0492 - Der Zug aus der Hölle
Blödsinn verzapft?« kam es aus Thuros. Mulroney schmetterte den Hörer auf die Gabel.
»Na schön«, sagte er. »Dann war es eben eine Halluzination. Es gibt diesen Sonderzug nicht. Und damit gibt es auch keinen Grund, den regulären Zug noch länger aufzuhalten. Die Fahrgäste haben ein Recht darauf, so schnell wie möglich an ihr Ziel gebracht zu werden.«
Er schob William vor sich her aus dem Büro nach draußen.
»Hören Sie, Sir. Etwas ist nicht in Ordnung. Der Fall sollte untersucht werden. In diesen Phantomzug sind insgesamt vier Menschen eingestiegen, das können Sie nicht einfach so ignorieren, Sir, zumal einer von Ihnen der Parlamentsabgeordnete Lord Saris ist.«
»Damit ist er aber gleichzeitig nicht wertvoller als die anderen Fahrgäste«, brummte Mulroney, der sich immer noch innerlich über den Anschnauzer aus Thurso aufregte und seinen Dampf jetzt an der falschen Stelle abließ. »Sind Sie sicher, daß Sie das alles nicht nur geträumt haben und daß ihr Lord jetzt nicht quietschvergnügt in gerade diesem Zug sitzt?«
»Sie haben vorhin doch selbst…«
»Wenn in Thurso kein Sonderzug eingesetzt wurde, kann hier auch kein Sonderzug gewesen sein. Das ist doch logisch, oder nicht? Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.«
Der Zug bekam die Freigabe zur Weiterfahrt und rollte aus dem Bahnhof. William schüttelte den Kopf. Er würde dieses bürokratische Denken niemals verstehen. Wie dem auch sein mochte, jemand mußte sich um den Fall kümmern, und zwar so schnell wie möglich. Da auf die Unterstützung der Bahnbediensteten nicht zu hoffen war, mußten andere darauf angesetzt werden. Experten für übersinnliche Phänomene.
Professor Zamorra.
Aber der war weit entfernt in Frankreich und würde geraume Zeit benötigen, um herzukommen. Vom Bahnhof aus ließ man William denn auch nicht telefonieren, für den öffentlichen Fernsprecher fehlte ihm das Kleingeld für ein Auslandsgespräch, und da war auch noch Lady Patricia, die so schnell wie möglich wieder in die Sicherheit von Llewellyn-Castle zurückgebracht werden mußte.
William geleitete sie zum Parkplatz und in den Rolls-Royce und fuhr die Strecke von Inverness zum Castle so schnell, wie er sie bei dieser Wetterlage noch me gefahren war. Kaum in der Burg, hängte er sich ans Telefon und versuchte Frankreich zu erreichen.
Aber nur Butler Raffael meldete sich.
»Wir haben vorhin schon versucht, Sie zu erreichen, weil wir um die Sicherheit Seiner Lordschaft fürchten müssen, aber niemand meldete sich. Nun ist Professor Zamorra bereits auf dem Weg zu Ihnen.«
In diesem Moment hielt Butler William den Professor aus Frankreich für einen Hellseher!
***
In einer Art Alarmfahrt waren Zamorra und seine Gefährtin in Nicoles Heckflossen-Cadillac zum Château Montagne hinaufgefahren. Das Umkleiden ging schnell; Gepäck brauchten sie nicht. Notfalls würden sie in Llewelly-Castle alles finden, was sie benötigten. Wichtig waren außerdem der Dhyarra-Kristall und die Strahl -waffe aus den Beständen der Dynastie. Das Amulett trug Zamorra ja ohnehin stets bei sich, wenn er Château Montagne verließ.
Eine Weile überlegte Zamorra, ob er nicht auch das Schwert Gwaiyur mitnehmen sollte. Er hatte den vagen Eindruck, daß sie diesmal erhebliche magische Machtmittel benötigen würden, wenn sie etwas ausrichten wollten. Immerhin war Lucifuge Rofocale nicht umsonst das zweitmächtigste Höllenwesen! Aber dann entschied der Parapsychologe sich dazu, Gwaiyur zurückzulassen. Das Schwert zweier Gewalten war zu unberechenbar. In ihm vereinten sich dunkle und helle magische Kräfte, da es sowohl die schwarz- als auch die weißmagischen Schmieden kennengelernt hatte. Es vermochte sich selbst auszusuchen, ob es gerade für das Gute oder für das Böse kämpfen wollte, und es konnte geschehen, daß es sich seinem Benutzer plötzlich scheinbar unmotiviert aus der Hand wand und sich gegen ihn richtete. Einer von Zamorras Freunden und Mitstreitern, der Halbdruide und Scotland-Yard-Inspektor Kerr, war vor einigen Jahren bei einem solchen Zwischenfall ums Leben gekommen. Gwaiyur hatte sich gegen ihn gewandt… Seitdem benutzte Zamorra diese mächtige Waffe nur noch in Ausnahmefällen, und ihm schien, als sei das Risiko hier und jetzt zu groß.
Eine noch effektivere Waffe wäre der dämonenvernichtende Ju-Ju-Stab gewesen. Aber der befand sich derzeit im Besitz von Robert Tendyke und war damit so gut wie unerreichbar.
»Notfalls wird ja auch noch unser
Weitere Kostenlose Bücher