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0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Halfter und laß das Ding fallen. Aber auf den Rasen, wenn ich bitten darf!«
    Ich mußte mir eingestehen, daß mir der unbekannte Gegner meines Freundes in dieser Hinsicht gefiel. Unser Waffenmeister hat das nämlich nicht so gern, wenn wir ihm immer wieder 38er zum Umtausch bringen, die mit dem Lauf irgendwo auf Asphalt, Pflaster oder Beton gefallen sind und das Korn verbogen haben. Rasen ist nicht so schlimm. Es war direkt eine gute Idee von dem unbekannten Widersacher Phils.
    Phil schien aber nicht der Meinung zu sein.
    »Hey, Freund«, rief er in die Gegend. »Was heißt hier Schießeisen? So was habe ich leider nicht. Aber wenn du eine günstige Gelegenheit weißt, wo ich eins kaufen kann — ich bin nämlich gestern erst aus dem Staatsgefängnis von Massa…«
    »Du bist gestern mit den Bullen auf der Kreuzung bei Yogger herumgelaufen«, antwortete der Unbekannte barsch.
    »Auf welcher Kreuzung?« fragte Phil. Er war zum Theaterspielen mindestens ebenso gut in Form wie gestern der Cop auf der Kreuzung.
    Der Gegner wurde unsicher.
    »Auf der 69th Street, verdammt«, rumorte er.
    »Wo is‘n die?« fragte Phil mit der Unschuld eines Verteidigungsministers, der von nichts etwas weiß.
    Ich hatte meine 38er schon längst in der Hand und beobachtete die Szene mit großem Vergnügen.
    Hinter Phil, etwa acht Schritt entfernt, standen sechs Mülltonnen in einer Reihe. Eine der Tonnen bewegte sich plötzlich. Wenn sich Mülltonnen ohne äußeren Anlaß bewegen, so hat das immer einen Grund. Laufen können die Dinger nicht, sonst würde die Stadtverwaltung viel Geld sparen. Das wäre ein Bild — die Mülltonnen unterwegs zur Müllverbrennungsanlage. Zu Fuß.
    Ich lachte lautlos.
    »Was ist denn, Mister?« fragte eine Stimme neben mir.
    Ein Blick zur Seite. »Beatles oder Rolling Stones?« fragte ich den Langmähnigen, der plötzlich aufgetaucht war.
    »Mensch, Mister«, sagte er, »Beatles natürlich. Die kommen doch jetzt zu uns. Was is‘n da los?«
    »Einer sitzt hinter den Mülltonnen und bedroht den anderen. Das soll ein G-man sein, meint der hinter den Eimern!«
    »Und Sie?« Er schaute kritisch auf meine Waffe.
    »Was meinst du?«
    Er schnaubte verächtlich. »Mister, wenn du ein G-man wärst, würdest du deinem Freund helfen. Also bist du ein Mobster! Aber das sag ich dir: Ich helfe jetzt dem G-man, und wenn du etwas dagegen hast, mußt du erst mich umbringen! Der G-man wird mich rächen!«
    Er machte tatsächlich Anstalten, loszuspurten, um Phil zu helfen.
    »Bleib stehen!« sagte ich schnell. »Ich bin G-man. Drüben das ist mein Freund. Er ist kaum in Gefahr, denn ich stehe hier gut!«
    »Mensch«, sagte er, »Nerven habt ihr!«
    »Psst!«
    Hinter den Mülltonnen tauchte ein wunderliches Wesen auf. Ein Kerl wie ein Geldschrank. Weißer Hut mit einem blauen Band. Gelbes Sommerjackett, rosa Hemd mit schwarzem oder dunkelblauem Schlips. Rostrote enge Hosen.
    »Thomas!« sagte mein Beatle verwundert. »Dieser Penner! Das sieht ihm ähnlich! Aus dem Hinterhalt einen G-man bedrohen! Dabei ist er so feig wie sonst was!«
    »Er hat eine Waffe!« warnte ich.
    Der Beatle winkte ab. »Sowie er einen zweiten Mann sieht, wirft er sie weg.«
    Dieser Thomas näherte sich langsam Phil. Ich wollte schon einschreiten, als ich sah, wie er seine Pistole einsteckte.
    »Hey«, sagte er laut zu Phil, »kommst du wirklich aus dem Knast?«
    »Ja«, sagte Phil ebenso laut.
    »Dreh dich um«, forderte Thomas.
    Phil folgte dem Befehl. Langsam drehte er sich um. Als er die merkwürdige Gestalt sah, wollte er die Hände herunternehmen. Dagegen hatte aber Thomas wieder etwas.
    »Du!« mahnte er. Dann ging er noch einen Schritt auf Phil zu. »Mach die Jacke auf!« forderte er.
    Phil nahm nun doch die Hände herunter, denn er konnte ja nicht einfach die Knöpfe wegfliegen lassen. Dieser Thomas schien das auch einzusehen. Vorsichtshalber tastete er aber doch wieder nach seiner Pistole. Es war zu spät.
    Phil kann aus dem Stand fast so schön springen wie ein bengalischer Tiger. Das machte er jetzt vor. Er sprang, und im Sprung ließ er seine Faust vorschnellen.
    »Mensch«, staunte mein Beatle.
    Thomas flog, wie von einem Tornado erfaßt, in die Richtung, aus der er gekommen war. Krachend landete er inmitten der sechs Mülltonnen. Sie machten sich jetzt wirklich selbständig. Mit einem infernalischen Getöse stürzten sie um. Der Inhalt gab den richtigen Rahmen für den bunten Thomas ab.
    »Das ist ‘ne dufte Show!« äußerte sich mein

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