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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Draußen auf dem Gang stand Nichols. Er sah unglücklich aus.
    »Sir, ich…«
    »Ich sagte, daß Sie sich vor Ihrem nächsten Dienstantritt bei mir melden sollen.«
    »Sir, es ist etwas anderes! Eine Beobachtung«, stieß Nichols hervor.
    Siccine blieb stehen. »Ja? - Nun kommen Sie, erzählen Sie schon. Ihren Kopf reiße ich Ihnen ja erst nach Ihrer Freiwache ab, nicht schon jetzt. Also?«
    Nichols straffte sich. »Sie haben recht, Sir, ich war vorschriftswidrig draußen. Und da sah ich…« Er berichtete, was er beobachtet hatte.
    Siccine sah ihn nachdenklich an. »Sind Sie sicher, daß Ihre Beobachtung stimmt? Wollen Sie sich vielleicht nicht jetzt wichtig machen, damit Ihre Disziplinierung milder ausfällt?«
    Der Bootsmann seufzte. »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Ich verstehe, Sir. Aber ich habe es wirklich so gesehen. Darauf lege ich jeden Eid ab. Ich dachte, es könnte Sie interessieren.«
    »Und ob es mich interessiert«, entfuhr es dem Captain. »Befehl zurück, Bootsmann Nichols. Sie melden sich nicht extra bei mir, eine Disziplinierung entfällt ausnahmsweise. Setzen Sie Ihren Dienst fort, und versuchen Sie herauszufinden, in welcher Form es Zusammenhänge zwischen dieser Funkstörung und Ihrer Beobachtung gibt. Außerdem dürfen Sie sich ausdenken, auf welche Weise Sie mein Vertrauen zurückgewinnen können, Nichols. Verdammt noch mal, jeder baut mal Mist, und manchmal wird er dabei erwischt. Aber dann sollte man zu diesem Mist stehen und nicht nach einer dummen Lüge suchen. Nichols, hätten Sie mich auch von Ihrer Beobachtung unterrichtet, wenn ich Sie nicht aus der FuM rausgeschmissen hätte und Sie Ihr schlechtes Gewissen hätten weiterpflegen können?«
    Nichols schwieg.
    »Denken Sie mal darüber nach, Mann«, empfahl Siccine. »Das ist eine dienstliche Anweisung. Vor allem denken Sie mal darüber nach, was aus solchen kleinen Lügen entstehen kann. Das zu späte Erkennen der Ursache für eine Gefährdung im Ernstfall, zum Beispiel. Das könnte uns im Kriegsfall alle Kopf und Kragen kosten. Und wir sitzen nun mal im wahrsten Sinne des Wortes alle in einem Boot.«
    Siccine schritt davon. Er ließ einen tatsächlich nachdenklich gewordenen Bootsmann zurück.
    ***
    Verwirrt öffnete Zamorra die Augen, machte eine Drehung nach links und stürzte aus der Hängematte. Das Poltern weckte auch Nicole auf. Katzengleich sprang sie auf, erreichte den Lichtschalter. Zamorra schloß geblendet seine Augen. Er mußte sich an die Lichtflut erst einmal gewöhnen. Nicole kauerte sich neben ihn, ein wunderschöner nackter Engel, der sich um sein Wohlergehen sorgte.
    »Ich bin nicht verletzt«, brummte er und richtete sich auf. »Höchstens ein paar blaue Flecken. Verflixt…«
    Nicole grinste respektlos. »Ich habe dich gleich gewarnt«, sagte sie. »Aber du mußtest ja unbedingt in diese Hängematte klettern. Mein Lager ist zwar härter, dafür kann ich aber nicht fallen, weil ich schon unten bin.« Sie deutete auf die Decken, die sie auf dem Fußboden ausgebreitet hatte und auf denen sie sich vor ein paar Stunden noch beide ausgetobt hatten. Aber Zamorra war nicht danach, das Geplänkel fortzusetzen. Er griff nach seiner Armbanduhr, die neben dem Kleiderbündel lag. »Ein Uhr durch«, wunderte er sich. »Das gibt’s doch gar nicht. Das heißt, daß wir gerade mal etwas über eine Stunde geschlafen haben!«
    Nicole nickte. »Und du hattest nichts Besseres zu tun, als aus der Hängematte zu fallen und uns damit beide zu wecken.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mich hat etwas anderes geweckt. Da war…«
    Er verstummte wieder, sah das Amulett an, das in der Mitte der Kabine lag, bereit, sie beide gegen dämonische Angriffe zu schützen. »Es hat geleuchtet«, stieß er hervor. »Es wurde von blauen Funken umtanzt. Die Nixe - sie hat das Leuchten geschickt.«
    Nicole schwieg. Sie merkte, daß Zamorra versuchte, seine Erinnerungen in die Reihe zu bekommen, und wartete ab. »Die Nixe«, fuhr er fort. »Ich habe sie gesehen. Sie hat das Amulett zum Leuchten gebracht. Und sie hätte um ein Haar beide Schiffe zerstört.«
    Jetzt erhob Nicole Einspruch. »Meinst du nicht, daß du ihr damit etwas zuviel zutraust? Du hast das doch nur geträumt. Du hast dich den ganzen Abend mit deinen Gedanken dermaßen auf dieses Nixenbild fixiert, daß du selbst im Traum an nichts anderes mehr denken kannst. Dazu diese Orakelfrage des Amuletts… ich denke, du hast da ein paar Dinge im Traum durcheinandergewürfelt, aber damit

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