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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warten könne. Dann brabbelte er etwas Unverständliches, drehte sich einmal um sich selbst, stampfte mit dem Fuß auf und war weg. Und ich konnte Türen und Fenster aufreißen und lüften, weil’s plötzlich penetrant nach Schwefel stank. Der Teufel soll ihn holen, euren Freund!«
    »Der war er ja selbst mal, und ich frage mich, ob er es inzwischen nicht wieder ist«, murmelte Zamorra. Warum hatte Amos sie nach seiner vollmundig angekündigten Hilfsbereitschaft jetzt einfach so im Stich gelassen?
    ***
    Saris murmelte eine Verwünschung. Schlagartig war es stockfinster geworden. Nicht einmal ein Notlicht brannte. Einen dermaßen totalen Stromausfall in einem Zug konnte der Lord sich beim besten Willen nicht vorstellen. Immerhin fuhr der Zug noch; das Rasseln und Donnern blieb unverändert.
    Vorsichtig richtete Saris sich auf. Er dachte an die Kratzspuren an seinem Koffer. Die deuteten darauf hin, daß sich ein Nagetier im Abteil befunden hatte. Für eine Maus waren die Krallenspuren zu groß. Eine Ratte? Vielleicht auch kein Nager, sondern eine Katze oder ein Hund? Aber ein so großes Tier mußte doch auffallen. Außerdem gab es in und an Saris’ Koffer nichts, was diese Tiere anziehen konnte. Trotzdem war er mißtrauisch geworden.
    Wann, bei Sir Henrys Geist, kam endlich das Licht wieder?
    Und dann kam es!
    Aber nicht drinnen im Abteil, sondern draußen am Fenster! Eine schwache, rötliche Helligkeit, die sich allmählich verstärkte und erste Umrisse erkennen ließ. Rotes Licht? Rauhe Wände wie unbehauener Fels? Auf dieser Strecke gab es keine Tunnels, erst recht keine, die mit rotem Licht ausgeleuchtet wurden! Und jetzt begann auch noch das Abteilfenster zu beschlagen - aber von außen!
    Das bedeutete nichts anderes, als daß es draußen extrem wärmer war als drinnen, und hier herrschten immerhin erträgliche Temperaturen, weil die Heizung immer noch funktionierte.
    Das seltsame Gefühl, das Lord Saris schon beim Betreten des Zuges gespürt hatte, wurde in ihm jetzt stärker denn je. Er murmelte eine Verwünschung. Es sah so aus, als sei er in eine Falle getappt.
    Das da draußen war keine schottische Winterlandschaft. Das war etwas ganz anderes. Und plötzlich erinnerte er sich auch daran, daß der Zug über Lautsprecher mit etwa zehnminütiger Verspätung angekündigt worden und dann entgegen der Ankündigung fast augenblicklich in den Bahnhof gerollt war!
    Eine dumpfe Beklommenheit stieg in ihm auf. Vielleicht hätte er doch besser das Flugzeug nehmen sollen! Doch wer konnte gewußt haben, daß er den Zug benutzte? Er begriff das nicht. Nur eines war ihm klar: diesmal hatte er so gut wie keine Chance. Hier im Zug war er schutzlos. Diesmal würden sie ihn erwischen, seine dämonischen Gegner, und damit war es mit der Erbfolge vorbei.
    Er dachte an die beiden Frauen und den Mann. Waren sie ebenfalls Opfer, oder gehörten sie als Akteure mit in dieses grausame, hinterhältige Spiel? Waren sie ahnungs- und hilflos, war er verpflichtet, ihnen zu helfen. Denn dann waren sie vermutlich nur deshalb in diese Lage und in diesen Zug geraten, weil sie zufällig das gleiche Etappenziel zur gleichen Reisezeit in Angriff genommen hatten.
    Er mußte etwas tun. Er mußte herausfinden, woran er bei den drei Menschen war.
    Er trat in das düsterrote Zwielicht hinaus, das inzwischen nicht nur das Abteil, sondern auch den Gang erfüllte. Aber er war noch nicht ganz draußen, als etwas fauchend und kreischend in seinem Nacken landete und seine Krallen durch den Anzugstoff in seine Haut bohrte. Gleichzeitig fächelte ihm etwas Großes klatschend um den Kopf.
    Er spürte den durchdringenden, bohrenden Schmerz, stürzte vornüber und schlug mit der Stirn gegen Metall. Fast augenblicklich befiel ihn eine tiefe Ohnmacht.
    ***
    »Was machen wir jetzt?« fragte Nicole, als sie Mostaches Lokal wieder verlassen hatte. Obgleich sie in ihrem gefütterten Kapuzenmantel nicht frieren konnte, zog sie die Arme eng um ihren Körper. »Wie kommen wir jetzt schnell genug nach Schottland?«
    »Vielleicht ist es gar nicht nötig, und Assio hat sich einen verfrühten Aprilscherz geleistet«, brummte Zamorra.
    »Wenn das jetzt ein Witz sein sollte, zeig mir doch bitte die Stelle zum Lachen.«
    »Ich kann dich auch auskitzeln, damit du lachst… natürlich hat er nicht gescherzt, denn sonst wäre ja Raffael mit seinem Telefonat durchgekommen. Es sieht wohl so aus, als würde sich momentan überhaupt niemand im Castle aufhalten.«
    »Das macht die

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