0492 - Der Zug aus der Hölle
das vibrierende Netz auf ihn zulief und ihn erreichte. Die mächtigen Beißzangen packten zu.
Der Mann stöhnte verzweifelt auf. Das Spinnengift betäubte ihn innerhalb weniger Augenblicke, so stark dosiert war es. Bald spürte er gar nichts mehr.
***
Während Mrs. Rosalynn Brightmann sich aus der Tür beugte und versuchte, nicht nur etwas von der Umgebung zu erkennen, sondern auch festzustellen, was dieser Mr. Saris, der eine Pistole in der Tasche mit sich trug, unternahm und welchen Erfolg er dabei verbuchen konnte, bemühte sich Tess McKinsey um den Mann in Saris’ Abteil. Nachdem Saris ausgestiegen war, waren sie beide auf den Bewußtlosen aufmerksam geworden. Mrs. Brightmann hat etwas von der bodenlosen Rücksichtlosigkeit eines heruntergekommenen Schurken gemurmelt, schien aber froh darüber zu sein, daß die jüngere Frau, sich des Mannes annahm, um ihn aus dem Reich der Träume zurück in die Wirklichkeit zu holen.
Endlich öffnete der Mann die Augen. Er war ziemlich verwirrt. »Kein Wunder, wenn Sie von einem Mann niedergeschlagen und von einer Frau geweckt werden«, meinte McKinsey. »Sind die in Ordnung, Sir?«
Er erhob sich; fast etwas zu schnell. »Scheint so«, murmelte er kurz angebunden.
Tess McKinsey stellte sich vor. Er nickte nur, und erst als sie anschließend drängte: »Und wie heißen Sie, Sir?« schien er zu begreifen, daß es eine Form der Höflichkeit war, daß Menschen sich einander vorstellten. »Nennen Sie mich Stockwell«, brummte er recht widerwillig, nachdem er einen verzweifelt wirkenden Blick über ihren Kopf hinweg geworfen hatte.
»Mister Saris hat Sie niedergeschlagen, nicht wahr? Warum? Was ist zwischen ihm und Ihnen vorgefallen?« drängte sie.
»Wenn Sie die Wahrheit suchen, fragen Sie diesen… Mister Saris, oder wie immer er sich schimpft«, sagte Stockwell. »Wo steckt er überhaupt?«
»Sie sind reichlich unkommunikativ«, stellte McKinsey fest.
»Das sagt man mir nach«, erwiderte er trocken und verließ das Abteil, nachdem er Saris’ Koffer noch einen, wie es McKinsey schien, sehnsüchtigen Blick zugeworfen hatte.
Auf dem Gang blieb er abrupt stehen. »Was, zum Teufel,, ist hier los?« entfuhr es ihm.
Im gleichen Moment erkannte es auch Tess McKinsey. Während sie sich um Stockwells Aufwachen bemüht hatte, hatte sie nicht auf ihre Umgebung geachtet. Jetzt stellte sie fest, daß das Zugabteil völlig anders aussah als vorher. Viel einfacher, weniger komfortabel. Sie hatte damals zwar noch nicht gelebt, aber sie fühlte sich um wenigstens dreißig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. So mußten die Eisenbahnwagen damals ausgesehen haben!
Doch wie war das möglich?
Sie trat auf den Gang hinaus, und plötzlich sah sie Mrs. Brightmann. Sie lag offenbar ohnmächtig auf dem Boden, direkt vor der Tür, die ebenfalls ihre Form verändert hatte. McKinsey stöhnte auf. »Fassen Sie an!« verlangte sie. »Wir müssen sie von der Tür wegbekommen. Am besten tragen wir sie in das Abteil.«
»Das halte ich für keine gute Idee«, sagte Stockwell trocken. »Die Sitze lassen sich nicht in Liegeposition stellen. Dafür sind sie viel zu alt.«
Tess McKinsey schluckte. Es verblüffte sie, daß Stockwell die sichtbaren Veränderungen einfach so hinnahm. »Was schlagen Sie statt dessen vor?«
»Daß wir diesem Mister Saris auf die Finger klopfen«, brummte Stockwell. »Ich bin sicher, daß er dafür verantwortlich ist. Ich werde mal nach ihm sehen.«
»Warten Sie«, bat McKinsey. »Sind Sie sicher, daß Sie dafür fit genug sind?«
»Ich wüßte nicht, aus welchem Grund ich es nicht sein sollte«, erwiderte er und trat nach draußen.
Tess McKisney seufzte. Ihr Blick fiel auf ein kleines Metallprägeschild. Unwillkürlich erstarrte sie.
Es war ein Hersteller-Schild, und es war vom Abteil aus durch die offene Tür zu lesen. Die Firma, die für die Innenausstattung des Eisenbahnwagens gesorgt hatte, hatte hier ihre »Visitenkarte« hinterlassen.
Der Firmenname lautete »Stockwell«.
***
Ein dunkler Schemen trat in Bryont Saris’ Gesichtsfeld. Der Lord preßte die Lippen zusammen. Sein Gegner war da, aber er schien seine wahre Gestalt verbergen zu wollen. Saris kämpfte gegen seine Furcht an. Das also, dieses dunkle Etwas, war der Dämon, der ihn auslöschen wollte.
Saris zog die CZ 75 und lud durch. Er schoß auf den Schemen, ohne zu zögern. Zwei, drei Projektile jagte er aus dem Lauf. Niemals hätte er so auf einen Menschen geschossen. Aber die Kreatur, die
Weitere Kostenlose Bücher