Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
daß er scharf nachdachte.
    »Eine Bierbar könnte es gewesen sein«, meinte er nach einer kurzen Weile.
    »Eine Bierbar?« fuhr ich hoch. »Etwa in der Bronx? Macy Place?«
    Doch Carpenter schüttelte den Kopf. »Nein, so hieß das bestimmt nicht. Es war eine niedrige Straßennummer, ganz sicher in der Downtown. So eine zwanziger oder dreißiger Straße…«
    Auch Captain Blitcher hatte in seinem Büro einen riesigen Stadtplan von New York hängen. Ich stand auf und stellte mich davor. Mit dem Zeigefinger fuhr ich die einzelnen Straßen entlang und stellte mir in Gedanken vor, welche Kneipen dort liegen. Es gibt Hunderte oder gar Taüsende. Täglich machen neue auf, täglich andere zu. Oder werden zugemacht. 30. Straße, 31., 32…
    Mein Finger machte einen Sprung zur 34. Straße.
    »Könnte es die 34. Straße gewesen sein, Eddie?« fragte ich.
    »Ja«, meinte er, »die könnte es gewesen sein!«
    »Sagt dir der Name Hecker etwas?«
    Er atmete ganz laut auf. »Oh, verdammt, G-man — Sie haben recht! Heißt der Laden nicht Heckers Bierstube?«
    »Genauso heißt er, Eddi!«
    Ich schaute schnell auf die Uhr.
    Zwei Minuten vor eins. Hecker machte seine mittelmäßige Kneipe normalerweise um ein Uhr zu.
    »Kann ich von hier aus direkt telefonieren, das heißt, ohne die Vermittlung?« fragte ich Captain Blitcher.
    Der lächelte. »Sie können, aber die Dienstvorschrift der New York City Police besagt, daß Sie das Gespräch mit der Angabe des Grundes in eine Liste, Formblatt CP 22a Strich 314, eintragen müssen!«
    Er schob mir einen Apparat herüber. »Weißen Knopf drücken, dann haben Sie das Amt.«
    Ich brauchte vorher noch ein Telefonbuch, denn zu den vielen wichtigen Nummern, die ich auswendig kenne, gehörte nicht die von Heckers Bierstube. Ich fand sie im Buch und wählte sie.
    Der Ruf ging sechsmal hin, und ich verlor schon die Hoffnung. Aber dann meldete sich eine rauhe Stimme. »Hä? Is‘n los?«
    Die Stimme interessierte mich ebenso wenig wie die barsche Frage. Mich interessierte nur der gewaltige Lärm im Hintergrund. Stimmengewirr, das Getöse einer Musikbox und auch das Klirren eines Glases sagten mir, was ich wissen wollte.
    »Hey, Hecker«, lallte ich in den Apparat. »Hast du noch ein Bier für ’n anständigen Säufer?«
    »Du kannst mich ’mal!« bot er mir an.
    »Ich werde dich auch!« lallte ich zurück. Das war sogar die Wahrheit.
    »Wir machen sofort eine Razzia bei Hecker!« ordnete ich an.
    ***
    Das Formblatt CP 22a — 314 der New York City Police blieb in dieser Nacht unbeachtet, obwohl ich telefonierte, daß die Drähte glühten. Zuerst rief ich bei unserem Einsatzleiter in der 69. Straße an und ließ mir alle verfügbaren Leute zur Centre Street schicken.
    Danach klingelte ich Phil aus dem Bett. »Los, komm zur Centre Street — die letzte Runde ist eingeläutet!«
    Mr. High sagte ich auch Bescheid. Ich brauchte einen Großeinsatz, denn es waren verteufelt viele Punkte zu klären, und wenn wir nicht gleich handfestes Beweismaterial besaßen, hatten wir nur 24 Stunden Zeit. Länger konnten wir die bei Hecker etwas festzunehmenden Herrschaften nicht festhalten. Ich war durch die Geschichte mit dem angeblich erpreßten Rechtsanwalt Nicholson und den acht meineidigen Zeugen hinreichend gewarnt.
    Deshalb mußte auch Staatsanwalt Intosh auf seine Nachtruhe verzichten. Ich klingelte ihn ebenfalls aus dem Bett und bat ihn, auf dem schnellsten Wege in die Vierunddreißigste Straße zu kommen. Vorher sollte er aber noch sicherstellen, daß ein Ermittlungs- und Haftrichter dienstbereit war.
    Captain Blitcher und Lieutenant Gardener erledigten den Rest. Auch sie telefonierten die Leitungen heiß und stellten eine stattliche Macht der Uniformierten und der Kriminalpolizei bereit.
    Blitcher unterbrach ebenfalls die Ruhe eines schlafenden, für uns immer wichtigen Mannes. Er weckte telefonisch Captain Hywood.
    Bis zu mir herüber hörte ich die gewaltige Stimme des riesigen Offiziers aus dem Telefon klingen. »Wer? Jerry Cotton? Was will denn der um diese Zeit unternehmen?«
    »Er will zu Heckers Bierstube!«
    »Prost!« brüllte Hywood. »Ich komme!«
    Genau sechs Minuten vergingen für diese Vorbereitungen. Aber eine weitere Viertelstunde ging noch drauf, ehe unsere Bereitschaft in der Centre Street eintraf. In der Zwischenzeit war auch Hywood schon da.
    »Viertel nach eins, Jerry! Hoffentlich hat Hecker seine Bude inzwischen nicht schon dichtgemacht!« dröhnte er.
    »Hoffentlich nicht«, pflichtete

Weitere Kostenlose Bücher