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0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagen?«
    »Cotton«, sagte er dann und kam um seinen Schreibtisch herum, »verstehen Sie mich! Ich kann nichts sagen. Es ist kein Geheimnis, daß ich gezwungen wurde, Touchney zu verteidigen. Ich sagte Ihnen auch, wie ich dazu gezwungen wurde. Aber mehr kann ich nicht sagen. Ich kenne die Drohungen der Gegenseite, Cotton. Die Sache ist vorbei. Ich bitte Sie, lassen Sie es auch dabei. Oder halten Sie sich an diesen Yogger. Vermutlich weiß der Mann mehr als ich.«
    Ich stutzte. »Sagten Sie Yogger?«
    »Ja«, sagte er. »Warum?«
    »Woher kennen Sie den Namen?«
    »Mein Gott«, sagte er, »er steht doch in den Zeitungen! Da war doch gestern dieser Zwischenfall auf dieser Kreuzung…« Ich nickte.
    »Eine Frage noch«, sagte ich dann, als ich schon bereit war, zur Tür zu gehen, »wissen Sie, warum Touchney diesen Pedro Gonzales erschossen hat?«
    »Mr. Cotton«, sagte er kühl, »laut rechtskräftigem Spruch der Geschworenen hat mein Mandant diesen Pedro Gonzales nicht erschossen!«
    »Er hat es heute selbst zugegeben, Mr. Nicholson!«
    »So? Wenn Sie neues Material haben, Mr. Cotton, dann steht es Ihnen frei, ein neues Verfahren gegen Touchney eröffnen zu lassen. Mein Mandat für ihn ist erloschen. Mich interessiert es nicht mehr.«
    Ich ging zur Tür.
    »Falls Sie wieder gezwungen werden sollten, sich für den Fall zu interessieren«, sagte ich, »dann finden Sie Ihren Mandanten im New York Hospital, Zimmer 812. Guten Abend!«
    ***
    Die füllige Blondine zog die Beine ganz hoch und legte sich so auf die Bartheke, daß Phil gar nicht anders konnte, als die Konstruktion der modern bestrumpften Gehwerkzeuge genau zu betrachten.
    »Gefällt dir die Bronx so gut?« fragte er lässig.
    »Warum?« fragte sie zurück.
    »Mit den Beinen könntest du doch in Hollywood so viel Kohlen machen, daß du für die nächsten dreißig Jahre ausbesorgt hättest!«
    »So?« sagte sie lauernd.
    »Meinst du nicht, Mieze?«
    »Möglich, Bär. Aber ich will nicht. Ich pfeife auf die Kohlen!«
    »Hier hinter der Bar mußt du doch auch arbeiten«, stellte Phil fest. »Oder machst du das aus Vergnügen?«
    »Du hast es erraten. Ich mache das aus Vergnügen. Dabei lerne ich nämlich solche Männer kennen wie dich. Oder meinst du, Hitchcock wäre mein Typ?« Sie zupfte beharrlich an ihrem Ausschnitt herum, obwohl es da gar nichts zu zupfen gab. Es war alles in Ordnung, wie Phil unschwer feststellen konnte.
    »Es muß ja nicht gerade Hitchcock sein«, meinte er. »Wie wäre es denn einmal mit George Nader?«
    »Nee«, sagte sie, »den mag ich schon gar nicht. Der spielt ja immer FBI-Agent. Die kann ich nicht ausstehen, diese Kerle!«
    »Ich auch nicht«, sagte Phil.
    »Siehst du«, nickte sie. »Bist du neu hier in der Gegend? Ich habe dich noch nie gesehen.«
    »Schade, daß wir uns erst heute kennenlernen«, sagte Phil überzeugend. »Aber ich bin tatsächlich neu hier, und früher konnte ich nicht kommen. Bis jetzt war ich in Boston.«
    »Phh«, schüttelte sie sich, »Boston! Wie kann man nur.«
    »Ganz meine Meinung. Aber sie haben mich nicht früher weggelassen!«
    »Ach so!« verstand sie. »Aber dafür hast du eine ganz gesunde Gesichtsfarbe!«
    Phil lachte. »Das mache ich immer, wenn ich aus dem Knast komme. Mein erster Weg führt mich dorthin, wo eine Höhensonne steht. Für zwei Dollar sehe Ich dann so aus, als käme ich direkt aus dem Urlaub.«
    »Warum hast du gesessen?« fragte sie und schenkte Phil unaufgefordert einen neuen Whisky ein. »Geht auf meine Rechnung«, sagte sie dazu.
    »Kommt nicht in Frage!« erwiderte Phil und warf einen Dollar auf die Theke. »Ich habe ja schließlich staatliche Reisespesen!«
    Sie lachte und zeigte dabei ein Gebiß, daß sogar für Hollywood noch zu schade gewesen wäre. »Der Witz ist gut, muß ich mir merken! Aber du hast noch nicht gesagt, warum du auf Urlaub warst.«
    »Doch«, sagte Phil, »wir haben darüber gesprochen. Weil ich die Kerle vom FBI nicht leiden kann. Und die mich auch nicht. Es erwischt halt immer die Falschen.«
    »Wie meinst du das wieder?« fragte die Blondine.
    »Habe die Zeitungen gelesen. Diesen, wie heißt er? Ach so: Touchney, den haben sie laufenlassen!«
    Die Blondine lachte schallend. Phil betrachtete sie verwundert. Dafür erntete er ein Augenzwinkern. Sie winkte ihn mit dem Zeigefinger heran. Er beugte sich über die Theke. Mit der linken Hand zog sie sein Gesicht in ihr dichtes blondes Haar. Er roch den Duft eines sehr teuren Haarsprays. Und dann hörte er

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