andere begannen, sich um den Verkehr auf der verstopften Kreuzung zu kümmern.
»Freimachen?« fragte mich Steve Dillaggio.
»Ja, schnellstens! Und riegelt mich mit diesem Mann ab!«
Mein Gegner wehrte sich wieder verzweifelt. Er sah, daß die Zeit gegen ihn arbeitete. Noch einmal setzte er alles daran, seine Hand zu befreien. Er zappelte wie ein Fisch an der Angel.
Er stürzte, und ich ließ mich ebenfalls fallen. Er krachte auf den Asphalt der Straße, und ich lag auf ihm. Sein rechter Arm knickte im Ellbogen ab und lag so, daß ich jetzt seine Hand mit Leichtigkeit festhalten und zudrücken konnte.
Um uns herum standen plötzlich Dutzende von Uniformierten. Sie bildeten einen dichten Sperring. Außerhalb dieses Ringes heulten Motoren auf, und ich hörte die lauten Anweisungen der Polizisten.
Der Mann lag auf dem Boden und atmete schwer. Er schaute mich mit einem Blick an, der mich frieren ließ. Aus seinen Augen leuchtete Haß.
»Du entgehst ihr nicht, Bulle!« flüsterte er. »Du entgehst ihr ebenso wenig wie ich! Niemand kann daran noch etwas ändern!«
»Abwarten«, sagte ich.
»Ist etwas?« fragte mein Freund Phil besorgt.
»Nein«, erwiderte ich, »nichts weiter. Er hat mir nur gesagt, daß er Lust hat, mit mir zusammen in die Luft zu fliegen.«
»Das könnte ihm so passen«, schimpfte Phil, »mit einem G-man zusammen. Er hat doch vermutlich sein Leben lang keinen Wert auf unsere Gesellschaft gelegt.«
»Schweinehunde!« zischte der Mann mit der Handgranate.
»Wie sieht es auf der Kreuzung aus?« fragte ich Phil.
»Gleich leer«, sagte er nach einem schnellen. Blick in die Runde. »An den nächsten Kreuzungen wird der gesamte Verkehr umgeleitet. Gleich ist es hier so still wie an einem langen Wochenende.«
»Wir müssen uns noch um diesen Servicewagen…«
Phil winkte ab. »Während du hier am hellen Mittag mit Handgranaten spielst, ist das schon alles über die Bühne gegangen. Du darfst nicht das Fernsehgerät über der Kreuzung vergessen!«
Ich nickte. »Wie bin ich denn auf dem Bildschirm?«
»Wir können uns ja die Aufzeichnung ansehen«, schlug Phil vor. Er kniete jetzt neben uns und hielt ebenfalls das Handgelenk des Mannes mit der Handgranate fest.
»Laßt mich los!« zischte er.
»Witzbold!« sagte Phil.
»Ich gebe es auf!« war die Antwort des Gangsters.
»Du vielleicht. Aber deine Handgranate nicht!« erwiderte Phil gelassen.
»Daran ändert ihr doch nichts!« sagte er gehässig.
Eine Antwort brauchten wir ihm nicht zu geben. Eine Sirene klang über die jetzt stille Kreuzung, und einer unserer Spezialwagen rollte neben uns aus. Jonny Forster, unser Sprengstoffexperte, stieg aus und kam schnell heran. Mit einem Blick überschaute er die Situation.
»Umgebung räumen!« ordnete er noch einmal an und zeigte auf vereinzelte Fußgänger, die irgendwo aus den Häusern gekommen waren. Weitere Cops schwärmten aus, besetzten die umliegenden Hauseingänge.
Forster winkte ein paar seiner Spezialisten heran. Er selbst übernahm das Handgelenk des Mannes mit der Handgranate. Phil konnte sich entfernen. Ein zweiter Mann aus Försters Team schob seine Hände unter meine. Blitzschnell umklammerte er die Faust, die die Handgranate hielt.
»Sandsäcke! Arzt!« befahl Forster. Mir gab er einen Wink, etwas wegzugehen.
Der .Rest war Routine. Zwischen dem Mann und seiner Faust wurde ein Sandsackwall über seinen Arm gebaut. Die Gegenwehr des Mannes erstarb schnell.
Unser Arzt gab ihm für alle Fälle eine Spritze, die ihn erst einmal einschlafen ließ.
Drei Sprengstoffexperten knieten neben dem Sandsackwall. Wenn sie weiße Kittel angehabt hätten, wäre es fast eine Szene aus einem Operationssaal gewesen. Ich stand an der Straßenecke und schaute zu. Es war nicht viel zu sehen.
Nach knapp drei Minuten erhob sich Jonny Forster. Während seine Leute die Sandsäcke wegräumten, kam Jonny über die Straße zu mir. In seiner Rechten hielt er die
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