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0493 - Janes Umkehr

0493 - Janes Umkehr

Titel: 0493 - Janes Umkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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relativ groß, in der Mitte befand sich ein Loch, aus der Stein gerissen worden war. Der Mond stand über dem Gelände. Sein blasser Schein fiel direkt in das Senkenloch.
    Beim Herausziehen war der Boden aufgewühlt worden. Lehmklumpen, kleinere Steine, Wurzeln, Gräser, Kriechtiere bildeten einen Wirrwarr. Inmitten des Gewühls leuchtete etwas in einer fahlen Blässe, weil der Mondschein es betupfte.
    Es war eine Hand!
    Eine fleischlose, nur aus Knochen bestehende Klaue mit nach innen gekrümmten Fingern, auf deren Spitzen dick der Dreck lag.
    »Da!« keuchte Edwina. »Da ist sie. Die Hand des Hexenmeisters. Sie ragt aus der Erde, wie zu einem Willkommensgruß gekrümmt.« Edwina begann zu lachen. »Es ist wunderbar!« fuhr sie flüsternd fort. »Er erwartet uns. Ja, er freut sich. Der Hexenmeister weiß genau, was er zu tun hat. Er will, daß wir ihn erwecken.« Edwina verstummte und schaute sich um. »Los, meine Schwestern. Kommt, bleibt nicht länger stehen? Rutscht in sein Grab und helft mir, ihn aus dem Dunkel der Erde ins Licht des Mondes zu ziehen.« Sie begann wieder zu kichern und rieb ihre Hände, bevor sie mit gutem Beispiel voranging und den schmalen Hang hinabrutschte. Ihre Füße drückten sich in den weichen, feuchten Lehmboden. Wurzelwerk ragte hervor, als wollte es sich um die Knöchel der Hexe krallen, um Edwina zu Boden zu stoßen und in die feuchte Erde zu pressen.
    Sie überstieg die einzelnen Fallen mit sicheren Bewegungen, drehte sehr vorsichtig einen Halbkreis, weil sie auf keinen Fall das Skelett des Hexenmeisters zerstören wollte.
    Neben der aus dem Boden ragenden gekrümmten Hand blieb sie stehen und bückte sich. Dabei berührte sie streichelnd die Knochenklaue, um zu fühlen, ob möglicherweise Leben in ihr steckte.
    Noch immer in der gebückten Haltung, hob sie den Kopf an. Das bleiche Mondlicht wob in ihr graues Gesicht ein Spinnennetz.
    »Es ist so kalt«, flüsterte sie ihren Schwestern zu. »So furchtbar kalt, aber wir werden dafür Sorge tragen, daß sich dies ändert und schwarzmagisches Leben in seinen zerstörten Körper eindringt.«
    Sie winkte mit der Rechten. »Kommt herbei und helft mir!«
    Sehr vorsichtig rutschten die anderen drei Hexen in Abandurs Grabmulde.
    Wieder bildeten sie einen Kreis und warteten auf Edwinas Anweisungen.
    Die gab sie mit zitternder Stimme. Behutsam lockerte sie das feuchte Erdreich um die Knochenklaue. Brocken für Brocken nahm sie auf, zerdrückte ihn in ihren Fäusten, um die Krümel wegzuschleudern. Die anderen drei Hexen taten es ihr nach. In gebückter Haltung umstanden sie das Skelett und wühlten den Boden an der Stelle auf, wo der Unterkörper liegen mußte.
    Edwina legte den Kopf frei. Sie mußte etwas tiefer graben. Ihre spitzen Fingernägel arbeiteten dabei wie Messer. Sie stachen in das Erdreich hinein, Edwina krümmte die Finger und tastete die Umgebung ab, wo sie den Schädel vermutete.
    Einige Male nickte sie dabei, obwohl sie noch nichts gefunden hatte. Ihre kaum zu erkennenden Lippen verzogen sich zu einem wissenden Grinsen, und schließlich stieß sie einen krächzenden Laut aus, der ihre Freude darüber dokumentierte, daß sie es geschafft hatte.
    Der obere Teil des Kopfes lag frei!
    Eine blanke Schädelplatte, nur mit einem Schmutzfilm versehen, den sie behutsam abwischte. Sie führte ihre Hände über den Schädel hinweg, legte noch mehr von dem fleischlosen Kopf frei und strich über die mit alter Erde gefüllten Augenhöhlen.
    Ihre Finger arbeiteten wie kleine Schaufeln. Sie leerte die Augenhöhlen, ebenfalls die Stelle, die einmal die Nase gewesen war, außerdem die Mundhöhle.
    Endlich lag der Schädel so blank und sauber vor ihr, wie sie es sich gewünscht hatte.
    »Abandur!« flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Abandur, man hat dich lebendig begraben, doch man hat die Kräfte der Hölle unterschätzt. Der Teufel läßt niemanden im Stich. Er ist dann zur Stelle, wenn sein Diener ihn braucht.«
    Sie riß beide Arme hoch und fing an, schaurig zu lachen. Ihre Schwestern hielten in der Arbeit inne.
    Sie waren auch so gut wie fertig, denn vor den Augen der vier Hexen lag ein Skelett.
    Das Skelett!
    Abandurs Überreste. Fleisch- und hautlose Knochen, fast schon sauber und miteinander verbunden.
    Das Skelett war nicht zerstört worden. Die langen Jahre hatten ihm nicht viel anhaben können. Edwina glaubte daran, daß es auch nicht auseinanderfallen würde, wenn sie es vorsichtig anhoben.
    »Tragt es fort!« befahl sie mit

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