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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mußte, um überleben zu können. Auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollte. Aber es ging für sie um Sein oder Nichtsein, es ging um ihre Existenz und um ihre Erlösung. Sie hatte schon so oft gegen ihren Willen töten müssen, da machte ein weiteres Opfer wahrscheinlich keinen Unterschied mehr, vor allem, wenn die Möglichkeit bestand, daß sie später endlich Ruhe fand.
    Notgedrungen mußte sie tun, was der Fluch von ihr verlangte.
    ***
    Bootsmann Nichols war kurz an Deck gegangen, um sich die Nase mit einem Glimmstengel zu wärmen. Im Windschatten der Decksaufbauten lehnte er sich an eine Metallwand. Vor ihm glitzerte die Wasserfläche hinter dem Schanzkleid der Reling. Fast eine halbe Seemeile weiter dümpelte die ULYSSES, deren Positionslampe unaufdringlich blinkten. Nichols sah nach oben, an der sich beständig drehenden Radarantenne vorbei, auf die glitzernde Sternenpracht. Es ging kaum Wind. Wenn es so blieb, würde die ULYSSES morgen mit Motorkraft fahren müssen. Das laune Lüftlein reichte kaum aus, die Barkentine selbst bei voller Besegelung auch nur auf Schrittgeschwindigkeit zu bringen. Mit einem Wort: Flaute.
    Es war kühl. Nichols schlang die Arme um seinen Oberkörper. In der Südsee hatte er sich wohler gefühlt. Aber er hatte ja keinen Einfluß darauf, wohin die Admiralität die ANTARES schickte. Vielleicht würden sie bald wieder in wärmere Gegenden geschickt werden. Mittelmeer, Adria -wenn der Winter vorbei war. Oder noch weiter nach Süden. Dorthin, wo man beim Landgang von braunhäutigen Mädchen empfangen wurde, die wenig Kleidung und noch weniger Hemmungen hatten.
    Nichols rauchte hastiger. Es zog ihn in die Wärme unter Deck zurück. Aber da durfte er nicht, mit seinen schwarzen Filterlosen die Luft verpesten. Also mußte er raus, wenn er seiner Nikotinsucht frönen wollte. Und das wollte er eigentlich ziemlich oft.
    Über ihm knisterte es.
    Unwillkürlich sah er wieder nach oben. Um die Antennenspitzen glühte es; bläuliche Funkten tanzten wie Elmsfeuer. Sie liefen über die Metallkonstruktionen, bildeten sich plötzlich sogar auf der Reling und auf den Geschütztürmen. Erschrocken sah Nichols, daß auch die ULYSSES zu glühen schien. Ihre Masten leuchteten im Funkenflug.
    Innerhalb weniger Augenblicke war der Spuk vorbei. Alles war wieder ruhig.
    »Habe ich geträumt?« fragte sich Nichols. Er hätte sich diesen Vorfall eher erklären können, wenn sich das Leuchten auf die ANTARES beschränkt hätte. Die Masten der ULYSSES jedoch waren aus Holz. Es konnte sich also nicht um erhöhte Elekrizität in der Luft handeln, nicht um statische Erscheinungen. Außerdem roch die Luft nicht danach.
    Abermals zuckte Nichols zusammen. Für zwei Sekunden flammten Scheinwerfer aus, bestrichen Teile des Decks und der Aufbauten, und eine Sirene heulte los. Aber dann war auch das wieder vorbei. Stimmen wurden laut. Stiefel polterten über das Deck. Nichols drückte die Zigarette aus, schnipste den Stummel über Bord und kehrte in die Kabine zurück, in der er eigentlich mit drei Nichtraucher-Kameraden Dienst tun sollte. Einer sprach über die Bordverständigung mit der Brücke. Der andere schaltete an seinen Instrumenten. Er warf Nichols nur einen kurzen Blick zu. »Der Alte kommt!« stieß er hervor.
    Nichols klemmte sich schleunigst hinter sein Pult. Gerade noch rechtzeitig. Commander Siccine, in Uniformhose und T-Shirt, kam herein. »Bericht!« ordnete er knapp an.
    »Captain in FuM, Sir!« sagte der Mann ins Mikrofon, der mit der Kommandobrücke Kontakt hielt. »Bleiben Sie dran?«
    »Brücke, Ende«, kam es zurück.
    Der hochgewachsene Kapitän mit dem schon gelichteten blonden Haar sah sich um. Sein Blick blieb besonders lange auf Nichols haften, gerade so, als wisse er, daß der für ein paar Minuten seinen Dienst versäumt hatte. Der Commander war unrasiert und ungekämmt, aber seine Augen blitzten hellwach. Einer der anderen Männer erstattete Bericht. »Um null Uhr elf Ortszeit Ausschlag auf allen Instrumenten. Überladung der Empfangseinrichtungen durch Fremdenergie. Unerklärlich, Sir. Die Überladungswerte sind enorm. So einen starken Funkstrahl kann kein bekannter Sender emittieren. Selbst wenn wir direkt neben dem Sender gelegen hätten… Captain, Sir, hier ist so gut wie alles durchgebrannt.«
    William C. Siccine schnupperte. »Riecht aber nicht verbrannt«, stellte er fest.
    »Verzeihung, Sir. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meinte, die Elektronik ist ausgefallen.«
    »Was

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